Druckartikel: MPU-Vorbereitung: Geld kassiert für wenig Leistung

MPU-Vorbereitung: Geld kassiert für wenig Leistung


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Schweinfurt, Donnerstag, 20. Juli 2017

Viel Geld haben drei Männer aus dem Landkreis für die Dienste eines MPU-Beraters (Medizinisch-psychologische Untersuchung) bezahlt. Laut Anklage über 3000 E...


Viel Geld haben drei Männer aus dem Landkreis für die Dienste eines MPU-Beraters (Medizinisch-psychologische Untersuchung) bezahlt. Laut Anklage über 3000 Euro. Die Gegenleistung war eher überschaubar. Deshalb haben ihn die drei Führerscheinverlierer wegen Betrugs angezeigt. Jetzt kam es zum Prozess am Amtsgericht, wo sich der 59-Jährige aus dem Landkreis Schweinfurt wortreich verteidigte. Seit über 20 Jahren helfe er Autofahrern, die beispielsweise nach einer Trunkenheitsfahrt ihren Führerschein losgeworden sind, sich auf die MPU vorzubereiten. Eine bestandene MPU ist Voraussetzung für die Wiedererteilung einer Fahrerlaubnis. Dass seine Schützlinge angeblich nicht gewusst hätten, dass sie Haarproben selbst abgeben mussten, sei gelogen. Er habe jedem seiner Probanden eine Anleitung gegeben, die alle erforderlichen Aufgaben enthält.
Einer der drei Anzeigenerstatter sei ein Wiederholungstäter und hätte wissen müssen, wie eine MPU abläuft, verteidigte sich der Angeklagte. Er habe die geforderte Alkoholabstinenz nicht eingehalten. Eine Haarprobe sei "auffällig" gewesen.


Finger nicht vom Alkohol gelassen

Der Mann habe sich bei einem der ersten Treffen ausgeweint, da er Angst um seinen Arbeitsplatz hatte. Weitere Treffen habe er (der Angeklagte) abgesagt, da er durch einen Unfall arbeitsunfähig geworden sei. Sein Mandant habe einen Dekra-Termin nicht wahrgenommen und trotzdem zahlen müssen, was jedoch nicht sein Problem sei.
Auch der zweite Mandant, der ihn angezeigt hat, habe die Finger nicht vom Alkohol gelassen. Er habe keine Abstinenznachweise liefern können. Er habe sich durch die MPU "durchschmuggeln" wollen und habe ihn um Unterlagen angebettelt, die seine Abstinenz nachweisen würden. Nachts um 3 Uhr habe der Proband ihn angerufen und ins Telefon gebrüllt: "Dich mach' ich fertig und bring' dich vor den Richter!" Als er mit ihm zur MPU fahren wollte, habe er nach Alkohol gerochen. Daraufhin habe er die Fahrt abgebrochen. Der Proband habe angegeben, einen Erkältungssaft mit 18-prozentigem Alkohol getrunken zu haben. Der dritte Schützling habe ein Beziehungsproblem gehabt.


Ganz anderes Bild

Die drei Geschädigten zeichneten ein anderes Bild vom Angeklagten. Der erste sagte aus, er habe 600 Euro angezahlt. Der Angeklagte habe ihm Haare abgeschnitten für eine Haaranalyse, die jedoch niemals gemacht worden sei. Er habe ihm 400 Euro abgenommen für die MPU, die der Angeklagte jedoch nicht bezahlt habe. Deshalb habe er ihn angezeigt. Immer wieder sei er hingehalten worden. Der zweite Geprellte sagte aus, dass er dem Angeklagten 750 Euro gegeben habe. Es habe drei Treffen gegeben. Danach habe der 59-Jährige sich nicht mehr sehen lassen und sei auch telefonisch nicht erreichbar gewesen. Er habe ihn daraufhin an seinem Arbeitsplatz aufgesucht, um ihn zur Rede zu stellen. Der Angeklagte habe ihm gesagt: "Dein Geld kannst du einklagen", woraufhin er ihn angezeigt habe. Der dritte Geschädigte gab an, er habe dem Angeklagten fast 2000 Euro gezahlt - "alles für die Katz". Haarproben oder Abstinenznachweise seien nicht weitergeleitet worden. Es habe zwar sechs Treffen gegeben, aber keine Schulung. Bis heute habe er keinen Führerschein.
Dem Angeklagten drohte bei einer Verurteilung Haft, da er unter Bewährung steht. Doch das Gericht konnte ihm keine Betrugsabsicht nachweisen, da ja teilweise Leistungen erbracht wurden. Das Verfahren wurde eingestellt. Als Auflage muss der 59-Jährige 450 Euro an einen der Geschädigten und 300 Euro an das Bayerische Rote Kreuz zahlen. msch