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Momentan ein Minusgeschäft


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Coburg, Dienstag, 02. Juni 2020

Wilfried Droß, Pächter der Burgschänke in der Veste Coburg, und andere Wirtsleute kämpfen mit der Corona- Krise. Die Wiedereröffnung mit Auflagen bringt viele Probleme. Nach den Pfingstferien wird die Situation neu bewertet.
Nach und nach kommen die Besucher und damit Gäste wieder. Wilfried Droß, Wirt der Burgschänke, kann seine Gäste jetzt auch wieder im Lokal empfangen und verwöhnen. Einbahnstraßen-Schilder geben die Laufwege vor. Foto: Christoph Winter


Seit kurzem ist der Besuch in Gaststätten und Restaurants mit Auflagen wieder möglich. Langsam laufen die Betriebe wieder an. Ganz langsam. "Wir sind froh, überhaupt wieder öffnen zu können", sagt Tanja Stadlmeyer, Wirtin in Coburgs Traditionsgaststätte "Loreley" in der Herrngasse.

Die Zwangspause, verursacht durch das Corona-Virus, begann für die bayerische Gastronomie mit der Ausrufung des Katastrophenfalles am 16. März und dauerte 70 Tage. Bereits eine Woche vor dem 25. Mai, konnte die Außengastronomie wieder starten. Sauerbraten und Rouladen, Karpfen und Forellen, Schnitzel und Steaks können seit Anfang der Woche wieder in den Gasträumen serviert werden.

Die zufällig ausgewählten und befragten Gastronomen äußern sich skeptisch-zurückhaltend bis pessimistisch über die nächsten Wochen und Monate. Wenige Gäste hätten in den ersten Tagen nach dem Lockdown den Weg in die Herrngasse gefunden, so Tanja Stadlmeyer.

Ängstliche Stammgäste

Angesichts der Auflagen, der verminderten Platzzahl um das Abstandsgebot von 1,50 Meter einhalten zu können, dem höheren Aufwand für Masken und Desinfektionsmittel sei das Geschäft "schwierig". Die Auslastung bezifferte sie auf etwa 40 Prozent. Während das Abholgeschäft leidlich Umsatz beschere, habe sich Angst besonders unter den Stammgästen verfestigt.

"Uns fehlen selbstverständlich auch die Touristen." Bitter sei der Ausfall des Schlossplatzfestes, die Absage der HUK-Open Airs und des Sambafestivals. Hoffnung setzt Tanja Stadlmeyer auf Touristen, die beim Urlaub in Deutschland die Region entdecken mögen. Durch die drei Räume in der "Loreley" sei das Abstandsgebot von 1,50 Meter zwischen den Tischen ohne Probleme einzuhalten, unterm Strich aber fehlten Plätze.

Zusätzliche Arbeit

Um die Hygiene- und Abstandsrichtlinien zu verwirklichen, sei viel Arbeit nötig, stellt Wilfried Droß fest. Der Pächter der Burgschänke in der Veste Coburg sagt, "im Moment ist das alles noch ein Minusgeschäft". Da sind etwa der Türsteher, die um die Hälfte verringerte Kapazität der insgesamt 90 Plätze in der Burgschänke und natürlich die fehlenden Gäste.

Salz und Pfeffer, jede Dekoration ist auf den Tischen untersagt. Haben die Gäste eines Tisches bezahlt und sind gegangen, kommen zunächst Desinfektionsmittel und Putztuch zum Einsatz. Eine Woche vor dem Neustart der Gastronomie hatten auch die Kunstsammlungen der Veste Coburg mit den entsprechenden Auflagen und Beschränkungen wieder ihre Türen aufgemacht. Das bringt in der Burgschänke etwas Frequenz. Dagegen fehlen bei ihm viele Gäste durch die Absage des diesjährigen Pfingstkongresses des Coburger Convents. Die Zukunft des Musikanten-Stammtisches ist in Zeiten des Corona-Virus ungewiss.

Einen geharnischten Brief

Wilfried Droß betreibt im thüringischen Schleusingen, 40 Kilometer entfernt, eine Pension. Er kennt damit die Unterschiede der Staatshilfen von Thüringen und Bayern. Während er den weiß-blauen Corona-Hilfen und der bajuwarischen Zügigkeit ein gutes Zeugnis ausstellt ("das ist alles ganz gut gelaufen"), hält er wenig von dem Vorgehen in Thüringen.

Er habe einen geharnischten Brief an die Landesregierung geschrieben und darin auch die mangelhafte Informationspolitik gerügt. "Wenn keine Hilfe von Thüringen kommt, verlege ich meine Hauptbetrieb nach Coburg", sagt er entschlossen.

Schwierig: Abstand halten

Wenig von der Lockerung haben kleine Kneipen. Wo Enge und Gedränge zur Gemütlichkeit und Geselligkeit gehören, ist der vorgeschriebene Abstand zwischen den Tischen kaum zu verwirklichen. Das "1627" in der Steingasse hat deshalb "nach reiflicher Überlegung entschlossen, unsere Innengastronomie ab dem 25. Mai noch nicht zu öffnen.

An oberster Stelle stehen für uns die Gesundheit und die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter. Außerdem ist es uns wichtig, unseren Gästen einen rundum schönen Abend in entspannter Atmosphäre bereiten zu können. Die aktuellen Vorschriften und Auflagen führen jedoch dazu, dass dies nicht möglich ist und auch unsere Mitarbeiter nicht geschützt sind, von der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit gar nicht zu sprechen", heißt es auf der Internetseite des Restaurants. Einige Sitzplätze vor dem Lokal und auch auf dem ebenfalls schmalen Gehsteig gegenüber gibt es.

"Eine leere Gaststube macht traurig. Das war wie in einem Endzeitfilm", erinnert sich Tanja Stadlmeyer. Nach den Pfingstferien werde man die Situation neu bewerten müssen.