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Muss auch die Musik Corona weichen?


Autor: Monika Schütz

Bad Staffelstein, Montag, 08. Juni 2020

Die Planungen liefen auf Hochtouren, dann kam Corona: Der Förderverein Loffeld muss die Feiern zum Zehnjährigen teilweise absagen.
Spontanes Ständchen: Dieser Flügel stand einst im Musikzimmer des Professors in den Niederlanden.  Fotos: Monika Schütz


Loffeld  — Die Flyer liegen bereit. 400 Stück sind es, die im Tourismusbüro der Stadt, im Rathaus, bei den Mitgliedern, Bekannten und Freunden, bei den Loffeldern und auch bei Sponsoren verteilt werden sollen. Dann werden letzte Details zum Fest besprochen: es ist Anfang März 2020. Bei der Jahreshauptversammlung des "Förderverein alte Schule Loffeld e.V." wissen Professor Harry Ries und seine Vorstandskollegen noch nicht, dass fast alle Aktivitäten, die der Verein zum 10-jährigen Jubiläum plant - ausfallen.

"Dann brach die Corona-Krise aus - es war Feierabend." Es klingt traurig und enttäuscht, was der Professor drei Monate später beim Pressetermin erzählt. Da haben die einheimischen Zeitungen bereits die Absage der ersten sechs Konzerte veröffentlicht. Weitere werden wohl folgen. Eine herbe Enttäuschung für den "Professor für Posaune und Kammermusik", für den Musiker aus Leidenschaft, der 45 Jahre lang beim Sinfonie Orchester des WDR in Köln gespielt hat.

Für den Mann, der an der Musikhochschule in Maastricht/ Niederlande unterrichtet hat und auch als Gastdozent in Köln. Er wohnt nur 500 Meter neben der deutschen Grenze entfernt in Kerkrade, spricht neben deutsch und holländisch auch englisch und französisch. Sein zweiter Wohnsitz aber ist in Loffeld. Hier gefällt ihm neben der schönen Natur vor allem die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Einheimischen. Hier geht er gerne mit seiner Ehegattin Margriet und den beiden Hunden spazieren. Hier sammelt er auch Ideen für Veranstaltungen. So ein Konzert habe eine Vorlaufzeit von mindestens einem halben Jahr, sagt er. Zuerst werde nach einem passenden Auftrittsort gesucht, sei es der Loffelder Brauereisaal, ein Biergarten, die Seebühne oder eine der wunderschönen Kirchen in Bad Staffelstein.

Sorgfältige Planung

Die Anreise der Musiker und Ensembles müsse genau so sorgfältig geplant werden, wie die Unterbringung der Künstler. Da bräuchte er schon mal Quartier für bis zu 85 Personen. Zusätzlich sucht er immer ein kleines Unterhaltungsprogramm für die auftretenden Künstler aus: Schließlich sind manche der Musiker aus Belgien, Niederlande, Schweiz und auch Japan zum ersten Mal in Oberfranken. All das hat er als erster Vorstand des Fördervereins bereits für das Jubiläumsjahr 2020 hinter sich gebracht. Und er hatte sogar eine besondere Überraschung vorbereitet: eine Überraschung, die weder im Flyer aufgeführt war, noch seinen Vorstandskollegen bekannt war. Zum Dorffest am 20. Juni wäre die große Bigband "Metropole Orchester", die Radio- und Fernseh Bigband der Niederlande mit Highlights aus den 1960er und 1970er Jahren aufgetreten. "Das wäre meine Überraschung gewesen", so Harry Ries.

Abstecher nach Loffeld

Das Orchester sollte sich zu diesem Zeitpunkt auf Deutschlandtournee befinden und einen Abstecher nach Loffeld machen. So zumindest der Plan vor Corona. Doch nun fällt auch das Dorffest aus, genau wie das Konzert  am 18. Juli in der Evangelischen Kirche. Noch hat der 73-Jährige aber Hoffnung, dass die beiden Veranstaltungen im Winter stattfinden können: das Konzert mit dem Bläserensemble Helikon/Niederlande am 28. November und das Jahresabschlusskonzert mit dem Consortium Musicum am 27. Dezember - beides in der Pfarrkirche St. Kilian. Junge Musiker zu fördern, das ist der Grundgedanke des im März 2010 gegründeten Fördervereins. Zuvor schon traten viele Chöre und Kammermusikgruppen in Bad Staffelstein und Loffeld auf, ab 2004 organisiert von Harry Ries, danach vom Förderverein.

Aus Holland nach Loffeld

Zu dieser Zeit zog auch der Flügel des Meisters von Holland um nach Loffeld. Die damalige Spedition Kraus und Papst führte den Transport durch, die Stadt Bad Staffelstein übernahm die Kosten. "Das ist mein Flügel, der hier steht", freut sich der Musikprofessor. Er steht vom Tisch auf und setzt sich an das große schwarzglänzende Instrument. Er spielt auf eine fröhliche Weise.

Auch wenn die Pläne des Vereins für dieses Jahr über den Haufen geworfen werden mussten, wird der Professor weiter Werbung für seine Leidenschaft, die Musik, machen, im Internet und per Flyer die Auftrittsorte vorstellen und Musiker einladen. Anreise und Unterkunft übernimmt der Förderverein - die Künstler treten dafür gerne ohne Gage auf. Nur eine einzige Bedingung hat Harry Ries, der sich vor einer Einladung jede Gruppe und jedes Ensemble anhört: "Es muss natürlich Qualität sein."