Druckartikel: Martin Kälberer bringt die Kulturfabrik zum Klingen

Martin Kälberer bringt die Kulturfabrik zum Klingen


Autor: Johanna Blum

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 28. November 2016

Erst nach der dritten Zugabe konnte der Musiker und Multiinstrumentalist Martin Kälberer am Sonntag nach seinem Konzert in der Fortuna Kulturfabrik die Bühn...
Martin Kälberer bearbeitete das Hang mit all seiner Kunst. Foto: Blum


Erst nach der dritten Zugabe konnte der Musiker und Multiinstrumentalist Martin Kälberer am Sonntag nach seinem Konzert in der Fortuna Kulturfabrik die Bühne verlassen. "Das Konzert war ein einziger Wohl-Klang, ein großartiges Klang-Erlebnis! Vielen Dank für die schönen Momente! Einfach grandios!" Das schrieben begeisterte Besucher in das Gästebuch von Martin Kälberer am Ende eines klangvollen Konzertes, dem Kälberer den Titel "Suono" (Der Klang/ich klinge) gegeben hat.
"Ich freue mich, dass so viele da sind", begrüßte der Musiker sein Publikum. "Ich spiele, ich spiele frei, wie auf einer Spielwiese, wo alles mögliche passieren kann", erklärte Kälberer. "Das Reizvolle ist für mich, wenn zu jeder Zeit alles möglich ist. Meine Musik soll nicht nur den Zuhörer, sondern auch mich überraschen, und ich lasse mich treiben", fuhr er fort.
Dies tat er dann auch auf dem Flügel, auf dem Hang, dem E-Piano, auf dem Udu (Vasentrommel), mit dem Waterphone, dem Vibrandoneon und mit noch mehr Instrumenten. Eine Loop-Maschine hilft ihm, die einzelnen Instrumente in eine Schleife zu setzen - in Schichtungen und Strukturen - und "im Idealfall entsteht Musik". So webte der Klangkünstler einen immer dichter werdender Klangteppich, oft jazzig oder bluesig.


Die Musik lebt im Künstler

Beobachtete man Kälberers Gesichtsausdruck während des Musizierens, fühlte man, wie die Musik in ihm lebt und aus ihm herausströmt. Musikstücke wie "Rast" erzählen von der großen Unruhe im vergangenen Jahr, wo sehr viele Flüchtlinge zu uns kamen. Es wurden viele schöne Dinge, aber auch unschöne Dinge gesagt, deshalb zieht er sich in diesem Stück zur Rast auf eine Insel zurück. Das Werk "Gibellina" ist aus einem Gefühl entstanden, als er mit seinem Musikerfreund Pippo Pollina den gleichnamigen Ort auf Sizilien, der 1968 von einem Erdbeben zerstört wurde, besuchte. Ein Künstler hat es in ein Kunstwerk verwandelt und beim Durchgehen befielen Kälberer damals seltsame Gefühle, die er in ein Klang-Stück umsetzte.
Die Hände flogen und tanzten über das Hang, das er mit den Fingerknöcheln, der Faust, mit Pinseln oder mit der flachen Hand bearbeitete. Er klopfte und patschte auf das Metallinstrument, streichelte es und dabei brachte er schöne Klänge und Melodien hervor. Schloss der Zuhörer die Augen, zogen oft verschiedene Bilder an ihm vorbei. Die meist meditative Musik brachte den Zuhörer zur Ruhe und zur Besinnung. Die Tondichtung "Morgenland" erinnert an eine alte Kulturlandschaft. "Als Kind hörte ich die Geschichten aus dem Morgenland wie ,1000 und eine Nacht‘ sehr gerne." Im Zuhörer stiegen wieder unbewusst Bilder aus diesen Erzählungen auf. "Hier ist eine Stille im Raum", so Kälberer einmal erfreut. "Die Töne haben so viel Platz!"