Mit Hammer statt Spaten
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 08. Oktober 2020
Über zwei Jahre dauerte die Planung für den Umbau der Kühlhalle des ehemaligen Schlachthofs. Nun liegt die Baugenehmigung vor und es kann losgehen. OB Sauerteig gab am Donnerstag symbolisch das Startzeichen.
Die einstige Schlachthof-Villa ist ein Ort für kreative Köpfe - Hobbybastler finden hier ebenso bestens ausgestattete Arbeitsplätze wie Profis. Vor etwas mehr als zwei Jahren ging es los, "Creapolis" wird gut angenommen. Doch die Villa bietet nur begrenzt Platz und war daher von Anfang an nur als Zwischenlösung gedacht. In gut eineinhalb Jahren sollen Makerspace und Coworkingspace umziehen in die einstige Kühlhalle des Schlachthofs, gleich gegenüber. Am Donnerstag fiel nach über zwei Jahren Planungsphase endlich der Startschuss für deren Umbau, wobei allerdings nicht geschossen, sondern genagelt wurde (siehe "Cokeriki" links).
Der Baubeginn an der Kühlhalle ist gleichzeitig der Auftakt für die Entwicklung des sogenannten Prinz-Albert-Campus (zwischen Schlachthof und Zollamt) und des gesamten Güterbahnhofsareals.
Nachhaltige Nutzung
"Aus der alten Kühlhalle des Coburger Schlachthofs, der 1880 ein hochmoderner Betrieb und in der Entwicklung der Stadt ein Meilenstein war, entsteht heute ein Quartier für Wissenschaft, Unternehmergeist und Kreativität", sagte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD). Dabei sei schon der Umbau des Gebäudes kreativ, denn es werde nicht abgerissen, sondern umgestaltet. "Zukunft.Coburg.Digital als digitales Gründerzentrum und Creapolis als Transferplattform der Hochschule finden in hoffentlich rund einem Jahr in der Kühlhalle eine tolle, neue Heimat für die Verwirklichung ihrer Ziele und damit auch für die Bindung von jungen, kreativen Menschen an unsere Stadt."
Die Kühlhalle ist nur der Anfang im gesamten Quartier. In nicht einmal zwei Wochen soll ein paar Meter weiter südlich der Spatenstich für das "Globe" erfolgen, die Ertüchtigung der Pakethalle ist bereits beschlossen und der Baubeginn für das Globe-Parkhaus werde wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, so OB Sauerteig. Stück für Stück fülle sich das gesamte Areal mit Leben.
Zunächst werde die Kühlhalle entkernt und viele Einbauten aus den letzten 30 bis 40 Jahren entfernt, erläuterte Hochbauamtsleiter Peter Cosack, der auch gleich die "noch warme" Baugenehmigung mitgebracht hatte. Außerdem werde das Gebäude noch auf Schadstoffe geprüft. An der Längsseite der einstigen Kühlhalle sind bereits Ausschnitte für Fenster zu erkennen. "So bringen wir Licht in die Halle", so Cosack. Nach und nach folgen auf die Rohbauarbeiten die technischen Installationen, Heizung, Sanitäreinrichtungen und Elektronik.
Wenn der Umbau abgeschlossen ist, wird Creapolis das Erdgeschoss beziehen und Zukunft.Coburg.Digital das Obergeschoss. "Im Obergeschoss gibt es einzelne Raumzellen, aber auch größere Bereiche", so Cosack. Im Erdgeschoss seien größere Flächen geplant. Im nördlichen Bereich des Gebäudes befinde sich das Foyer, "mit der Möglichkeit, dort auch Veranstaltungen stattfinden zu lassen." Im südlichen Teil wird die Werkstatt mit allen Maschinen untergebracht.
Schwierige Phasen
Zeitweise sah es für die Kühlhalle allerdings gar nicht gut aus, wie Peter Cosack zugab. "Ich hatte ein-, zweimal die Befürchtung, dass wir das nicht zu einem glücklichen Ende bringen."
Stephan Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Wifög), umschrieb die Planungsphase mit einem Begriff aus dem Reitsport: "Wir haben etliche Volten gedreht!" Gut zwei Jahre habe die Planung gedauert, dann kam Corona und verzögerte das Projekt noch um ein weiteres halbes Jahr.
Gisela Raab, die mit ihrem Bauunternehmen bereits einige Projekte der Stadt Coburg begleitet hat, hat auch den Umbau der Kühlhalle übernommen. "Ich habe das Gefühl, von Coburg werden wir immer gerufen, wenn es schwierige, eigentlich unmöglich erscheinende Projekte gibt", sagte sie schmunzelnd. Allerdings wäre sie nie von selbst auf die Idee gekommen, bei einer öffentlichen Ausschreibung im schlüsselfertigen Bauen mitzumachen, so Raab. Doch Auwi Stübbe, Vorsitzender des Coburger Designforums Oberfranken (CDO) und seit jeher sehr engagiert in Sachen Schlachthof und Güterbahnhof, kannte die Firma durch eine seiner Studentinnen und ließ nicht locker, bis Gisela Raab versprach, sich die Ausschreibungsunterlagen schicken zu lassen.
Die Villa werde nach dem Umzug weitergenutzt, da ist sich Stephan Horn ziemlich sicher. Sie ist Eigentum der Stadt Coburg und von der Wifög gemietet. "Ich gehe davon aus, dass die Nutzer, die jetzt da drin arbeiten, die Flächen dann auch noch brauchen werden", so Horn. Und sollte dem nicht so sein, habe sich auch schon ein Interessent für die Villa gemeldet.