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Mühlhausen braucht Wachstum


Autor: Evi Seeger

Mühlhausen, Donnerstag, 07. April 2016

Der Gemeinde stehen in den nächsten Jahren stattliche Investitionen ins Haus. Einnahmen durch den Verkauf von Baugrundstücken und eine höhere Einkommensteuerbeteiligung durch mehr Einwohner könnten die Kasse entlasten.


Die Einwohnerzahl von Mühlhausen ist zwar in den vergangenen zwei Jahren von 1734 auf 1771 gestiegen, dennoch wird es 2017 voraussichtlich nur noch drei statt der bisher vier Gruppen in der gemeindlichen Kita geben. Das teilte Bürgermeister Klaus Faatz (CSU) den Zuhörern in der Bürgerversammlung mit, wollte den Wegfall einer Gruppe aber auch als Chance begreifen. Jetzt könne man die Betreuungseinrichtung, deren ältester Teil aus dem Jahr 1923 stammt, energetisch sanieren. Noch dazu, da es dafür ein Förderprogramm gibt, für das auch bereits ein Antrag gestellt wurde.
Weiteres Wachstum für die Gemeinde könnte mit der Ausweisung des neuen Baugebiets "Weißer Weg" einhergehen. 38 Parzellen soll es dort geben, darunter auch vier Grundstücke, die Mehrfamilienhäuser möglich machen. Bereits jetzt im April soll mit der Erschließung begonnen werden. Im Oktober 2016 werde das Wohngebiet bebaubar sein, informierte Faatz. Der Preis für Bauwerber steht auch schon fest: 50 Euro für den Quadratmeter Grund zuzüglich 55 Euro für die Erschließung, somit ein Quadratmeterpreis von 105 Euro. Nach den Worten des Bürgermeisters sind acht Baugrundstücke schon so gut wie verkauft.


Gewerbegebiet in der Schwebe

Noch völlig in der Luft liegt hingegen, wie es mit dem seit Jahren geplanten Gewerbegebiet Schirnsdorf weiter geht. Der Eigentümer des Areals beabsichtigt, dort einen landwirtschaftlichen Betrieb zu errichten. In diesen Tagen wollen sich die Parteien zusammen mit dem Landratsamt an einen Tisch setzen und beraten. Ob das geplante Gewerbegebiet letztendlich verkleinert oder gar gänzlich "gecancelt" wird, steht noch in den Sternen. Künftig will Faatz bei Bau- oder Gewerbegebieten nur noch einsteigen, wenn mit den Grundstückseignern Vorverträge gemacht sind. "Erst dann können wir Geld in die Hand nehmen und Planungen angehen."
Geld in die Hand nehmen muss Mühlhausen in den nächsten Jahren auf jeden Fall für Wasser- und Abwassereinrichtungen. Der Wasserrechtsbescheid sei im vergangenen Jahr ausgelaufen, und auch in der Abwasseranlage "kommt einiges auf uns zu", erklärte das Gemeindeoberhaupt. Noch in diesem Jahr stehe die Entsorgung des Klärschlamms an. Aber auch Kamerabefahrungen, hydraulische Berechnungen und Kanalsanierungen werden die Gemeindekasse strapazieren. Kosten von rund 500 000 Euro werden diese Maßnahmen mit sich bringen, schätzt Faatz.
Hinzu kommen Dorferneuerungsmaßnahmen in Schirnsdorf und Simmersdorf, Oberflächensanierungen der Gemeindeverbindungsstraßen und ein nicht weiter definierter Hochwasserschutz. Ganz abgesehen von der Generalsanierung der 40 Jahre alten Schule.
Bei all diesen Maßnahmen sah ein Bürger keine Chance, die Schulden der Gemeinde in den nächsten Jahren zu reduzieren. Aktuell hat die Gemeinde Verbindlichkeiten in Höhe von 2,1 Millionen Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1249 Euro entspricht. Bis 2019 könnten die Verbindlichkeiten auf 1,5 Millionen Euro oder 903 Euro pro Einwohner reduziert werden - allerdings nur, wenn keine neuen Investitionen hinzukommen.


Funktionierender Helferkreis

Da ist das Engagement der ehrenamtlich Tätigen ein echter Lichtblick für den Gemeindechef: "Mühlhausen hilft" nennt sich ein Kreis, der sich insbesondere für die 13 Flüchtlinge einsetzt, die in der Kleinen Dorfstraße ein Zuhause gefunden haben. Die Hilfe stehe auch allen anderen sozial schwachen Einwohnern zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es die Aktion "Gemeinsam älter werden in Mühlhausen", die sich vor allem Demenzbetreuung und Nachbarschaftshilfe auf die Fahne geschrieben hat.
Kritik an der Verwaltungsgemeinschaft als "Dienstleistungseinrichtung" wurde in der nachfolgenden Diskussion laut. Einem Bürger, der dort um Auskunft nachsuchte, wurde mitgeteilt, dass zwei der maßgeblichen Personen gleichzeitig in Urlaub seien.
Als "nicht kinderfreundlich" kritisierte ein Bürger, dass auf dem Parkplatz des Schulgeländes seit Jahrzehnten der Lkw einer Spedition geparkt werde. Der Parkplatz gehöre dem Schulverband, antwortete Faatz. Er will deswegen den Schulverbandsvorsitzenden, Wachen-roths Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU), kontaktieren.