Mit Heugabeln und Floßhaken
Autor: Klaus Gagel
Michelau, Dienstag, 02. Juli 2019
Die Michelauer mussten viele Jahre und mit aller Kraft um ein eigenes evangelisches Gotteshaus kämpfen.
500 Jahre Michelauer Kirchengeschichte in einem unterhaltsamen Vortrag zusammenzufassen, wer könnte das besser als der Bezirksheimatpfleger Günter Dippold? Am Sonntagabend hielt er den Festvortrag in der Johanneskirche. Manches Schmunzeln huschte über die Gesichter seiner Zuhörer ob des Naturells der eigenen Vorfahren. Vorherrschend war jedoch die Bewunderung, mit welcher Hartnäckigkeit diese ihren Glauben und den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus verteidigten.
Nur einzelne fragmentarische Schlaglichter können hier gesetzt werden mit dem Hinweis darauf, dass Günter Dippold sein Referat der Kirchengemeinde freundlicherweise zur Verfügung stellen will, so dass es im Internet auch von denen nachgelesen werden kann, die am Sonntag keine Möglichkeit hatten, ins Gotteshaus zu kommen.
Der Pfarrei Marktgraitz zugehörig
Ursprünglich gehörte Michelau zur Pfarrei Marktgraitz. Dort wurden die Michelauer getauft, dort wurden sie bestattet. Im Mai 1517 gestattete der Würzburger (!) Bischof angesichts des langen Weges den Bau einer Annakapelle in Michelau.
Die Reformation erschütterte die gesamte Kirche, vor allem im Bauernkrieg 1525. Die Michelauer begeisterten sich für die neue Lehre, sie verlangten einen eigenen Pfarrer. Ohne Erfolg. Wenigstens durften sie bei der Annakapelle einen eigenen Friedhof anlegen. Auch war die Pfarrei Marktgraitz seit 1553 durch evangelische Geistliche besetzt, doch um 1595 begann die Gegenreformation.
Wer nicht umkehrte, sollte das Land verlassen. 1614 fielen 150 Bewaffnete in Michelau ein, Pfarrer wurden vertrieben. Noch nachdrücklicher als ihre Männer widersetzten sich die Michelauerinnen der Gegenreformation. Doch erst die Kriegswirren des Dreißigjährigen Kriegs brachten die Gegenreformation zum Erliegen.
Musketiere in Michelau
Die Obrigkeit ließ nicht locker. 1663 fielen fürstbischöfliche Beamte nachts mit Musketieren in Michelau ein. Zwölf Gefangene mussten jedoch auf Betreiben des Herzogs von Sachsen-Anhalt "villmhr mit der Güte alß Scherpfe" wieder freigelassen werden.
Fremden war es nahezu unmöglich, in Michelau Fuß zu fassen. Die Ortsbewohner ließen nur ihre Kinder untereinander "heyrathen. So bestehen die mehresten Familien seit einer unbedenklichen Reihe von Jahren aus lauter Eingeborenen". Diese Abschottung der Gemeinde habe "eine volle Einförmigkeit in den wilden Gesichtszügen und in der ganzen Gestalt bewirkt und die Einheit der Denk- und Handlungsweise so begünstigt, dass man beim ersten Anblick derselben ... mit einem Schauer zurückbebt".