"Möchte ein bisschen provozieren"
Autor: Stephan Stöckel
Kulmbach, Montag, 11. Mai 2015
Musik Der Kulmbacher Maximilian Brückner feiert als Rapper "M.E.C.S." Erfolge. Am 16. Mai tritt er im Juz auf.
von unserem Mitarbeiter Stephan Stöckel
Kulmbach — Die Palmen wehen im Wind, azurblau schimmert das Wasser im Pool, und die Kamera fängt einen Blick auf das weite Meer ein. Vor der traumhaften Kulisse Teneriffas reimt sich ein Rapper die Seele aus dem Leib - und in den Ohren des Zuhörers hallen die Messages, wie es im Hip-Hop-Jargon so schön heißt: "Lass den Kopf nicht hängen, denn so kannst Du die Sterne nicht sehen. Motivier dich selber und vor allem lern dich ernst zu nehmen."
Diese Worte stammen nicht von einem goldkettenbehangenen, testosteronstrotzenden Gangsta-Rapper. Der Mann kommt auch nicht aus Amerika oder aus dem deutschen Großstadtdschungel.
Hinter der Abkürzung "M.E.C.S." verbirgt sich ein unkonventioneller Reimeschmied aus Kulmbach, der mit bürgerlichen Namen Maximilian Brückner heißt und 23 Jahre jung ist.
Musikalisches Welttestament
Was die vier Buchstaben bedeuten - Maximilians Facebook-Seite verrät es: "M.acht E.infach C.oolen S.cheiß". Klingt das nicht etwas großspurig? "Übertreiben möchte ich nicht, höchstens ein bisschen provozieren, schließlich sind ja einige meiner Texte provokant. Das sorgt dafür, dass man mehr Aufmerksamkeit bekommt."
Wie zum Beweis hat er ein musikalisches "Welttestament" verfasst, in dem er zu dem Schluss gelangt: "Die Kälte nimmt zu, während die Welt brennt." Steht unser Planet vor dem Abgrund? "Soweit würde ich nicht gehen.
Zu der Zeit, als das Lied entstanden ist, gab es viele Sachen, die mich aufgeregt haben, wie zum Beispiel der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche."
Mit treibenden Rhythmen untermalt zeigt sich Maximilian ganz von seiner zornigen Seite. Doch der Kulmbacher kann auch anders: In "Gänsehautgefühl" reimt er anregend, entspannt und mit bildhafter Sprache über den schwebenden Gitarrenakkorden des Indie-Popklassikers "Angels" von "The XX". "Ich schreibe Motivationsreden an mich selbst, getreu dem Motto: Hey, Junge, steh auf, geh raus und mach Dein Ding!" Motivation ist es also, was der Rapkünstler weitergeben will. Der Song "Gänsehautgefühl" sei sein "Musterbeispiel für eine Motivationsrede", halte aber auch die Anleitung zum Abschalten parat. "Lehn dich zurück. Mach ne Pause, schalt auf Autopilot und der Luftraum wird frei", heißt es.
Rap ist für den Kulmbacher die Königsdisziplin des Textens, weil man in jeden Song jede Menge Botschaften reinpacken könne.
Videos auf "You Tube"
Davon zeugen zahlreiche Videos auf dem Internetkanal "You Tube". Sie wurden unter anderem in Thailand ("Purple Rain"), im schottischen Edinburgh ("Neue Theorie") und auf Teneriffa ("Gänsehautgefühl") gedreht. Lebt der junge Mann etwa auf großem Fuß? "Keineswegs, ich bin noch BWL-Student und möchte meinen Master machen. Die Stücke sind jeweils im Urlaub entstanden." Gedreht wurden sie von Bekannten und Verwandten, geschnitten von ihm selbst. Die Musik zu seinen Songs lässt er sich vom amerikanischen Hip-Hop-Produzenten Austin White aus Chicago oder vom Kulmbacher Stefan Schnabel auf den Leib schneidern.
Am 16.
Mai kommt es in der "Alten Spinnerei" in Kulmbach zu einer ungewöhnlichen Kollaboration: Die coolen Reime aus seiner Feder treffen auf die messerscharfen Gitarrenriffs der Rockband "Mi Fisto". Die Jungs kenne er schon seit vielen Jahren, erzählt er. "Mit stand der Sinn danach, meinen geistigen Horizont zu erweitern und mich in eine andere Musikrichtung einzubringen." Beim Herumexperimentieren in dem Proberaum seien zwei coole Songs entstanden, die nun ihre Live-Premiere feierten.