Motto: "Brecht eine Lanze"
Autor: Klaus Klaschka
Stadtsteinach, Donnerstag, 27. Sept. 2018
Das Frankenwaldtheater Stadtsteinach zeigt eine Eigenproduktion mit Musik, Schauspiel und Klamauk.
"Brecht eine Lanze" lautet der Titel der ersten Eigenproduktion des Frankenwaldtheaters in Stadtsteinach, die am 5. Oktober um 20 Uhr zu sehen sein wird. Ein Panoptikum aus ernsthafter Literatur, Musik, etwas Kabarett, Schauspiel und Klamauk.
Auch in Stadtsteinach gibt es genügend Menschen, die im künstlerischen Bereich selbst etwas auf die Beine stellen können. Davon sind alle Beteiligten überzeugt. "Man muss es einfach wagen", sagt Wolfgang Martin, der das Theater im ehemaligen Schulhaus am Marktplatz betreibt - mit einer Bühne und Platz für 80 Zuschauer.
Vieldeutiger Titel
Der Titel ist bewusst vieldeutig. Zum einen geht es um den Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht, der heuer 120 Jahre alt geworden wäre. Dessen "Dreigroschenoper" mit der "Moritat von Mackie Messer" ist mit der Musik von Kurt Weill ein Welthit. Und Brecht ist nach Shakespeare der am meisten gespielte Theaterautor.
Zum anderen soll eine Lanze für "Kultur mal anders als gewohnt" gebrochen werden. 300 Besucher beim böhmischen Abend der "Original fränkischen Trachtenkapelle" und beim Konzert des Chors "SANvoices" im Feuerwehrhaus seien wunderbar, sagt Wolfgang Martin. "Doch was ist mit den restlichen 2500 Stadtsteinachern?" Dass nicht alle gerade auf episches Theater von Brecht warten, sei ihm klar, "weil sie so etwas vielleicht auch gar nicht kennen". Man wolle dergleichen einfach mal anbieten. "Vielleicht wecken wir bei manchem ein neues Interesse."
Am "Brecht-Abend" gibt es Musik aus der "Dreigroschenoper", Lieder von Zarah Leander sowie Texte von Bert Brecht und Karl Valentin, denn der Dramatiker und der Clown arbeiteten in München einst zusammen. Die damalige Zeit war von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Parallelen zur Gegenwart
Am militärischen Zucht- und Ordnungsprinzip hielten diejenigen fest, die vom Ersten Weltkrieg noch nicht die Schnauze voll hatten. Gleichzeitig kam ein Nationalismus auf, der im Zweiten Weltkrieg mündete. Und es gab nach der Weltwirtschaftskrise eine soziale Schieflage. Parallelen zur gegenwärtigen Zeit kann man durchaus assoziieren. Und das wollen die Akteure auch - zumindest andeutungsweise - tun.
"Trotzdem machen wir auf der Bühne weder Politik noch Sozialkritik. Aber etwas Sticheln muss sein: gegen nur oberflächliche Heimattümelei, gegen Scheinheiligkeiten und Lethargie in der Provinz", so Wolfgang Martin.