Druckartikel: Melanie Türk hebt ab

Melanie Türk hebt ab


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Freitag, 15. Mai 2015

Test  Das Deutsche Sportabzeichen ist für viele eine persönliche Olympiade. Ab dem 12. Juni kann man es auf der Realschul-Anlage ablegen.
Standweitsprung erfordert Kraft. Melanie Türk schafft 1,68 Meter. Fotos: Sonja Adam


von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam

Kulmbach — Immer freitags zwischen 17.30 und 19.30 Uhr wird ab dem 12. Juni auf der Sportanlage der Realschule das Deutsche Sportabzeichen abgenommen. Melanie Türk tritt für einen Fitnesstest schon mal vor dem Saisonstart an. Die 34-Jährige, die beim SV Motschenbach Fußball spielt, versucht, das Abzeichen in Bronze zu erlangen.
Melanie Türk muss in mehreren Disziplinen ran. "Die Schwimm-Anforderungen habe ich schon erfüllt", sagt die junge Frau. Die 800 Meter lange Strecke musste sie für Bronze in 28:50 Minuten zurücklegen. Sie hätte auch 3000 oder 10 000 Meter laufen, 7,5 Kilometer Walking oder Nordic Walking machen oder 20 Kilometer Rad fahren können, hat sich aber für den Sprung ins Wasser entschieden.
Mit Peter Schmitz trifft sie sich nun für die anderen Disziplinen auf dem Trainingsgelände der Realschule. "Ich würde erst mal eine Runde laufen, um mich aufzuwärmen", rät ihr Peter Schmitz. Schmitz ist 72 Jahre alt und nimmt das Sportabzeichen seit 1982 ab. Jahr für Jahr stellt er sich auch selbst den Prüfungen. "Ich habe das Abzeichen schon 32 Mal abgelegt. Ein Mal habe ich es in Silber, aber sonst hat es immer für Gold gereicht", sagt er.

Immer weniger Teilnehmer

Schmitz bedauert die sinkende Teilnehmerzahl. "2012 haben in Kulmbach 519 das Sportabzeichen abgelegt, 2014 waren es nur noch 264", teilt er mit. "Die Jugend lässt sich kaum begeistern. Die jungen Leute sind zu bequem", so der 72-Jährige, der hofft, dass sich heuer wieder mehr Nachwuchssportler an die Herausforderung wagen. "Die, die kommen, sind fast alle älter", sagt der Kulmbacher. Viele, die das Abzeichen ablegen, seien über 55. Es gebe auch über 70-Jährige.
Melanie Türk hat aus dem Bereich Kraft die Disziplin Standweitsprung gewählt. Sie muss für Bronze 1,35 Meter springen. Peter Schmitz kommt trotz seiner 72 Jahre auf Anhieb auf 1,80 Meter. "Das sieht leicht aus", sagt Melanie Türk. Doch ihr erster Sprung zeigt: Ganz so einfach ist es nicht. Gisela Seehuber schaltet sich ein. "Man muss mit den Armen schwingen. Ich schwinge immer ein Mal, beim zweiten Mal springe ich", rät die 73-Jährige. Seehuber hat 40 Mal das Sportabzeichen gemacht. In Gold! Auch 2015 will sie ihre Fitness testen. Sie ist zuversichtlich, dass sie die Anforderungen noch immer erfüllen kann.

Mit dem Medizinball werfen

Beim ersten Sprung bringt es Melanie Türk auf 1,68 Meter. "Ich habe im Vorfeld Kraftübungen gemacht und den Standweitsprung bei mir zu Hause auf der Wiese geübt", sagt die junge Frau, die auch das Medizinball-Werfen ausprobiert. Dazu muss sie den zwei Kilo schweren Ball mindestens 6,50 Meter weit werfen. Melanie Türk schafft 8,70 Meter. Eine tolle Leistung - damit hätte sie sogar die Goldkriterien für ihre Altersklasse übertroffen.
Auch Koordination ist gefragt: beim Hochsprung, Weitsprung, Schleuderball oder Seilspringen. "Seilspringen habe ich geübt, aber ich kriege den Kreuzdurchschlag nicht hin", sagt Türk. Also probiert sie Weitsprung und Schleuderball. "So einen Ball hatte ich noch nie in der Hand", sagt Melanie Türk, als sie den Schleuderball nimmt. Man muss sich um die eigene Achse drehen, den Ball schleudern und im richtigen Moment loslassen.
Der erste Wurf geht nach hinten los. Doch beim zweiten Wurf gelingt ihr ein Volltreffer. Der Ball landet bei 23,40 Meter - für das Abzeichen in Bronze wären nur 22,50 Meter nötig gewesen. Das Deutsche Sportabzeichen in Bronze hat sie damit in der Tasche.