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Mit 230 Sachen nach Coburg


Autor: Simone Bastian

Coburg, Mittwoch, 17. März 2021

Der 3. Gutachterentwurf für den Deutschlandtakt liegt vor. Für Coburg enthält er eine zweistündliche Einbindung im Fernverkehr - und einen Lückenschluss nach Eisfeld.
Die ICE-Schnellstrecke wird im Raum Bamberg derzeit noch ausgebaut (hier ein ICE auf der Strecke bei Hallstadt). Für den "Deutschlandtakt", wie er jetzt entworfen ist, wären bis 2030 weitere Aus- und Neubauten nötig. Foto: DB-AG


Ende Juni wurde der 3. Gutachterentwurf des Zielfahrplans Deutschlandtakt vorgelegt und Mitte Juli auf einer Akteurskonferenz beraten. Entschieden ist damit noch nichts. Doch die Unterlagen stehen im Netz, und vom zweiten zum dritten Gutachterentwurf gibt es einige bemerkenswerte Entwicklungen.

So ist nun vorgesehen, dass Coburg eine stündliche Anbindung an Erfurt erhält. Das wäre zunächst nur die Fortschreibung des Zustands, der ab Dezember 2023 gegeben sein wird: Dann finanziert der Freistaat Bayern zusätzliche Regionalexpresszüge (RE) von Nürnberg nach Erfurt über Coburg, die zwischen den derzeit vier ICE-Linien über Coburg den Stundentakt sicherstellen. Im Gutachterentwurf ist indes von einer Linie "FV 93" die Rede, die von Hamburg über Berlin, den Flughafen Halle/Leipzig, Erfurt und Nürnberg nach München führt.

Vorgesehen ist auf dieser Linie ein Halt in Coburg und dann bis Nürnberg keiner mehr - zumindest in der Präsentation. Im zur gleichen Zeit veröffentlichten Netzplan ist ein Halt in Bamberg enthalten. "Es entstehen damit Direktverbindungen von Coburg nach Leipzig (Berlin) und München. Ergänzend wird ein RE vorgesehen, so dass Coburg nach Erfurt stündlich über die VDE8 angebunden ist", heißt es in der Präsentation.

Durchgehend und schneller

Schon vorher war vorgesehen, dass Coburg ins Fernverkehrsnetz eingebunden wird - aber nur mit einer Linie Nürnberg-Erfurt und mit Zügen, die maximal 160 km/h fahren. Das hat sich geändert: Nun soll Coburg mit Zügen angefahren werden, die 230 Stundenkilometer schnell sind. Das könnte dem Umstand geschuldet sein, dass diese Züge auf der Neubaustrecke fahren müssen - dort wäre Tempo 160 Bummeltempo.

Die Linien mit einer Höchstgeschwindigkeit von 230 Stundenkilometern wurden auf Wunsch der Branche eingeplant, heißt es in der Präsentation zur Akteurskonferenz. Das Zukunftsbündnis Schiene hatte zwar nur 200 Stundenkilometer gewünscht, aber "aufgrund besserer Nutzung von Trassenkapazitäten und der gewünschten Nutzung von Schnellfahrstrecken ist bei den meisten Zusatzlinien die Fahrdynamik eines Lok-Wagen-Zuges mit max. 230 km/h angesetzt", heißt es in der Präsentation.

Für den dritten Gutachterentwurf wurde auch geprüft, welche Fahrgastzahlen in den Linien zu erwarten sind. Als Grundlage dienten die Linien aus dem zweiten Gutachterentwurf. Sobald weniger als 100 Reisende im Zug zu erwarten sind, wird von schwacher Auslastung gesprochen.

Die Strecke Leipzig-Erfurt-München kommt nach diesen Schätzungen auf 92,1 Reisende pro Zug; auf der Strecke Nürnberg-Coburg-Erfurt sind es 99,8. Auch die Linie Leipzig-Jena-Bamberg, die über Lichtenfels führt und 2023 von der Bahn wieder in Betrieb genommen werden soll, wäre der Prognose zufolge unwirtschaftlich mit 73,3 Reisenden am Tag.

Für eine Fernverkehrslinie Bamberg-Würzburg sieht diese Prognose keinen Bedarf. Dort sind derzeit Regionalzüge unterwegs. Vorgeschlagen wird indes eine Neubaustrecke Würzburg-Nürnberg, die Geschwindigkeiten von 300 Stundenkilometern ermöglicht und die Fahrzeit von 53 auf 30 Minuten verkürzt. Bei allen Linien, die sich im dritten Gutachterentwurf befinden, sei aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis noch nicht geprüft, heißt es einschränkend.

Neue Gleise für Coburg?

Dennoch werden Anforderungen an den Streckenausbau formuliert, die sich aus dem Zielfahrplan des Deutschlandtakts ergeben: Der mehrgleisige Ausbau im "Raum Coburg" gehört dazu (genauer wird das in der Präsentation nicht definiert), und der Lückenschluss von Coburg nach Eisfeld. Der findet sich unter "Infrastrukturvorgaben des Landes" im Abschnitt, in dem es um Thüringen geht: Vorgesehen sind demnach die "Reaktivierungen" Coburg-Eisfeld und Blankenstein-Maxgrün. Die Verbindung Coburg-Eisfeld ist auch in der Netzgrafik für Süddeutschland zu finden, mitsamt möglichen Abfahrtszeiten der Züge. Allerdings ist dort auch ein Vorbehalt vermerkt: "Reaktivierung Werratalbahn: Vorbehaltlich der Erfüllung der in Bayern üblichen Reaktivierungskriterien." Diese lauten: 1000 Fahrgäste pro Tag auf der Strecke.