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Mit dem Mischpult der Scorpions


Autor: Stephan Stöckel

Stadtsteinach, Montag, 27. Juni 2016

Der Live-Mitschnitt der Band BC 69 um den Stadtsteinacher Norbert Rösch ist im Kasten. Die Fans in Burkersdorf gingen voll mit.
Gitarrist Jan van Springel und Sänger Jürgen Bergmann hatten jede Menge Spaß.  Fotos: Stephan Stöckel


Der "Song Of Yesterday" aus der Feder von Joe Bonamassa war noch gar nicht verklungen, da waren die Beifallspender schon wieder in Aktion. "Bravo!", "Yeah!" und "Hey! Hey! Hey!": Die 50 Fans johlten, was das Zeug hielt.
Die fränkische Band BC 69, in der der Stadtsteinacher Norbert Rösch die Bassgitarre spielt, hatte zur Live-Aufnahme ihres ersten Silberlings ins TECnet-Zentrum Burkersdorf geladen und fand dort ein dankbares Publikum. "Ihr seid aber super", entfuhr es Sänger Jürgen Bergmann aus Burgkunstadt überrascht und freudestrahlend zugleich.


Die Sache mit dem Demo-Band

Egal ob Hobby-Musikanten oder Profis - alle wollen nur eines: spielen, spielen und nochmals spielen! Die Akteure der Coverrockkapelle BC 69 ließen sich zu einer unter Freizeitmusikern nicht alltäglichen Variante hinreißen, um an die begehrten Live-Auftritte zu gelangen.
Und das kam so: Bei einer Probe fragte die Burgkunstadter Reibeisenstimme Jürgen Bergmann in die Musikerrunde: "Wie wäre es, einmal ein Demo einzuspielen, mit dem wir uns bewerben könnten?" "Toll. Aber lass uns doch gleich ein ganzes Konzert mitschneiden", meinte Drummer Gunnar Olson, der zwischen Volkach und Oldenburg hin- und herpendelt.


Weniger zeitaufwendig

Die Idee zur Live-Recording-Session, wie es auf neudeutsch heißt, war geboren. "Die Veranstalter mögen Demo-CDs, auf denen ein Konzert eins zu eins umgesetzt wurde. Es ist zudem weniger zeitaufwendig, als ein Proberaumdemo einzuspielen. Außerdem ist BC 69 eine Live-Band", nannte Olson die Gründe, die die Band zu diesem Schritt bewogen hatten.
Bei dem gebrauchten Mischpult, das man an das digitale Aufnahmegerät angeschlossen hatte, handelte es sich um ein ganzes besonderes: "Damit haben schon die Scorpions Songs für Plattenaufnahmen abgemischt", plauderte Bassist Norbert Rösch aus Stadtsteinach aus dem Nähkästchen, der auch als Musiker der heimischen Gruppe Saitenwynd bekannt ist.
Gemeinsam mit dem belgischen Meistergitarristen Jan van Springel, der im unterfränkischen Humprechtshausen eine zweite Heimat gefunden hat, nahmen die vier das Publikum mit auf eine Zeitreise in die sechziger und siebziger Jahre, die für viele als die goldene Ära der Rockmusik gilt. Springel war an diesem Abend der Herr über eine ganze Armada an Effektgeräten, die er meisterhaft beherrschte. Ob düster-bedrohlich ("War Pigs" von Black Sabbath) oder himmelhochjauchzend die Lebenslust versprühend ("Berneice" von Lynyrd Skynyrd) - der Musiker zauberte zu jedem Song die passende Atmosphäre.


Könner ihres Fachs

Die anderen drei waren ebenfalls Könner ihres Fachs. Gemeinsam stellten sie eindrucksvoll unter Beweis, dass man auch ohne Strom aus der Dose den Adrenalinspiegel bei Musikern und Publikum gehörig nach oben treiben kann. Aus diesem Holz geschnitzt war die akustische Version des Lynyrd Skynard Songs "Simple Man", der einer Gefühlsexplosion gleichkam, bei der Jürgen Bergmann mit seiner unbändigen Reibeisenstimme das berühmte Tüpfelchen auf dem i war. Die Fans waren in erster Linie wegen der Lieder, die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten weckten, gekommen, und nicht weil sie Teil einer CD-Aufnahme werden wollten. "Das war die Musik meiner Jugend", meinte Rainer Weiß aus Küps. Der 62-Jährige fand für das Konzert nur ein Wort: "Einwandfrei."
Für die Musiker war es dennoch Ehrensache, den Fans eine Live-CD zukommen zu lassen. "Jeder, der heute Abend hier ist, kann sich in eine Liste eintragen und erhält dann einen Silberling", versprach Jürgen Bergmann unter dem Beifall der Zuhörer.