Druckartikel: Mittelalter im Steinachtal

Mittelalter im Steinachtal


Autor: Klaus Klaschka

Stadtsteinach, Dienstag, 19. Juli 2016

Von Stadtsteinach bis Presseck könnte eine "Erlebnisachse" entstehen. Burgenforscher Joachim Zeune stellte dem Stadtsteinacher Stadtrat erste Überlegungen vor.
Die Burgruine Nordeck soll touristisch vermarktet werden.  Foto: Archiv/Sonny Adam


Die Idee kam durch die Bank gut an im Stadtsteinacher Stadtrat, ebenso beim Pressecker Bürgermeister Siegfried Beyer als Gast in der Sitzung am Montag: Das Steinachtal als "Erlebnisachse - unterwegs im Mittelalter", so der erste Arbeitstitel. Es geht um die mittelalterlichen Relikte von der Stadtsteinacher Stadtmauer bis zur Burgruine Wildenstein auf Pressecker Gebiet, möglicherweise darüber hinaus. Der Burgenforscher Joachim Zeune stellte in der Stadtratssitzung erste Überlegungen vor.
Nach der Sanierung der Burgruine Nordeck im Herbst 2014 gab der Leiter des Forstbetriebes Nordhalben, Fritz Maier, den Ball an die Stadt Stadtsteinach weiter. Dass die Bayerischen Staatsforsten hierfür rund 350 000 Euro auf sich genommen hätten, liege daran, dass "die Nordeck ein Identifikations-Merkmal für Stadtsteinach ist. Jetzt muss ein Konzept, wie die Nordeck genutzt werden kann, erarbeitet werden - abgestimmt mit der Regierung von Oberfranken, mit dem Naturschutz und Denkmalschutz", so der Leiter des Forstbetriebes vor zwei Jahren.
Bürgermeister Roland Wolfrum schwebte schon damals vor, die Ruine touristisch zu vermarkten. Wobei Fritz Maier hochtrabende Vorstellungen gleich bremste: Die Nordeck liege im Naturwaldreservat. Und im Naturwald dürfe keine Holznutzung getätigt werden. Eine freie Sicht von oder zur Nordeck werde es definitiv nicht geben.
"Man muss so ein Konzept vorsichtig angehen. Wir sollten kein Disneyland aus der Ruine machen,", sagte Stadtrat Wolfgang Martin (BL) bei der damaligen Begehung der Ruine, und Wanderführer Sepp Madl betonte, dass Burg und Stadt eng miteinander verknüpft seien und riet, dieses Potenzial in eine Konzeption einzubringen.
Ein Konzept gibt es noch nicht, aber bereits konkretisierte Vorstellungen. Joachim Zeunes Büro für Burgenforschung in Eisenberg im Allgäu hat sich zwischenzeitlich näher um die Geschichte der Nordeck bemüht. Und er ist im Zuge seiner Untersuchungen zur Sanierung der Stadtsteinacher Stadtmauer, mit der er derzeit beschäftigt ist, auf weitere mittelalterliche Spuren gestoßen: den Bereich um die Kirche, das Heimatmuseum mit seinen Gewölben; im Steinachtal die alte Handelsstraße, den Burgstall Grünberg, den Burgstall der Nordeck, das Naturdenkmal Steinachklamm, den Waffenhammer und die Eulenspiegelgeschichten sowie die Burgruine Wildenstein.


Apps zur Historie

Vorstellbar wäre laut Zeune, die vorhandenen Bauten beziehungsweise Reste davon mit Darstellungen der einstigen Bewirtschaftung des Steinachtals zu verknüpfen. Darstellbar wäre auch die Lebensweise im Mittelalter. Man könnte zum Beispiel über Apps an den jeweiligen Standorten die Historie berichten oder Ruinen virtuell wieder aufbauen.
Ein solches Projekt wäre durch Leader-Mittel der EU durchaus förderbar - etwa 80 Prozent der kalkulierten Kosten über 150 000 Euro. Den Rest müssten sich Stadtsteinach und Presseck anteilsmäßig teilen: zwei Drittel Stadtsteinach, ein Drittel Presseck.Der Stadtsteinacher Stadtrat beschloss, dass ein solches Projekt weiterverfolgt werden soll.