Mit Wohnzimmer auf Tour
Autor: Selina Helmrich
Bamberg, Dienstag, 28. Juli 2020
Immer mehr Menschen ziehen die Unabhängigkeit beim Campen dem durchgeplanten Luxushotel-Urlaub vor. Voll im Trend ist es, Kleinbusse oder Transporter selbst zu Campern umzubauen. Zwei Bastler aus dem Landkreis erzählen von ihren Projekten.
Egal, ob alter Bulli, aus dem Dienst entlassenes Feuerwehrauto oder ehemaliger Krankentransporter. Für die einen gelten sie als ausgedient, andere sehen darin das Paradies auf Rädern. Anstatt die Fahrzeuge verrotten zu lassen, werden diese wieder aufgepäppelt und zu schicken Campern ausgebaut. "Das ist eine gute Sache, so wird ihnen ein zweites Leben eingehaucht", sagt André Ohlmann, gelernter Holzmechaniker. Er ist stolzer Besitzer eines selbst ausgebauten VW-T4-Busses, der ursprünglich ein Baustellenfahrzeug war. Was ihm besonders am verreisen mit dem Van gefällt? "Die Flexibilität, natürlich."
Immer mehr Menschen tendieren dazu, ihren Urlaub auf Campingplätzen oder in der Natur zu verbringen. Komfortabler als das klassische Zelt ist dabei ein Wohnmobil oder ein ausgebauter Kleinbus. Der Trend ist bereits in den letzten Jahren deutlich geworden, durch die Corona-Krise hat dieser allerdings nochmals zugenommen.
Mehr Camper durch Corona
Die "Campinginsel" in Bug hat in den letzten zwei Jahren einen deutlichen Zuwachs an Gästen verzeichnet. Laut dem Betreiber Christoph Hoffmann sei auch die Zahl an umgebauten Kleinbussen und Wohnmobilen seit Ende Mai gestiegen. Dies läge daran, dass die Deutschen in diesem Sommer hauptsächlich im Heimatland Urlaub machen würden.
Auch Patrick Stelzel, Mitarbeiter im Kundenservice des TÜV-Süd in Bamberg, hat einen deutlichen Anstieg an Kunden mit Wohnmobilen und selbst umgebauten Campern beobachtet. Zur Zeit würden diese sogar den Großteil der TÜV-Abnahmen ausmachen. Die Altersgruppen der Camper-Besitzer wären recht unterschiedlich. Besonders häufig kämen derzeit selbst ausgebaute Fiat Ducatos und Sprinter von Mercedes-Benz zur TÜV-Prüfung.
Um eine Wohnmobilzulassung zu bekommen, muss das Fahrzeug eine fest installierte Kochstelle, ausreichenden Stauraum, eine Sitzgelegenheit mit Tisch und eine Schlafgelegenheit haben.
Die Wohnmobilzulassung sei das Endziel des Camper-Ausbaus. "Es ist ein gutes Gefühl, wenn der eigene Ausbau offiziell als regelkonform gilt und vom TÜV geprüft ist", sagt Ohlmann.
Er hat seinen Bus bereits im letzten Frühjahr ausgebaut. "Das Tolle am Bus-Ausbau ist, dass ich ihn nach meinen Wünschen anfertigen und meine Ideen umsetzen kann", sagt der 24-Jährige. Für den T4 hat sich der Buttenheimer aus praktischen Gründen entschieden, er habe eine gute Größe und gehe noch als Alltagswagen durch. Seinen Bus habe er innerhalb eines Monats neben einem Vollzeitjob ausgebaut.