Druckartikel: Mit blühender Fantasie gegen Langeweile

Mit blühender Fantasie gegen Langeweile


Autor: Redaktion

Neuensee, Montag, 29. Juni 2020

Warum das Gärtnern eine Bereicherung für Alt und Jung ist, sieht man am kreativen Beispiel der "Neuenseer Wühlmäuse".
Die Vogelscheuche "Willi Wühlmaus" bewacht das Naschbeet des Vereins für Gartenbau und Landespflege Neuensee, erklären die Vorsitzende Cornelia Hofmann (links) und die Jugendleiterin Sonja Warmuth. Foto: Corinna Tübel


Mehr als Gärtnern für Omas und Opas: Der Verein für Gartenbau und Landespflege definiert Natur bewusst breit und lockt unermüdlich vor allem Kinder und Jugendliche, "sich die Hände schmutzig zu machen", zu beobachten und auch zu lernen. Trotz und vor allem in Corona-Zeiten.

Beim "Wald-Bingo" etwa konnte sich kürzlich die junge Generation Eierschachteln mit darauf geklebten Suchaufträgen bei den Verantwortlichen abholen. In der Natur mussten dann Federn, Tannenzapfen und Vieles mehr entdeckt, gesammelt und fotografiert werden.

Die Erwachsenen erhielten während der letzten Wochen E-Mails mit spezifischen Gartentipps: Wie kann man zum Beispiel am besten Wildblumen im eigenen Garten verpflanzen? Als Antwort erhielt der Ausschuss viele Bilder von Mohn- und Kornblumen in prächtiger Blüte. Das hat das Gremium auch zur Fotoaktion "Natur pur" inspiriert: Das Siegerbild dieses Wettbewerbs wird in Zukunft auf der Startseite der überarbeiteten Homepage des Vereins zu sehen sein.

Auch die Kinder und Jugendlichen des Vereins tragen einen kleinen Wettkampf aus. Sie konnten vor einigen Wochen Samen von roten Sonnenblumen abholen, diese einpflanzen und beim Wachsen beobachten. Im Herbst wird ein kleiner Preis für die größte Sonnenblume vergeben werden.

300 Mitglieder zählt der Verein für Gartenbau und Landespflege derzeit, davon gehören ungefähr 50 zu den "Neuenseer Wühlmäusen" - der Kinder- und Jugendgruppe. "Die Kleinsten werden schon nach der Geburt bei uns angemeldet und helfen nach ein paar Jahren mit, was geht", sagte Jugendleiterin Sonja Warmuth.

Die Arbeit im Garten scheint eine prädestinierte Beschäftigung für die Monate während der Corona-Krise zu sein: "Gärtnern kann kontaktlos stattfinden. Ich denke, viele Menschen haben während der strengen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zu Beginn der Krise die Möglichkeit und auch eventuell das Mehr an Zeit genutzt, um ihr Zuhause zu verschönern", blickt die Jugendleiterin zurück. "Erst waren wohl die Rumpelkammern im Haus dran und als das Wetter gepasst hat, haben sie sich in den Garten gestürzt." Dennoch seien auch die Mitglieder des Vereins zu Beginn der Krise etwas geschockt gewesen. Nach und nach machte sich aber auch eine gewisse Entschleunigung breit. "Wir haben aber auch gesehen, wie unsere Mitglieder zusammenhalten. Auch, wenn es schwierig war, wollten wir mit unserem Verein präsent sein", so die Vorsitzende Cornelia Hofmann.

"Greifbar" war vor allem auch das "Naschbeet" im Vereinsgarten in der Schwürbitzer Straße, das normalerweise viele Früchte wie Erdbeeren oder Johannisbeeren trägt, und in diesem Jahr zusätzliche Wildblumen beherbergt. Normalerweise pflanzen die "Wühlmäuse" hier im Frühjahr allerlei Gemüse und Beeren an, gießen abwechselnd nach einem festgelegten Plan und dürfen im Gegenzug jederzeit vorbeikommen und naschen. Wie ein Beschützer für das kleine Beet wirkt die Vogelscheuche "Willi Wühlmaus" daneben, die in den letzten Wochen neue Kleider bekommen hat - auch eine Gemeinschaftsaktion der Vereinsmitglieder.

Dennoch hat die Corona-Krise das Jahresprogramm des Vereins stark ausgedünnt: Normalerweise" findet pro Monat mindestens eine Jugendaktion statt - etwa ein Familienausflug mit Alpakawanderung, ein Trip zur Augsburger Puppenkiste, Aktionen zu Neuenseer Festen mit Fitnessstationen und Vielem mehr.

Direkter Kontakt ist besser

"Wir hoffen, dass wir uns bald wieder in geselliger Runde treffen können. Ohne jemandem zu sehen und nur miteinander Nachrichten zu schreiben, ist doch etwas ganz was anderes - als wenn man jemanden direkt in die Augen sehen kann. Auch für die Kinder und Ältere, die hier viele Freundschaften geschlossen haben", so Sonja Warmuth.

Doch wie kann man so viele Kinder und Jugendliche fürs Gärtnern begeistern? "Ich denke, es geht darum, etwas zu machen und ein Ergebnis zu sehen. Sähen und pflanzen. Und das verbindet gerade in einer Gemeinschaft." Auch die Vielfalt im Jahresprogramm rund um die Natur, aber auch anderweitige Themen sind sicherlich ansprechend.

Für den eigenen Garten zu Hause rät sie, die Nachkommen mit einzubinden: Ältere Kinder könnten beim Hochbeetbau helfen, Rasen mähen oder Schilder aussägen und verzieren. Schon Fünfjährige können ein eigenes kleines Beet anlegen und nach ihren Wünschen bepflanzen. Natürlich müsse man sich Zeit nehmen zu erklären, warum man zum Beispiel noch keine weißen Erdbeeren ernten sollte, oder warum es wichtig ist, die Pflanzen zu gießen. Nach der Ernte können verschiedene Verwendungszwecke getestet werden: Wie schmeckt Kohlrabi in Rohform? Wie schmeckt er gekocht?

"Man muss das Interesse daran wecken, alleine kommen die Kinder nicht drauf", so Cornelia Hofmann. Mit solch einer Einstellung konnte der Verein in der Vergangenheit etwa auch viele Kinder und Jugendliche für die "Müllsammel-Aktion" am Biberbach begeistern.

Seit wenigen Tagen ist die "Likör-Aktion" des Vereins in vollem Gange: Die Mitglieder können Obst spenden, das Mitglieder des Ausschusses dann zu leckerem Likör verarbeiten. Dieser soll dann an Jubiläen, Geburtstagen und anderen Ehrungen verschenkt werden. "Das ist etwas Persönliches", bewertet Cornelia Hofmann. Auch der gemauerte Backofen im Vereinsgarten wird in den kommenden Wochen fertiggestellt werden.

Zunächst einmal richten die Mitglieder ihr Augenmerk aber auf die anstehende "Dorf-Ralley" am kommenden Freitag: Dort werden Klein und Groß aus dem Verein mit vielen Fragen an die verschiedenen Stationen im Dorf geschickt, die sie vor Ort beantworten sollen. Am Ende gibt es kleine Belohnung und einen Gutschein für die nahe Bäckerei in Neuensee - "weil ja ein gemütliches Beisammensein danach mit Essens- und Getränkeausgabe noch nicht möglich ist", erklärt Cornelia Hofmann. "Hoffentlich aber bald wieder. Das gehört auch zu unserem Verein dazu."