Mit ungebändigter Empörung
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Montag, 14. Januar 2019
Der preisgekrönte Pianist Mikhail Mordvinov gastierte vor 50 Zuhörern in der ehemaligen Synagoge.
Weltklassik, Klappe, die Zweite. Auch beim zweiten Konzertabend der in der Korbstadt neu eingeführten Serie kam es zu beflügelten musikalischen Leckerbissen. Im Mittelpunkt: ein Flügel und jemand mit Weltgeltung, der sich damit auskennt. Am Sonntag gastierte Mikhail Mordvinov in der ehemaligen Synagoge.
Gut, ganz so viele Besucher wie beim Auftakt vor zwei Wochen kamen nicht. Aber 50 belegen dann doch, dass die Sonntagabende in Lichtenfels durchaus bei Klaviermusik verbracht werden können. Diesmal also mit dem gebürtigen Moskauer Mordvinov, der heute in Berlin lebt und exzellent die deutsche Sprache spricht.
Lampenfieber? Eine Viertelstunde vor Konzertbeginn danach befragt, erklärte er, noch keines zu haben. Dabei saß er in einem im Verbund mit einer Wand sich ergebenden provisorischen Ruheräumchen im Foyer. Von Lichtenfels gehört hatte er bis dato noch nie und Zeit für einen Bummel wird es auch nicht geben. Und dass Lichtenfels nicht Berlin, Paris oder Moskau ist, stört ihn auch bei weitem nicht. "Dass die Sache nicht so groß ist, ist mir egal. Der Saal mit Podium ist doch auch wie ein großes Konzert", erklärte er lächelnd und sparte nicht mit Lob für den Aufführungsort. Später sollte dies die das Publikum begrüßende Stadtarchivarin Christine Wittenbauer in andere Worte packen und hier vor allem in eines: "Salonatmosphäre".
Was der Mann am Flügel leistete, klang in seinem Furor besonders, gerade dann, wenn es zu Stimmungsumbrüchen kam. Betonte er noch eben in Beethovens Andante F-Dur das Tänzelnde, ging er die Moll-Phrasierungen besonders fordernd an. Irgendwie mochte man den Eindruck bekommen, dieser Mann stellt Empörung lautmalerisch anders als bekannt dar, ungebändigter, einen ganz eigenen Anschlag benutzend. Erst recht bei Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen". Zwischen Beethoven, Schubert, Schumann, Tschaikowsky und Rachmaninow brillierte Mordvinov, der sein Tun bisweilen humorig mimisch zu kommentieren schien. Lichtenfels wird ihm in Erinnerung bleiben. Das teilt der Mann mit Roland Mersburger aus Stein bei Nürnberg, der vor zwei Wochen beim Auftakt dabei war und neuerlich in die Korbstadt fuhr, dem Konzert beizuwohnen.