Druckartikel: Mal über den Playboy reden

Mal über den Playboy reden


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Donnerstag, 27. Juni 2019

Markus Häggberg Neulich geriet ich beruflich an lustige Wandersleute. Na, und wie wir so erschöpft beim alkoholfreien Bier auf dem Staffelberg zusammensaßen, da fiel auf einmal das Stichwort Playboy. ...


Markus Häggberg Neulich geriet ich beruflich an lustige Wandersleute. Na, und wie wir so erschöpft beim alkoholfreien Bier auf dem Staffelberg zusammensaßen, da fiel auf einmal das Stichwort Playboy. Gut, vielleicht habe ich das auch selbst aufgebracht, sei's wie es mag. Aber wie sich herausstellte, besaß einer der Wanderer wohl tatsächlich eine über Jahrzehnte gewachsene Sammlung dieses vor allem durch knallharten Journalismus bekannten Magazins. Aus unerfindlichen Gründen ist dieses Magazin aber auf dem Dachboden des Mannes gelandet, wo all die Reportagen nun ein unbeachtetes Wegsein fristen. Mir tun die Reporter leid, die gewiss unter größten Entbehrungen all die Geschichten über Großwildjagden in Tansania, über Waffenschmuggel in Nicaragua und Tankerunglücke entlang der Straße von Hormus aufdeckten, und deren Arbeiten nun auf dem Dachboden in Vergessenheit gerieten. Ich selbst machte meine erste Erfahrung mit dem Playboy als Achtjähriger. Ich sah ihn in der Tasche eines Onkels und schien wohl etwas irritiert, weil da ja eine nackte Frau auf dem Titelblatt war. Doch mein Onkel war ein geschickter Pädagoge und ließ das nicht so stehen. Er nahm mich kurz zur Seite und erklärte mir in einfühlsamen Worten, dass die Frau auf dem Titelblatt aus einem unglaublich warmen Land stammt und darum nur zur Hälfte in ihren Pelz gewickelt war. Dann erklärte er mir, dass in diesem Magazin vor allem die Geschichten so schön und lesenswert seien. Noch heute bin ich meinem Onkel dankbar dafür, dass er mir für die Geschichte hinter der Geschichte die Augen öffnete. Ich hätte ihn womöglich für einen komischen Erwachsenen gehaltenen.

Aber auch eine Ex-Freundin von mir erklärte mir mal bei Tisch, dass der Playboy seine Vorzüge habe. "Markus", sagte sie, "der Playboy hat super Reportagen." Die fotografierten Frauen hielt sie hingegen für bedauerliche Geschöpfe und viele von ihnen für überhaupt nicht hübsch.

Na wie auch immer, jedenfalls erreichte das Gespräch mit den Wandersleuten auf dem Staffelberg einen Höhepunkt, als jemand aufbrachte, dass seines Wissens nach auch Mata Hari mal Playmate gewesen sein dürfte. Das wiederum ließ eine Wanderin zum Smartphone greifen und dem auf den Grund gehen. Also das mit Mata Hari war Quatsch, das mit den Reportagen aber natürlich nicht. Ich selbst hätte auch beinahe mal den Playboy gekauft. Es war Dezember 1998 und Katharina Witt lächelte vom Titelblatt. Aber der Reportageteil schien mir etwas dünn und so nahm ich Abstand vom Kauf. Das wiederholte sich dann mit der Witt auch in der Dezemberausgabe 2001, was sehr bedauerlich war.

Jedenfalls schwirrte das Thema Playboy an diesem Tag noch lange in meinem Kopf und darum ging ich, nachdem ich von der Wanderung heimkam, gleich an den Computer und stellte Recherchen an. Dabei stieß ich auf einen spektakulären Fund, denn für den Mai 1981 wird die Schauspielerin Michaela May als Playboy-Girl gelistet. Eine sensationelle knallharte Information, für die ich umgehend meinen besten Freund anrief und ihm im Gefühl der Überlegenheit die Frage stellte, wer seiner Meinung nach wohl im Mai '81 im Playboy gewesen sein könnte. "Michaela May", so seine spontane Antwort. Begründen konnte er sie auch. "Weil im April die Silvia Kaiser drin war und im Juni die Margarete Zimonjic." Auf meine Frage, wieso er das so genau wisse, antwortete mein bester Freund, dass es nur damit zusammenhänge, weil in dieser Ausgabe eine Reportage über Titos Töchter sowie das große Interview mit Federico Fellini standen. Gerade für mich als Cineasten hätte das Fellini-Interview natürlich seinen Reiz, weshalb ich meinen besten Freund fragte, ob er diese Ausgabe nicht vielleicht sogar besitzt und mir leihen könnte. Die Michaela Mays, die Silvia Kaisers oder die Margarete Zimonjics bedeuten mir hingegen nicht so viel. Ich selbst würde auch nie den Playboy kaufen, außer wegen der Reportagen, die bei einer Scarlett Johansson im Blatt stehen würden. Aber meine derzeitige Freundin findet, dass diese Johansson im Grunde ja gar nicht so hübsch ist.