Mit wachem Geist und "Altersmilde"
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Donnerstag, 16. Mai 2019
40 Jahre in kirchlichen Diensten sind für Eberns Pfarrer Pater Rudolf Theiler Anlass für eine Zwischenbilanz.
Eckehard Kiesewetter Cäsar hält ihn ganz schön auf Trab, denn der Labrador-Rüde ist trotz seiner drei Jahre noch mächtig verspielt. Er ist eine der großen Freuden im Privatleben des Rudolf Theiler. Außerdem schwimmt der katholische Priester gerne, aber das ist dann schon wieder ein Heilmittel, vom Arzt verordnet, denn "die alten Knochen" machen nicht mehr so mit. Der Karmelitenpater, der seit 13 Jahren als Stadtpfarrer in Ebern und zudem als Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" (Ebern-Jesserndorf-Unterpreppach) fungiert, ist 68 Jahre alt, also eigentlich im besten Rentenalter.
Aber bei Kirchenmännern gibt es die Rente mit "60 plus" nicht. Die arbeiten, bis sie nicht mehr können. Das ist auch bei Theiler so, denn ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Er will seinen Schäfchen in den Haßbergen treu bleiben.
"Ziemlich lang, und doch kurz"
Und doch ist das 40. Jubiläum seiner Priesterweihe eine Zäsur. Theiler beging dieses Jubiläum am Montag, 20. Mai; die offizielle Feier mit großem Kirchenchor und unter Beteiligung etlicher Priesterkollegen findet im Gottesdienst am Pfingstsonntag statt. "Solche Jubiläen zeigen einem selbst, dass man alt wird", sagt der gebürtige Oberfranke.
"Eine ziemlich lange Zeit ist das, auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, sie wäre kurz." Heute erlebt er selbst die Konzentration für einen Gottesdienst als körperlich anstrengend und ist abends oft viel zu geschafft, um noch die geplante Büroarbeit zu erledigen. Eine Lungenembolie und ein Unfall, bei dem er vor Jahren das rechte Augenlicht verlor, haben dem Geistlichen zugesetzt.
Der Körper altert, doch der Geist ist jung geblieben. Die gleiche Erfahrung hatte der gebürtige Oberfranke schon früher mehrfach gemacht. Zum Beispiel, als er sich mit knapp 40 Jahren als Stadtjugendseelsorger in Erlangen bei Zeltlagern eingestehen musste, dass es nichts mehr für ihn ist, spät nachts noch am Lagerfeuer zu sitzen, oder als die Jugendlichen, die allesamt im Kreis am Boden saßen, für ihn als einzigem einen Stuhl bereitstellten. Ähnlich erging es ihm später als Bamberger Hochschulpfarrer bei nächtlichen Studententreffen mit Alkohol und lauter Musik.
"Irgendwann merkt man, man passt nicht mehr hinein, die Phase ist vorbei", sagt Theiler, der sich inzwischen mehr in der Seniorenarbeit beheimatet fühlt.
Ja, wenn er noch jünger wäre, dann würde er sich einmischen, auch politisch das Wort ergreifen, wie er das früher tat. Jasagen war nie das Ding des Rudolf Theiler, eher ein entschiedenes "Jetzt-erst-recht" - ein "68er" eben.