Monika Hohlmeier gab im Plauderton Einblicke in die Arbeit der EU
Autor: Sonny Adam
Kronach, Dienstag, 09. Mai 2017
Wenn Europaabgeordnete Monika Hohlmeier aus dem Nähkästchen plaudert, wird das ein spannender und unterhaltsamer Abend. Die oberfränkische Vertreterin im Eu...
Wenn Europaabgeordnete Monika Hohlmeier aus dem Nähkästchen plaudert, wird das ein spannender und unterhaltsamer Abend. Die oberfränkische Vertreterin im Europaparlament gewährt Einblicke in die Welt der EU. Die Zuhörer hatten die Chance, sich komplexe Zusammenhänge erklären zu lassen. CSU-Ortsverbandsvorsitzende Angela Hofmann zeichnete anschließend Manfred Frosch für seine Verdienste um die CSU aus. Frosch hält der Partei 40 Jahre die Treue.
"Wir haben ein expansives Russland, ein zunehmend totalitäres Staatssystem in der Türkei mit islamistischem Einschlag und die USA hat auch kein Interesse an einem starken Europa", erklärte Hohlmeier mit wenigen Worten die politische Ausgangslage. Zudem würden sich China, Indonesien, Indien und Vietnam auf den Weg machen.
In Deutschland dagegen mache sich ein zunehmender Trend zum Nationalismus breit. Doch das sei fatal, warnte Hohlmeier. Denn mit nationalen Grenzen könne man beispielsweise in der Sicherheitspolitik überhaupt nichts ausrichten. "Es stimmt eben nicht, dass die Balkanroute geschlossen ist. Auch wenn die Flüchtlinge über Mazedonien und Albanien nicht kommen", so Hohlmeier. Sie warnte vor einem Flüchtlingsstrom aus Ägypten - denn in diesem Land warten sechs Millionen Menschen. "Natürlich müssen wir mit der Türkei reden, wir müssen Griechenland und Italien helfen. Denn diese Länder können die Flut nicht alleine bewältigen", meint die Abgeordnete.
Starke Außengrenzen
Klare Worte sprach Hohlmeier vor allem zum Thema Flüchtlinge und Sicherheit. "Wir brauchen starke europäische Außengrenzen. Wer diese übertritt, muss sich ausweisen", forderte sie und warnte vor Nationalismus in der Flüchtlingsfrage. Die EU mache sich aktuell für Visafreiheit stark, schließe im Gegenzug mit diesen Ländern Abkommen, dass Europa Zugriff auf die Datenbanken habe. Auch in punkto Handel und Wirtschaft stehe die Welt vor einer ungeahnten Globalisierungswelle. Amazon erobere den Lebensmittelmarkt. "Die Welt verändert sich. Wenn die anderen nicht reagieren, dann macht Amazon das Rennen. Die Bücherläden haben sich auch schon gewandelt. Wir haben Erlebnisbuchläden im Facebook-Stil", so Hohlmeier.
In der Autobranche werde es in den nächsten Jahren gravierende Umwälzungen geben durch E-Mobilität und durch autonomes Fahren. "Das Auto der Zukunft wird zu drei Vierteln aus IT bestehen", kündigte Hohlmeier an.
Deutschland müsse sich dafür rüsten, müsse die Produktion umstellen, müsse aber vor allem dafür sorgen, dass Kommunikation in Zukunft sicher sei. Im Plauderton sprach Hohlmeier von Botnetzwerken, also Computerschadprogrammen, die im Verborgenen aktiv sind und die Daten weitermelden. Längst sei bekannt, dass das Internet auch seine dunklen Seiten hat. Doch die Technik mache die Verfolgung schwer. "Wir haben 3,5 Millionen Zugriffe auf Kinderpornos, aber nur 200 Verhaftungen", warnte Hohlmeier. Sie forderte bessere Ausrüstung der Polizei und des Zolls.
Offen forderte Hohlmeier, dass sich Europa bei der Herstellung von Lebensmitteln wieder besser aufstellen müsse. Denn von fünf Weltkonzernen sei nur einer in europäischer Hand. Auch im Bereich Wissenschaft und Technik und Servicerobotik müsse Deutschland sich entwickeln: "Wir haben spannende Zeiten und der EU stehen schwierige Zeiten bevor."
Die Kronacher interessierten sich für die Zusammenhänge, fragten nach. "Die EU war nie perfekt und sie wird es sicher auch in Zukunft nicht sein. Aber die Demokratie ist stets auf der Suche nach dem besten Weg", betont Hohlmeier.