Manche Rätsel bleiben ungelöst
Autor: red
Altenkunstadt, Freitag, 15. August 2014
Altenkunstadt — Dem "Külmitzberg", einer im Wald verborgenen Befestigungsanlage, galt das Interesse bei der jüngsten Exkursion des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW). Obwohl ...
Altenkunstadt — Dem "Külmitzberg", einer im Wald verborgenen Befestigungsanlage, galt das Interesse bei der jüngsten Exkursion des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW). Obwohl Bernhard Christoph viel Licht in das Dunkel der Vergangenheit brachte, blieben manche Rätsel um den "Külmitz" ungelöst. Über 100 Geschichtsfreunde nahmen an dieser Führung teil.
Schon der Ausgangspunkt dieser Exkursion am Parkplatz zwischen Spiesberg und Zeub litz hatte einen historischen Hintergrund, denn hier steht ein markanter Kreuzstein, den das CHW vor einigen Wochen wieder zugänglich gemacht hat, nachdem er im Boden eingesunken und gekippt war. Er erinnert vermutlich als ein Sühnestein an den Ort eines Verbrechens und wurde einst wohl gesetzt, um der Blutrache zu entgehen.
Drei gestaffelte Wälle
Am Fuße des Külmitzberges erläuterte Bernhard Christoph zunächst aus geologischer und topografischer Sicht dieses Geländerelief. Die Namens-Endungen Külmitz, Weidnitz, Zeublitz erinnerten an die slawische Zeit, erklärte er. Der "Külmitz", etwa 650 Meter lang und 300 breit, erreicht an seinen höchsten Stellen 438 Meter über dem Meeresspiegel, wobei die oberste Schicht aus Doggersandstein (Eisensandstein) besteht. Rund 1,7 Hektar umfasst die Befestigungsanlage aus drei hintereinander angeordneten Wällen und Gräben. Eine solche gestaffelte Befestigung lässt laut Christoph eine Entstehung im Frühmittelalter vermuten. Allerdings sind weder Vorburg, Randwälle noch Tor erkennbar. Die Anlage ist durch ihre natürlichen Steilränder geprägt und nur schwach befestigt gewesen.
Für einen Adelssitz oder eine Mittelpunktburg sei diese Befestigungsanlage zu klein gewesen, fasste Bernhard Christoph zusammen. Eher wäre es denkbar, dass sie als Wegwarte, Kontrollstation oder zur Sicherung der Altstraßen, die meist über Bergrücken verlaufen sind, und der Mainübergänge diente.
Nachdem in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Ungarn zahlreiche Beutezüge in ganz Westeuropa unternahmen und die deutschen Herzöge und Könige, als Folge dessen, den Bau von Verteidigungsanlagen in ihrem Reich empfahlen, spricht vieles für ein derartiges "Ungarnrefugium". Indizien dafür wären auch die Art der Befestigung (drei Wälle) und die Randbefestigung sowie das steil abfallende Gelände, was ein guter Schutz gegen Reiter war. Auch die versteckte Lage im Wald, diesseits des Mains und gegenüber der Burg Burgkunstadt sprechen für eine solche Nutzung. "Hier konnten die Bevölkerung und ihre Tiere Schutz finden vor durchziehenden Reiterheeren", so Christoph.
Man müsste graben
Vollständige Klarheit über die Funktion der Befestigungsanlage des "Külmitzberges könnten jedoch nur Grabungen in den Ringwallanlagen geben. Dafür bestehe zurzeit allerdings keine Notwendigkeit. Die Vorsitzende der Bezirksgruppe Burgkunstadt/Weismain, Jutta Löbling, und CHW-Vorsitzender Professor Günter Dippold dankten Bernhard Christoph für seine aufschlussreiche Führung. "Fühlen Sie sich zurückversetzt in die ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, als die damalige Einwohnerschaft auf dem Külmitz Schutz suchte und von Weitem die Hufe der ungarischen Reiterheere zu vernehmen waren", schilderte Dippold eine mögliche Situation in der Befestigungsanlage. Josef Motschmann wies auf dem Rückweg auf eine alte Eiche hin, die schon über Jahrhunderte die Unbilden der Natur überstanden hat. Eine Einkehr in Zeublitz rundete die Exkursion ab. Dieter Radziej