Multitalent, Mime und Manager
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Dienstag, 08. März 2016
Es sind viele Positionen, auf denen sich Siegfried Küspert bislang um seine Heimatgemeinde Trebgast verdient gemacht hat. Und wenn es nach ihm geht, wird das auch weiter der Fall sein.
Siegfried Küspert feiert am morgigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Seine Heimatgemeinde, mit der er seit seiner Geburt fest verwurzelt ist, hat ihm viel zu verdanken. Aber wo soll man bei der Würdigung seiner Leistungen anfangen? Beim verdienten Kommunalpolitiker, dem erfolgreichen Vereinsmanager, oder dem begnadeten Schauspieler? Küspert selbst könnte wohl über jede dieser Personen inzwischen ein Buch schreiben. Es ist nahezu unmöglich, seine vielfältigen, ehrenamtlichen Tätigkeiten zu gewichten.
Seine politische Heimat fand Küspert in der SPD. Schon früh hatte er begonnen, Verantwortung zu übernehmen. Mit 38 Jahren zog er in den Gemeinderat ein. Sechs Jahre später war er Zweiter Bürgermeister, und wieder eine Amtsperiode später wurde er - genau am Tag seines 50. Geburtstags - zum ersten SPD-Bürgermeister in Trebgast gewählt.
In seine Amtszeit fiel die Verwirklichung so wichtiger Projekte wie des Ausbaus der oberen Kulmbacher Straße, die Wasserversorgung Eichholz, der Kauf und die Sanierung der Turnhalle, der Abwasseranschluss an Kulmbach und die Aufwertung des Badesees (Fun-Arena, Sonnendeck, Spielplatz, Kiosk).
Dabei war Küspert zu keiner Zeit ein Parteisoldat. Als Kreisrat (seit 2002) setzt er sich auch heute noch durchaus kritisch mit Gedanken und Programmen seiner Sozialdemokraten auseinander. Was er partout nicht ausstehen kann, sind Egoisten, Besserwisser und notorische Nörgler.
26 Rollen in 20 Jahren
Siegfried Küsperts andere Leidenschaft war von klein an - und ist es auch heute noch - die Liebe zur Schauspielerei.
Bereits 1953, der Geburtsstunde der Naturbühne, stand er - gerade einmal sieben Jahre alt - beim Ritterschauspiel "Genoveva" als Pfalzgrafensohn "Schmerzensreich" neben seinem Vater zum ersten Mal auf der Bühne. Daraus wurden - mit mehreren, meist berufsbedingten Unterbrechungen - bis heute 20 Jahre, in denen er insgesamt 26 Rollen verkörperte. Viele sehen im "braven Soldat Schwejk" im Jahr 2005 seine bisherige Paraderolle. Aber der rote Bürgermeister "Peppone", den er im letzten Jahr spielte, dürfte dem nicht viel nachstehen. Küspert ist der einzig verbliebene Akteur, der bereits im Gründungsjahr auf dem Wehlitzer Berg gespielt hat.2006 wurde der Jubilar Erster Vorsitzender der Naturbühne Trebgast. An ihr hängt sein ganzes Herzblut. Für sie geht er durch dick und dünn, rennt - wenn es sein muss, auch verschlossene - Türen ein. Seither verbringt er - nicht immer zur Freude seiner Frau Helga - jede freie Minute in seinem "zweiten Wohnzimmer" auf dem Wehlitzer Berg. Küspert brachte das vorher in unsicherem Gewässer schippernde Schiff wieder auf Kurs. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Es ist zu einem großen Teil sein Verdienst, dass die Naturbühne heute als das kulturelle Aushängeschild des Landkreises gilt.
Mitglied in 17 Ortsvereinen
Sich nach seiner Pensionierung als Beamter beim damaligen Bundesgrenzschutz in seine vier Wände zurückzuziehen, war für Siegfried Küspert nie eine Perspektive. Den nötigen Rückhalt für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten gibt ihm seine Familie. Neue Kraft schöpft er bei seinem obligatorischen Nordsee-Urlaub nach Beendigung der Bühnensaison mit Kindern und Enkelkindern.
In 17 örtlichen Vereinen ist Siegfried Küspert entweder Mitglied, Ehren- oder Gründungsmitglied. So ist es kein Wunder, dass die Liste der ihm zuteil gewordenen Ehrungen bereits jetzt sehr umfangreich ist. 2010 verlieh ihm seine Heimatgemeinde die Bürgermedaille und ernannte ihn zum "Altbürgermeister". Ein Wort, das ihn zwar ehrt und seine Verdienste ausdrückt, das er aber (noch) nicht so gerne hört. Und wer die Vitalität kennt, mit der er unterwegs ist, der kann das gut verstehen. 2014 erhielt er die Silberne Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken. Fehlt eigentlich nur noch das Bundesverdienstkreuz.Wer Siegfried Küspert gratulieren möchte, hat dazu am Donnerstag von 10 bis 13 Uhr im Foyer der Naturbühne Gelegenheit.