Medizin durch Mitmachen erleben
Autor: Mario Deller
Kutzenberg, Sonntag, 11. Sept. 2016
Zahlreiche Besucher informierten sich beim Lungentag in Kutzenberg über Erkrankungen und Therapien rund um unser Atmungsorgan.
Ein Erwachsener atmet jeden Tag bis zu 20 000 Liter Luft ein und aus. Damit kann ein Heißluftballon gefüllt werden. Um welches Wunderwerk es sich bei unserer Lunge doch handelt, wird uns meist erst dann bewusst, wenn sie angegriffen ist oder nicht mehr richtig funktioniert.
Beim 19. Lungentag stand in Kutzenberg wieder das lebensnotwendige Atmungsorgan im Fokus. Die Veranstaltung des Bezirksklinikums Obermain fand einmal mehr eine hervorragende Resonanz. Anschaulich wurden den Besuchern wertvolle und interessante Informationen rund um die Lunge und Atemwege sowie Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankungen vermittelt.
OP-Geräte selber kennengelernt
Der Kutzenberger Lungentag, der wie die bundesweite Veranstaltung heuer unter dem Motto "Infektionen der Atemwege: vorbeugen, erkennen und behandeln" stand, gestaltet sich wieder sehr abwechslungsreich, alles andere als medizinisch-nüchtern.
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So konnten die Besucher etwa unter der Anleitung von Steffen Gerlach, Chefarzt der Abteilung für Thorax- und Gefäßchirurgie in Kutzenberg, mittels bunter Gummibärchen minimalinvasive Operationen vornehmen oder an einer Puppe testen, wie endoskopische Untersuchungen funktionieren und ablaufen. Zahlreiche Besucher nutzten auch die Möglichkeiten, Inhalationsgeräte auszuprobieren, ihre Lungenfunktion messen zu lassen, um zwei der dargebotenen Mitmachaktionen zu nennen.
Kompetente Ansprechpartner aus dem medizinischen und therapeutischen Bereich standen den Besuchern zur Verfügung, informierten beispielsweise, wozu das Schlaflabor dient und wie man durch Handhygiene Infektionen von vornherein vorbeugen kann.
Gefragte Gesprächspartner für Betroffene und Angehörige waren einmal mehr Elfriede Langheinrich und Horst Meyer von der Kutzenberger Selbsthilfegruppe der Sauerstoffliga. Als wichtigen Partner betrachtet das Bezirksklinikum Kutzenberg das Lichtenfelser Gesundheitsamt, das heuer erstmals ebenfalls mit einem Stand vertreten war und seine Aufgaben und die Zusammenarbeit mit dem Bezirksklinikum darstellte.
Enormen Zuspruch erfuhren auch die beiden Vorträge im Festsaal. Dr. Dietmar Geiger, Chefarzt der Kutzenberger Klinik für Erkrankungen der Atmungsorgane, ging etwa ein auf Diagnostik und Therapie bei Atemwegsinfektionen. Er empfahl etwa alle drei bis fünf Jahre eine Pneumokokken-Impfung, um der Gefahr einer Lungenentzündung (Pneumonie) zu begegnen.
Ohne Panikmache, sondern sachlich-fundiert beleuchtete er die verschiedenen wichtigen Aspekte, erklärte beispielsweise, warum an einer Lungenentzündung Erkrankte auch Thrombose-Spritzen erhalten und was es mit der hierzulande erfreulicherweise nur noch selten auftretenden Tuberkulose auf sich hat.
Nicht minder interessant und aufschlussreich für Betroffene, Angehörige, aber auch alle übrigen Interessierten gestaltete sich der zweite Vortrag. Hierin zeigte Dr. Steffen Gerlach verständlich auf, wie die moderne Lungenchirurgie bei schwereren Infektionen vorgeht. Die Referenten nahmen sich im Anschluss an ihre Vorträge auch gerne Zeit für Fragen aus dem Publikum.
Sonne und Tanzeinlage
Über kräftige und gut trainierte Lungen verfügen zweifelsohne die Tänzerinnen der Brose Baskets Dance Teams. Davon konnten sich die begeisterten Zuschauer überzeugen beim Auftritt der sportlichen Damen auf der Wiese vor dem Café.
Strahlender Sonnenschein war dabei der Tanzdarbietung vergönnt - und das hatte sogar sinnbildlichen Charakter für die wieder sehr gelungene Veranstaltung insgesamt.
Der 19. Lungentag in Kutzenberg machte deutlich, dass für jene, die akut an der Lunge erkrankt sind oder durch einen chronischen Verlauf mit einer Einschränkung der Lungenfunktion leben müssen, Angst oder Verzweiflung schlechte Ratgeber sind.
Wenngleich die moderne Medizin auch im 21. Jahrhundert nicht "zaubern" kann, leistet sie - ohne freilich den Patienten dessen Eigenverantwortung für seinen Körper nehmen zu können und zu wollen - vieles, was vor 20 oder 30 Jahren noch undenkbar war.