Mit blauem Auge davongekommen
Autor: Udo Güldner
Bamberg, Freitag, 12. Oktober 2018
Zwei 17- und 19-jährige Brüder aus dem Landkreis mussten sich vor dem Amtsgericht wegen zahlreicher Delikte verantworten.
Da kam einiges zusammen bei den zwei Brüdern: gefährliche und versuchte Körperverletzung, Sachbeschädigung und versuchte Nötigung sowie Erschleichen von Leistungen (Schwarzfahren). Vor dem Amtsgericht kamen sie mit einem blauen Auge davon.
Viel ist an an diesem späten Montagabend im Juni 2017 am Ortseingang Altendorfs in Richtung Hirschaid nicht zu sehen. Um etwa 23 Uhr ist es am Parkplatz in der Nähe des Baggersees ruhig. Robert L. (Name geändert) ist mit dem Fahrrad dorthin unterwegs. Von einem Bekannten möchte der 17-jährige Auszubildende dort Marihuana kaufen. Als er sich der Sitzbank
nähert, kommen plötzlich zwei dunkel gekleidete und vermummte Gestalten auf ihn zu und beginnen, auf den Ahnungslosen einzuschlagen. Mit Fäusten und Knien wird Robert L. "bearbeitet" und trägt etliche Prellungen im Gesicht und blaue Flecken am Bauch davon. Trotz der vor das Gesicht gebundenen Kopftücher (Bandanas) erkennt Robert L., wen er da vor sich hat.
Einige Wochen später bekommt ein anderer Schulfreund die "schlagenden Argumente" zu spüren. Ihm gegenüber hatten sie mit ihrer Verprügelungsaktion geprahlt. Nun gilt es, ihn durch eine Drohung im Klassenzimmer davon zu überzeugen, die Sache für sich zu behalten. Und ihn dazu zu bringen, belastende Chat-Verläufe und ein Video der Tat zu löschen. Was der eingeschüchterte 17-jährige Auszubildende dann auch tut. Er wird nur nicht verletzt, weil eine Lehrerin eingreift.
Vor Jugendrichter Martin Waschner, dem Vorsitzenden des Jugendschöffengerichts, zeigten sich die Brüder geständig. Sie gaben an, sie hätten ihr Opfer nur "verarschen" wollen, und ihm sein Smartphone wegnehmen und kaputtmachen. Schaden etwa 200 Euro. "Wir wollten ihn nicht verletzen."
Im Hintergrund klang auch an, dass die Schwester der beiden Angeklagten von Robert L. sexuell belästigt und er dafür auch verurteilt worden war. Außerdem scheinen sich alle drei im Drogenmilieu zu bewegen, wie eine Hausdurchsuchung bei den Brüdern erbrachte, die nicht nur Marihuana-Reste und Joints zum Vorschein brachte, sondern auch Utensilien wie eine Feinwaage und einen Grinder zum Zerkleinern der Hanfpflanzen.
"Ganz wilde Story"
Bei einem Drogenankauf in Nürnberg, als sie "einige Dealer abziehen" wollten, fühlten sich die Brüder von Robert L. nicht richtig unterstützt, so dass sie "von sechs Kanaken fertiggemacht" worden waren. Man war auf den ehemaligen Kumpel also nicht gut zu sprechen.