Meister soll das Handwerk retten
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Donnerstag, 09. Januar 2020
In zwölf Berufen wird ab 1. Februar die 2004 abgeschaffte Meister-Pflicht wieder eingeführt. Kriterien waren das Gefahrenpotenzial und die Bedeutung als "immaterielles Kulturgut".
JOsef Hofbauer Qualifikation und Qualität im Handwerk stärken und die Strukturentwicklung in diesen Berufszweigen nachhaltig sichern. Dies sind die offiziellen Gründe, warum ab 1. Februar in zwölf handwerklichen Berufsgruppen die Meister-Pflicht wieder eingeführt wird. Insider dagegen sprechen eine wesentlich deutlichere Sprache. "Es gibt kaum noch Ausbildungsbetriebe. Einzelne Berufszweige drohten auszusterben", erklärt Thomas Rudrof Hauptabteilungsleiter bei der Handwerkskammer Oberfranken.
"Der Meisterbrief im Handwerk ist nach wie vor das sicherste Wertpapier, das ein junger Mensch in den Händen halten kann. Er ist der Nachweis für ausgezeichnete fachliche Qualität, für Integrität. Er ist Grundlage für eine Karriere im Handwerk", unterstreicht Innungs-Obermeister Werner Oppel, Forchheim.
Für den Kunden sei der Meisterbrief die einzige Möglichkeit, die Kompetenz eines Unternehmens zu überprüfen, findet Werner Oppel. Er ist überzeugt: "Ohne Meisterpflicht wäre der selbst verschuldete Fachkräftemangel im Handwerk noch weiter verschlimmert worden.
Dramatischer Rückgang
Wie dramatisch die Situation wirklich ist, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen. Zwar stieg die Zahl der Fliesenleger von 203 Unternehmen in ganz Oberfranken auf aktuell 619 Betriebe, doch die Zahl der Auszubildenden sank von 40 auf 38. Noch gravierender ist die Lage bei den Raumausstattern, deren Anzahl sich von 125 im Jahr 2004 auf 265 im vergangenen Jahr erhöhte.
Die Zahl der Auszubildenden sank von 32 auf aktuell gerade mal 13, die 2018 bei der Handwerkskammer registriert waren.
Setzt man die Zahl der Auszubildenden ins Verhältnis zur Anzahl der Betriebe, sankt die Ausbildungsquote bei den Raumausstattern von 25,6 auf 4,9 Prozent. Bei den Fliesenlegern sank diese Quote von 19,7 auf 6,1 Prozent.
Sozial ungerecht
"Kein Wunder", findet Thomas Rudrof von der Handwerkskammer von Oberfranken, "die einen dürfen nicht ausbilden, die anderen haben keine Lust, sich Konkurrenz heranzuziehen". Das empfindet Werner Oppel auch als "sozial ungerecht". Etwas anderes sei es, wenn ein junger Mensch sich der Meisterprüfung stelle. "Das ist sogar eine Auszeichnung für den Betrieb, der den jungen Kollegen ausgebildet hat. Meister schaffen Wissenstransfer, schaffen und erhalten Wissen und Können, bewahren traditionelle Handwerkstechniken", betont Werner Oppel, aus dessen Betrieb vier junge Meister hervorgegangen sind. Nicht zuletzt, so Oppel, seien junge Meisterinnen und Meister auch Vorbild für Auszubildende.