Mit Musik und Gottvertrauen
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Lichtenfels, Sonntag, 26. Juli 2020
Der Lichtenfelser Pastoralreferent und Klinikseelsorger Peter Lachner geht in den Ruhestand.
Frage: Darf der Mensch vor Gott das Leben als Spiel betrachten? Antwort von Peter Lachner: "Ja, und im Zweifelsfall wär's ihm wurscht." Wer so redet, ist freier, vielleicht sogar befreit. Der Pastoralreferent, der dieser Tage in den Ruhestand geht, spricht über Prägendes und Träume. "Keinen Nachruf bitte", sagt er. Denn er hat noch was vor: leben.
Es ist schön hier im Garten. Es gibt einen kleinen Teich, ein Handballtor in verkleinertem Format und einen Ort, der "Münchner Löwen-Arena" heißt. Aus ihm scheint Gemüse zu wachsen. Hier kann man die Seele baumeln lassen. Unter einer Markise sitzt Lachner (64) und schenkt sich ein Radler ein. Das Glas platziert er dabei auf einem Bierdeckel, der Bob Dylan zeigt und nach LP aussieht. Auf Dylan stößt man in seiner Wohnung immer wieder, in seinem Leben ohnehin.
Doch als der Mann am 20. Oktober 1955 zur Welt kommt, ist es noch ein paar Jahre hin bis "Blowing in the Wind". In den Hitparaden tummeln sich Bruce Low und "Das alte Haus von Rocky Docky" oder Caterina Valente. Es ist Wirtschaftswunder und Josef und Gabi Lachner haben ihren Erstgeborenen. "Die haben mir beigebracht, mit Optimismus durchs Leben zu gehen", sagt ihr Sohn und lächelt. Eine schöne Kindheit habe er gehabt und Lichtenfels bot ihm "Freunde und Freude".
Von Jesus und vom Nikolaus
Er gerät ans Gymnasium und somit an eine Begegnung mit einem Leonhard Schielein, Religionslehrer für die Katholiken unter den Pennälern. Ein Mann des Aufbruchs, des Konzils. "Dass die Sache mit Jesus nicht ist wie mit dem Nikolaus, sondern wahr ist und unheimlich wichtig fürs Leben", habe der Mann vermittelt. "Der hat mich auf die Spur vom lieben Jesus gebracht", so Lachner mit vollem Augenaufschlag.
"Vom lieben Jesus" - wie er das so sagt, klingt es aus vollem Herzen und doch frei von Pathos. Doch wer sich traut, das Leben als Spiel zu betrachten, hat sich auch Kindliches bewahrt.
Lachner geht auch musizierend als Clown durchs Klinikum. 2019, aus Ermangelung von Sternsingern als Teil eines Trios, das den Dreikönigssegen singend auf die Krankenstationen brachte. Und 15 Jahre lang auf zweitägige Faschingstour durch alle Stationen.
Es ist das Jahr 1963, Lachner ist Ministrant. Aber jetzt kommt aus dem Radio ein Lied, das nur Fragen stellt und keine Antworten bietet. "Denn die Antwort, mein Freund, kennt nur allein der Wind", wird es bald aus dem Amerikanischen übersetzt heißen. Bob Dylan ist da, die Stimme einer Generation, ein Titan unter den Song-Poeten. Er rührt etwas in dem Jungen an - bis heute. Fragen zu stellen und zu zweifeln ist nicht verwerflich, sondern menschlich und erlaubt. "Manchmal ist es gut zu zweifeln, wer nie gezweifelt hat, kann auch nicht glauben." Für Zweifler hat er auch einen Rock'n-Roll-Rat oder besser einen Wunsch: "Keep on searching" (Such weiter).