Druckartikel: Muss der Markt Ludwigschorgast seinen Gemeindewald verkaufen?

Muss der Markt Ludwigschorgast seinen Gemeindewald verkaufen?


Autor: Sonny Adam

Ludwigschorgast, Mittwoch, 17. Juni 2015

von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam Ludwigschorgast — Die Bewirtschaftung des Gemeindewaldes war 2014 unwirtschaftlich. Das Defizit schlug mit 6059 Euro zu Buche. Im Jahr 2008 feh...


von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam

Ludwigschorgast — Die Bewirtschaftung des Gemeindewaldes war 2014 unwirtschaftlich. Das Defizit schlug mit 6059 Euro zu Buche. Im Jahr 2008 fehlten sogar 16 234 Euro und im Jahr 2007 mehr als 10 000 Euro. Bis auf 2004, als viel Borkenkäferholz anfiel (plus 42 245 Euro) fiel die Bilanz immer negativ aus. Das hat jetzt die Rechnungsprüfungsstelle des Landratsamts zu der Forderung veranlasst, die Gemeinde möge ein Konzept ausarbeiten, wie Defizite dauerhaft vermieden werden könnten.
Das Minimalziel müsse ein ausgeglichener Haushalt sein. "Sollte sich herausstellen, dass dies nicht möglich ist, muss die Aufgabe des forstwirtschaftlichen Betriebs in Erwägung gezogen werden", schrieben die Rechnungsprüfer.
In der Sitzung des Marktgemeinderats legte Försterin Carmen Hombach von der Waldbesitzervereinigung den Sachverhalt dar. Demnach sind in dem rund 50 Hektar großen Gemeindewald vor allem junge Bäume bis 25 Jahre zu finden, aber kaum ältere. Auch seien die Flächen nicht voll bepflanzt. Deshalb werde der Normalzuwachs von sechs Festmetern pro Jahr und Hektar nicht erreicht. Im Gemeindewald sei nur ein Zuwachs von 4,1 Festmetern möglich. "Unser Problem ist, dass der Wald eben langsam wächst."
Werden die Personalkosten ausgeklammert, würden die Einnahmen die Sachkosten weitgehend decken. "Aber das Personal arbeitet auch auf den Spielplätzen, auf dem Friedhof - und in solchen Bereichen wird auch kein Gewinn erzielt", merkte Hombach an. Zudem handle es sich bei 20 Hektar Fläche um Schutzwald. "Der Schutzwald muss bewirtschaftet werden, um ihn zu erhalten."

Investitionen und Jagdprobleme

In den vergangenen Jahren wurde in den Gemeindewald investiert, es wurden Wege gebaut und die notwendige Kulturpflege durchgeführt. "Und wir haben eben auch eine Jagdproblematik, mit der wir leben müssen. Verjüngung kommt ohne Zäunung nicht auf - und jeder Meter Zaun kostet 15 Euro."
Als Ausweg regte die Försterin an, die Arbeiten im Wald zu Pauschalpreisen zu vergeben. So könnten diese auf das Nötigste reduziert werden. Und für die Beschäftigten im Bauhof könnte man ein Zeitkontingent für die Tätigkeiten im Wald festlegen.
Von einem Waldverkauf riet Carmen Hombach ab. "Der Erlös ist gering und man verliert die Einflussmöglichkeit. Wir würden auch die Vorbildfunktion verlieren." Außerdem gehe die jetzt begründete Wertschöpfung verloren.
"Ich kann bei einem Defizit von 7300 Euro im Jahr den Gedanken, den Wald zu verkaufen, in keinster Weise nachvollziehen", monierte Tobias Braunersreuther (SPD/OL), und seine Fraktionskollegin Monika Obermeyer applaudierte. Auch Klaus-Peter Kugler (SPD/OL), Roland Konrad (CSU) und Hermann Hildner (CSU) konnten sich mit einem Verkauf nicht anfreunden. Das Gremium beschloss, den Rechnungsprüfern eine Stellungnahme mit Einsparpotenzial zu übermitteln.
Außerdem stellte Carmen Hombach den Bewirtschaftungsplan für den Gemeindewald vor. In Ziegenstall und Rödelstaude sollen Durchforstungen und Holzernten getätigt werden. Außerdem müsste ein Rückeweg in Ziegenstall verbreitert werden. Bestandsbegründungen seien in diesem Jahr nicht vorgesehen.
Deshalb rechnet man mit einem Betriebsergebnis von 1070 Euro. "Unsere Schwerpunkte müssen die Jungdurchforstung und die Jungbestandspflege sein", so Hombach. Anfang Juli will der Gemeinderat eine Waldbegehung durchführen.