Mit einer Brauerei hat alles angefangen
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Sonntag, 05. Juni 2016
Die Herzogenauracher Firma Proleit optimiert seit 30 Jahren die Produktionsprozesse bei Unternehmen vornehmlich aus der Lebensmittel- und der Pharmabranche. Die Firmengründer Wolfgang Ebster und Manfred Czepl blicken auf Höhen und Tiefen zurück.
Die beiden Ingenieure Wolfgang Ebster und Manfred Czepl gründeten vor 30 Jahren die Firma Proleit. Aus dem kleinen Betrieb in einer Drei-Zimmer-Wohnung ist ein weltweit agierendes Systemhaus mit 400 Mitarbeitern und Sitz in Herzogenaurach geworden, das weiter expandiert. Längst ist Proleit weit über die Grenzen Deutschlands hinaus aktiv, hat Tochterfirmen in den USA, Mexiko, Brasilien, den Niederlanden, Spanien, Österreich, Russland, der Ukraine und China.
Die Firma entwickelt Automatisierungslösungen und Prozessleitsysteme und steuert damit weltweit Produktionsprozesse namhafter Hersteller, von der Rohwarenannahme bis zur Fertigproduktausgabe. Spezialisiert hat man sich auf die Branchen Nahrungsmittel und Getränke sowie Pharma und Chemie.
Jetzt wurde Jubiläum gefeiert, und während Ebster in seiner Ansprache einen Rückblick über Höhen und Tiefen der vergangenen 30 Jahre gab und auch sein Innerstes offenbarte, richtete
sein Partner Manfred Czepl sein Augenmerk auf die Gegenwart und blickte in die Zukunft.
"Was sind die Motivation und die Triebfeder, eine Firma zu gründen?", fragte Ebster. "Das Materielle ist keine Triebfeder", beantwortete er selbst die Frage. Auch sollte man keine Firma gründen, nur um Ansehen zu gewinnen. "Die Faszination ist der Prozess der Entwicklung und des Werdens", erklärte Ebster, das habe ihn und seinen Partner und Freund dazu bewogen, diesen Weg zu gehen.
Ebster verglich das Wachstum des Unternehmens mit einer kleinen Pflanze, aus der im Laufe der Jahre ein stattlicher Baum wurde. Er erzählte aber auch von Sorgen und Nöten, von schlaflosen Nächten und, dass die Firma wirtschaftlich schon am Boden lag, aber man sei wieder aufgestanden, und es gab auch viele erfolgreiche Momente.
Ein Schlüssel zum Erfolg seien vor allem auch die motivierten Mitarbeiter und insbesondere die Familien, die oft verzichten mussten und den beiden Gründern trotzdem ein "Rückzugsgebiet" gaben. Zusammen mit den Mitarbeitern, denen er Dank und Respekt zollte, seien viele Schlachten geschlagen worden.
Dass sich weder die Geschäftsleitung noch die Mitarbeiter zurücklehnen, verdeutlichte Manfred Czepl. Konsequent werde auch weiterhin an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens gearbeitet. So habe das Unternehmen mit einem wachsenden Kostendruck zu kämpfen, viele Großunternehmen greifen zunehmend auf günstigere Anbieter aus den Ostblockstaaten zurück.
Auch die Sicherheitslage in einigen Ländern treffe Proleit, denn es wäre unverantwortlich, Mitarbeiter in Länder zu schicken, in denen ihr Leben und ihre Gesundheit in Gefahr sind.
Nicht nur aus diesem Grund, lege Proleit Wert auf weitere Innovationen, suche sich führende Partner, entwickele neue Systeme. "Unser Geschäftszweck ist die Konstante. Wir schaffen mit unseren Produkten und Lösungen den größtmöglichen Wert für unsere Kunden", sagte Czepl.
Dass die Chemie im Unternehmen stimmt, zeigte die Anwesenheit der vielen Mitarbeiter mit ihren Familien, es wurde zum Fest extra eine professionelle Kinderbetreuung für die 64 Kinder eingerichtet.
Die Erfolgsgeschichte der Firma Proleit sei typisch für Herzogenaurach, erklärte Bürgermeister German Hacker (SPD). Lob gab es vom Stadtoberhaupt für den Gründergeist von Ebster und Czepl.
Sie hätten ihren Teil dazu beigetragen, dass in den vergangenen zwölf Monaten in Herzogenaurach über 1000 neue Arbeitsplätze entstanden sind.
Natürlich gab es beim Festabend einige Überraschungen, die Aufsichtsräte überreichten eine massive Sonnenuhr, auf die die Mitarbeiter und die beiden Vorstände bei Sonnenschein ab und zu einen Blick werfen sollten, wenn sie an der Fassade montiert ist. Die Proleit-Band hatte für die beiden Gründer ein Ständchen einstudiert. Die Belegschaft hatte aus mehreren 1000 Fotos ein Porträt der beiden Gründer zusammengesetzt.
Wolfgang Ebster kann sich noch genau erinnern, wie alles angefangen hat. Es war im Jahre 1986, als er gemeinsam mit Manfred Czepl in Spanien war. Als Mitarbeiter von Siemens waren die beiden Montage-Ingenieure unterwegs, um für die Großbrauerei San Miguel die Automatisierung zu installieren. "Mit einer Brauerei hat also alles angefangen", sagt Ebster heute. An die Zeit in Spanien denken beide gern zurück. Wolfgang Ebster hat noch einen Grund: Damals lernte er seine Frau Belén Pérez kennen.