Mutter Mechthild bleibt standhaft
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Kirchschletten, Dienstag, 04. August 2020
Inzwischen hat das Bamberger Amtsgericht der Äbtissin der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten wegen mehrerer Fälle von gewährtem Kirchenasyl eine "empfindliche Freiheitsstrafe" angedroht.
Marion Krüger-Hundrup Die Verhandlung hat noch gar nicht vor dem Bamberger Amtsgericht stattgefunden. Ein Urteil "im Namen des Volkes" - schuldig oder nicht schuldig - steht also aus. Und dennoch lässt ein Schreiben eben dieses Gerichts jegliche objektive Beweisaufnahme, Zeugenvernehmung, Plädoyers erst einmal außen vor und droht Äbtissin Mechthild Thürmer wegen mehrerer Fälle von gewährtem Kirchenasyl eine "empfindliche Freiheitsstrafe" an.
Dreifache Verurteilung droht
Dem Gericht sei bekannt, so heißt es in dem Brief, aus dem die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) zitiert, dass zumindest eine Asylbewerberin "derzeit noch immer in der Abtei Maria Frieden beherbergt wird". Die Äbtissin wird deswegen darauf hingewiesen, dass sie "im Falle einer entsprechenden dreifachen Verurteilung mit der Verhängung einer empfindlichen Freiheitsstrafe zu rechnen hat". Das Gericht legt ihr mit Blick auf eine mögliche Aussetzung dieser Strafe zur Bewährung "dringend" nahe, ihr Verhalten zu überdenken.
Hinweis des Anwalts
Der Hinweis ihres Anwalts auf eine Entscheidung des Amtsgerichts Landau vom 20. Mai 2020, wonach ein "offenes Kirchenasyl" eine Abschiebung nicht verhindern werde und deshalb ein strafbares Verhalten nicht vorliegen könne, liegt nach Einschätzung des Amtsgerichts Bamberg "neben der Sache".
Mutter Mechthild lässt sich von dem angebotenen "Deal" des Gerichts nicht umstimmen: "Ich bleibe ganz ruhig und standhaft", sagt sie gegenüber unserer Zeitung. Sie werde das aktuelle Kirchenasyl erst beenden, wenn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) die betreffende Frau in ein nationales Verfahren übernommen habe. Der von ihr beschützten Kurdin - "ihr geht es gut bei uns" - drohe die Abschiebung nach Bulgarien.
"Das ist doch kein Schachspiel"
"Es geht um Menschenleben, um die Zukunft junger Menschen, ich kann jetzt nicht aufgeben", sagt die 62-jährige Äbtissin. Diese Zukunft könne sie im konkreten Fall nicht opfern, nur weil sie selbst in einer juristischen Auseinandersetzung stecke: "Das ist doch kein Schachspiel!" empört sich die Benediktinerin. Fügt gleichwohl hinzu, dass "ich nicht ins Gefängnis gehen kann: Wer sorgt sich dann um die alten Schwestern?" Sie gehe aber nicht davon aus, dass sie tatsächlich zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werde, bleibt Mutter Mechthild optimistisch.
In den vergangenen Jahren hat Mutter Mechthild 28 Frauen und zwei Männern - "alles absolute Härtefälle" - in der Abtei Asyl gewährt. Und sich dabei strikt an die Verfahrensregeln gehalten, auf die sich 2015 die Kirchen mit dem Bamf im Blick auf Kirchenasyl geeinigt haben.