Mehr Bewusstsein für Geschichte entwickeln
Autor: Berthold Köhler
LKR Coburg, Mittwoch, 18. Oktober 2017
Die Pflege der kommunalen Archive ist, das wussten die Bürgermeister aus dem Landkreis bei ihrer Dienstbesprechung gestern im Landratsamt ganz genau, eine P...
           
Die Pflege der kommunalen Archive ist, das wussten die Bürgermeister aus dem Landkreis bei ihrer Dienstbesprechung gestern im Landratsamt ganz genau, eine Pflichtaufgabe, die ihnen der Gesetzgeber mitgegeben hat. Nur: So richtig wird diese Pflicht in den Rathäusern nicht gelebt. Damit dies künftig anders wird, ist jetzt die Gründung eines Archivpflegevereins für das Coburger Land im Gespräch.
Vorgestellt wurde den Bürgermeistern das Projekt von Helmut Schöttner (ehrenamtlicher Archivpfleger des Landkreises) und Alexander Wolz, dem Leiter des Coburger Staatsarchivs. Weil viele Gemeinden einerseits derzeit überhaupt keine richtigen Archive haben, andererseits aber just in diesem Bereich bald neue Gesetzesvorschriften kommen werden, startete Wolz einen Aufruf: "Wir brauchen ein neues Geschichtsbewusstsein in den Gemeinden." Mit einem Verein, über den ein Facharchivar angestellt werde, könne man die Archiv-Arbeit im Coburger Land einfach und effizient gestalten, sagte der Leiter des Staatsarchivs.
Helmut Schöttner, lange Jahre an der Spitze der Verwaltung der Gemeinde Großheirath, beleuchtete die organisatorischen Seiten eines Archivpflegevereins. Ausgangslage war die Annahme, dass sich in erster Linie einmal die zehn kleineren Gemeinden des Landkreises zu einem Verein zusammenschließen - der Rest habe eigene personelle Ressourcen. Der Verein könnte eine Archivkraft einstellen, die - quasi regelmäßig von Rathaus zu Rathaus ziehend - alte Unterlagen der Verwaltungen sichtet und sortiert. "Ziel ist es, dass in fünf Jahren alle Gemeinden auf dem gleichen Stand sind", sagte Schöttner. 
Finanziell könnte das Projekt "Archivpflegeverein Coburg" mit erheblicher Unterstützung rechnen, weil es als Positiv-Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit bewertet wird. Auf rund 90 000 Euro für fünf Jahre Laufzeit schätzte der ehrenamtliche Archivpfleger die Fördersumme. Mit dieser Anschubfinanzierung sei eine professionelle Archivpflege "durchaus machbar", meinte Schöttner und nahm eine 4000-Einwohner-Gemeinde wie etwa Ahorn als Berechnungsgrundlage her: Demzufolge müsste diese mit knapp 6000 Euro jährlichen Kosten rechnen, bekäme aber dafür rund 195 Stunden Archiv-Arbeit im Jahr zugesichert.