Musikanten machen ordentlich Tamtam
Autor: Stephan Stöckel
Altenkunstadt, Mittwoch, 13. Sept. 2017
Aus Sorge um ihr Vereinszimmer im Altbau der Grundschule marschierten die Altenkunstadter in Tracht vor der Sitzung auf.
. "Ich hoffe nicht, dass sie uns den Marsch blasen", scherzte Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Dienstag. Der Grund: Fesche Madla und schneidige Burschen in Musikantentracht hatten aus Sorge um ihren Vereinsraum im Dachgeschoss des Altbaus der Grundschule, die bekanntlich saniert werden soll, die Gemeinderäte vor dem Rathaus empfangen.
"Wir freuen uns, dass wir unser Zimmer weiterhin behalten dürfen", sagte nach der Sitzung sichtlich erleichtert stellvertretender Dirigent Thomas Krappmann. Auch zwei andere Vereine können sich freuen: Der Radfahrerverein "Concordia" behält seine Vereinsräumlichkeiten im Dachgeschoss, die Schützen können weiterhin im Keller residieren. Allerdings kommt auf die Vereine Arbeit zu: Robert Hümmer hatte in der Sitzung klargestellt, dass die Vereine für die Sanierung ihrer Räume selbst aufkommen müssten. "Für die Außendämmung des Dachgeschosses hingegen ist die Gemeinde zuständig. Hierfür wurden auch Zuschussmittel beantragt, für den Innenausbau der Vereinsräume hingegen nicht", ergänzte Geschäftsstellenleiter Alexander Pfaff im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Vereine erhalten im Westteil des Gebäudes einen separaten Zugang.
Kosten: 5,8 Millionen Euro
Bereits im August vergangenen Jahres hatte Architekt Andreas Klerner aus Lichtenfels eine Vorplanung für die Sanierung der Grundschule mit Turnhalle vorgestellt. Die Kosten für die Maßnahme, die auch die Schaffung einer offenen Ganztagesschule mit Hort beinhaltet, hatte der Experte damals auf 5,8 Millionen Euro geschätzt. Aus eigenen Mitteln kann die Gemeinde die Generalsanierung, die einem Kraftakt gleichkommt, nicht schultern. Hümmer erinnerte daran, dass das Vorhaben mit staatlichen Mitteln gestemmt werden soll: Bereits bewilligt wurde der Kommune eine Fördersumme von rund 900 000 Euro aus dem kommunalen Investitionsprogramm (KIP). Zudem sollen Fördermittel aus dem Finanzausgleichsgesetz angezapft werden. Bei der eigentlichen Vergabe der Architektenleistungen hatte sich dann allerdings ein anderes Büro durchgesetzt: Horstmann und Partner aus Bayreuth. Architektin Ruth Schwarzmeier erläuterte am Dienstag die geänderte Entwurfsplanung, die zur Freude Hümmers auch den Geldsäckel der Kommune entlastet: Der Lift, der in der Vorplanung als Sonderbauteil vorgesehen war, wird nun so positioniert, dass er als Standardaufzug gebaut werden kann. "Der Fahrstuhl kommt uns dann nur noch halb so teuer", sagte die Expertin. Ihren Ausführungen zufolge wird sich die barrierefreie Eingangssituation und die Zugänglichkeit zur Aufzugsanlage verbessern.Bei der Verwaltung der Schule bleibt alles beim Alten: Sie zieht nicht ins Erdgeschoss des Altbaus um, sondern bleibt im Parterre des Neubaus. Das reduziert den Umbauumfang und die Kosten. Im Altbau werden unter anderem der Werkraum und die Lernwerkstatt untergebracht.
Die Schulklassen hingegen befinden sich im Neubau. In Altenkunstadt gibt es in diesem Schuljahr erstmals drei erste Klassen. "Der zusätzliche Raumbedarf wurde mitberücksichtigt", betonte die Architektin. Im Obergeschoss des Altbaus befinden sich der Hort mit einem Gruppenraum und zwei Hausaufgabenzimmern sowie die offene Ganztagesschule. Auch ein Mehrzweckraum ist vorhanden, der von beiden Einrichtungen genutzt werden kann. Der Hort und die offene Ganztagesschule sind im derzeitigen Konzept nicht barrierefrei zu erreichen. Neben die vorgesehene Fluchttreppe könne aber später immer noch ein Außenaufzug angebaut werden, so Schwarzmeier.
Wie stellt sich die Expertin das Bauen im laufenden Schulbetrieb vor? Es könnten temporäre Klassenzimmer eingerichtet oder die Auslagerung in Container vorgenommen werden. Störende Arbeiten sollen mit der Schulleitung abgesprochen und auf die Ferienzeiten verlagert werden.
Auslagerung des Horts?
Für den Fall, dass die Schülerzahlen in den kommenden Jahren noch weiter steigen sollten, brachte Schwarzmeier eine Auslagerung des Horts und der offenen Ganztagesschule ins Gespräch. "Auf dem Schulgelände ist Platz für einen entsprechenden Bau vorhanden. Denkbar wäre auch ein Anbau an der Westseite des Altbaus", sagte die Fachfrau. Dadurch könnten im Obergeschoss des Altbaus drei weitere Klassenräume und ein Gruppenraum geschaffen werden. Das Konzept fand das Gefallen aller Ratsmitglieder und wurde einstimmig genehmigt.