Marc Minkowski machte es den Symphonikern nicht zu einfach
Autor: Christoph Hägele
Bamberg, Sonntag, 17. März 2019
Natürlich war der eine oder andere Konzertbesucher enttäuscht, als er feststellen musste, das nicht der angekündigte Marek Janowski am Pult der Bamberger Symphoniker stand - er hatte aus persönlichen ...
Natürlich war der eine oder andere Konzertbesucher enttäuscht, als er feststellen musste, das nicht der angekündigte Marek Janowski am Pult der Bamberger Symphoniker stand - er hatte aus persönlichen Gründen abgesagt - sondern der Franzose Marc Minkowski.
Und dass deshalb auch nicht das 2. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow, sondern das einzige Klavierkonzert von Edvard Grieg zur Aufführung kam. Aber die Umbesetzung war so frühzeitig bekannt geworden, dass in der Vorbereitung nicht improvisiert werden musste. Man konnte den Wechsel gut verschmerzen. Denn Marek Janowski hat schon des Öfteren die Bamberger dirigiert. Man wusste, was man von ihm erwarten konnte - oder anders gesagt: Man musste sich bei dem geplanten Programm nicht auf größere Überraschungen einstellen.
Und Marc Minkowski ist ja nun wirklich kein Dirigent aus der zweiten oder dritten Reihe, sondern hat international einen ausgezeichneten Namen.
Nüchtern und analytisch
Bei Minkowksi sind es nicht die melodischen Linien in einem abgerundeten Gesamtbild, die die Emotionalität der Musik ausmachen, sondern er sieht die Musik nüchterner, analytischer. Er zielt darauf, Dramatik und Emotionen über die Agogik und Klangfarben zu erzeugen.
Dazu kommt, dass er ein Gastdirigent ist, der - was nicht so häufig ist - sich traut, das Orchester zu fordern. Und das tat er auch. Die Musik bekam einen enormen Druck und starken Vortrieb und einen guten Schuss Nervosität. Das bekam ihr ausgezeichnet, und man bekam ein Gefühl, das sich bei der Aufführung dieses Werkes nur selten einstellt: dass diese Ouvertüre nicht ein Lückenfüller für einen Konzertbeginn ist, sondern die Einstimmung auf eine spannungsgeladene Auseinandersetzung, die in dem eigentlichen Melodram geführt wird.
Man wäre bestens darauf vorbereitet gewesen. Dass sie auch ein bisschen pathetisch wurde, kann bei Franzosen durchaus passieren. Das mag ein Vorurteil sein, aber es stimmt auffallend oft. Und die Musik hielt's aus.
Bei Edvard Griegs Klavierkonzert a-moll op. 16 traf Marc Minkowski auf einen Verwandten im Geiste: Der Moskauer Pianist Nikolai Lugansky geht ebenso nüchtern und entromantisierend an die Musik heran, und zwar von Anfang an: ein paar Akkordexplosionen, dann steigen die Bläser mit wunderbar klaren Klangbildern ein, die das Klavier übernimmt.