Druckartikel: Mit Hüllflächen, Tropfenladung und Finite Elemente zu Ingenieursehren

Mit Hüllflächen, Tropfenladung und Finite Elemente zu Ingenieursehren


Autor: Edwin Meißinger

Coburg, Dienstag, 07. April 2015

Coburg — Jakob Schenk hatte als Untersuchungsobjekt für seine Diplomarbeit den neuen Audi Q7 - und dies noch vor dem offiziellen Verkaufsstart. Er ist einer der drei Jungingenieure...
VDI ehrt Jungingenieure (von links): Martin Schmitt, Prof. Jutta Michel, Hans-Georg Manns, Tobias Neubauer, Prof. Kai Hiltmann, Kevin Will, Prof. Ingo Faber, Jakob Schenk, Prof. Markus Stark, Rüdiger Harms, Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer.  Foto: Edwin Meißinger


Coburg — Jakob Schenk hatte als Untersuchungsobjekt für seine Diplomarbeit den neuen Audi Q7 - und dies noch vor dem offiziellen Verkaufsstart. Er ist einer der drei Jungingenieure, die für die jeweils "Beste Diplomarbeit der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik der Hochschule Coburg des Jahres 2014" vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) geehrt und ausgezeichnet wurden. Die beiden anderen sind Kevin Will und Tobias Neubauer.
Jakob Schenk erstellte seine Diplomarbeit bei der Audi AG Ingolstadt unter dem Titel "Untersuchung des Radraumbedarfs an der Fahrzeughinterachse und Entwicklung einer CAD-basierten Methode zur Hüllflächenerzeugung". Betreut wurde er dabei von Prof. Markus Stark von der Hochschule Coburg.
Bei dem damaligen Erlkönig Q7 wurde der Radkasten am Hinterreifen mit einem Spezialschaum ausgefüllt. Da an diesem Fahrzeug auch die Hinterradachse lenkbar ist, wurde größten Wert auf genaue Messdaten gelegt. Anschließend fuhren Audi-Fahrer den Q7 in allen erdenklichen extremen Situationen. Der eingefügte Schaum wurde durch die dabei entstandenen Reifen- und Achsbewegungen ausgefräst und anschließend vermessen. Schenk war von Kindheit an dem Coburger Raum eng verbunden. Er wurde Ende 1985 in Coburg geboren, besuchte in Sonnefeld und Rödental die Schule, ließ sich bei Scherer & Trier zum Technischen Zeichner ausbilden und wurde dort auch zum CAD-Betreuer. 2008 wechselte er zu Alten GmbH nach Dörfles-Esbach, bildete sich bis 2010 zum staatlich geprüften Techniker weiter und begann 2010 sein Maschinenbaustudium an der Hochschule Coburg.
Wie der Leiter der Bezirksgruppe Coburg, der Diplom-Physiker Rüdiger Harms, mitteilte, sei es ihm eine besondere Freude, diese drei jungen Spezialisten zu ehren, da sie alle aus dem Coburger und Kronacher Gebiet stammten. Im Hotel Stadt Coburg wurden am vergangenen Dienstag die drei Diplom-Ingenieure ausgezeichnet.
Kevin Will verfasste seine Diplomarbeit bei Scherdel Siment GmbH unter der Betreuung von Prof. Ingo Faber von der Hochschule Coburg. Die Diplomarbeit trägt den Titel "Kopplung von Strukturmechanik und Regelung mit der Finite-Elemente-Methode anhand einer Dreh-Fräsmaschine". Will verband bei seiner Diplomarbeit zwei klassische Ingenieursdisziplinen miteinander. Er berechnete die mechanische Belastung einer Dreh-Fräsmaschine und die Regelung der Maschinenachsen. Die mathematische Finite-Elemente-Methode näherte sich auf rechnerische Art dem tatsächlichen Verhalten der Maschine an. Will kann sich getrost als Coburger Urgestein bezeichnen. Ende 1989 erblickte er in der Vestestadt das Licht der Welt. Ab 2000 besuchte er das Gymnasium Alexandrinum in Coburg, begann 2009 sein Studium des Maschinenbaus an der Hochschule Coburg.
Tobias Neubauer legte seine Diplomarbeit bei Neue Glaswerke Großbreitenbach GmbH & Co. in Steinbach am Wald ab. Als Betreuer der Hochschule Coburg stand ihm Prof. Kai Hiltmann zur Seite. Der Titel der Diplomarbeit lautet "Optimierung der Tropfenladung an den Formgebungsstationen 1 und 12 einer Behälterglasmaschine vom Typ NIS". Neubauer optimierte die Tropfenladung von Behälterglas an sogenannten Formgebungsstationen. Dabei wird ein Tropfen aus geschmolzenem Glas durch ein Rinnensystem geführt und in eine Vorform geleitet. Später wird die Flasche zu ihrer jeweiligen Form aufgeblasen. Neubauer kam Mitte 1981 in Kronach zur Welt, besuchte bis 1996 die Schule in Winheim bei Kronach. Dem Schulbesuch schloss sich eine Berufsausbildung zum Industrieglasfertiger an. Bis 2008 war er bei Wiegand Glas & Söhne GmbH & Co. KG als Automatenschlosser tätig. Zwischen 2005 und 2008 arbeitete er bei Nampak Wiegand Glass Südafrika (Johannesburg).

Gold in den Köpfen

Coburgs OB Norbert Tessmer (SPD) gratulierte allen drei Jungingenieuren zu ihrem Erfolg. Er verglich das Erreichte der jungen Fachkräfte mit Deutschlands Edelmetall Gold, das aus den Köpfen der jungen Menschen geborgen werde. Der OB zeigte sich erfreut, dass " ... solche klugen Köpfe ihren Ausgangspunkt in Coburg" gefunden hätten. em