Druckartikel: Man muss auch verlieren lernen

Man muss auch verlieren lernen


Autor: Tobias Kindermann

Bad Staffelstein, Montag, 27. Februar 2017

Wolfgang Klecker hat sein ganzes Berufsleben lang an der Bad Staffelsteiner Realschule gearbeitet. Ob früher alles anders war? Der Sport- und Kunstlehrer blickt auf 44 Jahre Unterricht zurück.
Wolfgang Klecker zeigt das Abschiedsgeschenk einer 5. Klasse, die er am Ende unterrichtete. Foto: Tobias Kindermann


Tobias Kindermann

Es kann nicht nur Sieger geben auf dieser Welt, aber Gewinner: "Es war mir immer wichtig, dass man nicht nur lernt zu siegen, sondern auch zu verlieren", sagt Wolfgang Klecker. Und gerade im Sport sieht man ganz schnell: Es gibt nicht nur erste Plätze im Leben.
Doch ist das ein Problem? Wolfgang Klecker schüttelt den Kopf: "Es geht um das soziale Miteinander, es geht darum zu verstehen, dass man nicht alles schaffen kann." Das sei ganz wichtig - auch später im Beruf.
Darum sei es ihm als Lehrer immer gegangen. "Jeder soll sich an seine persönlichen Grenzen heranarbeiten." Als er in diesen Tagen an der Viktor-von-Scheffel-Realschule verabschiedet wurde, um mit 65 Jahren in den Ruhestand zu wechseln, ging schon eine Ära zu Ende: Fast 44 Jahre unterrichtete Wolfgang Klecker in Bad Staffelstein Sport, Kunsterziehung und Werken. Damit war er der Lehrer im Kollegium, der am längsten an der Realschule war. Und es war auch die einzige Schule, an der er unterrichtet hat - mit einer kurzen Ausnahme: Vor seinem zweiten Staatsexamen als Lehrer arbeitete er ein halbes Jahr in Königsbrunn bei Augsburg.
Ein ganzes Leben für Staffelstein - denn hier wurde Klecker auch geboren: "Im alten Krankenhaus, dort, wo heute das Altenheim steht." Seine Mutter kam aus der Oder-Gegend bei Frankfurt, sein Vater war Sudetendeutscher. Sport war ein wichtiges Thema in der Familie: "Damals war Feldhandball noch groß geschrieben." Seine Eltern spielten beide diese Sportart, an die sich heute kaum noch jemand erinnert. Er wollte schon früh Sportlehrer werden: "Ich habe bereits als Jugendlicher Übungsstunden im Verein gegeben, war im Skiclub und habe am Staffelberg unterrichtet." Sein Vater besaß einen Installationsbetrieb in Bad Staffelstein, den schließlich sein Bruder übernahm. Trotzdem, die Voraussetzungen für ein Studium waren in seiner Heimat nicht ideal: "Schwimmen hab ich noch im Main gelernt, in Wiesen im Flussschwimmbad. 200 Studenten hatten sich in Würzburg beworben, die meisten sind deshalb nicht genommen worden, weil sie nicht gut schwimmen konnten." 30 konnten schließlich beginnen. Weitere Stationen waren Bamberg (Werken) und Augsburg (Pädagogik). Nach der ersten Lehramtsprüfung kam er 1973 nach Staffelstein zurück: "Der alte Sportlehrer hatte aufgehört und wurde Rektor in Scheßlitz." So beliebt für Sportlehrer sei Staffelstein damals nicht gewesen: "Es gab kein Hallenbad und keine Freisportanlage."
Leistungsbereitschaft und die Bereitschaft, mitmachen zu wollen hätten gegenüber früher schon nachgelassen. "Da muss man als Lehrer schon kämpfen, um auch die zu erreichen, die nicht automatisch gut sind." Heute spielten die Kinder nicht mehr so oft im Freien, er vermisse auch manchmal die Bereitschaft, etwas zu versuchen, was man nicht könne.
Im Ruhestand wird der Sport weiter eine große Rolle behalten. Klecker ist auch Vorsitzender des TSV - und er hat sich vorgenommen, dort wieder mehr Unterricht zu geben.