"Maintal" setzt auf Energiewende
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Samstag, 22. November 2014
Versorgung Der Konfitüren-Hersteller aus Haßfurt hat als eines der ersten Unternehmen in Deutschland eine Mikrogasturbine installiert. Die neue Technik verringert den Kohlendioxidausstoß. Das Stadtwerk unterstützt das Projekt.
von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
Haßfurt — Die Firma Maintal Konfitüren in Haßfurt hat ihr Energiekonzept umgestellt und betreibt damit ein Stück weit die Energiewende im Kreis Haßberge. Sie ist der erste Betrieb, der in Zusammenarbeit mit dem Stadtwerk Haßfurt sowohl Wärme als auch Strom aus einer Mikrogasturbine (mit Erdgas) gewinnt. Die Geschäftsführer Anne Feulner und Klaus Hammelbacher, der Betriebsleiter Christian Hastedt sowie der Geschäftsführer des Stadtwerks, Norbert Zösch, stellten das ehrgeizige Projekt vor.
So berichtete Klaus Hammelbacher, dass der Betrieb Wärmeenergie größtenteils in Form von Heißdampf benötigt, um in kurzer Zeit Konfitüre einzukochen. Gleichzeitig werden auch große Mengen an heißem Wasser im Winter zur Raumheizung und ganzjährig für Reinigungswasser gebraucht.
Der Anteil des benötigten Stroms an der gesamten Energiemenge beträgt rund 20 Prozent. Die elektrische Energie wird bereits seit über fünf Jahren zu über zehn Prozent aus eigenen Solaranlagen gedeckt. Der Rest kam bisher aus regenerativer Stromenergie von Windkraftanlagen aus dem Landkreis. Dieser Ökostrombezug war von Greenpeace Energy zertifiziert worden und führte zu einer Einsparung von 270,4 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.
"Weil nun unser Dampfkessel in die Jahre gekommen war, mit Öl betrieben wurde und von der Kapazität eigentlich zu groß und damit unwirtschaftlich war, haben wir über ein neues Energiekonzept nachgedacht", teilte der Geschäftsführer mit. Dabei half das Stadtwerk, das vorschlug, sowohl die Wärme als auch einen Teil des Stroms mithilfe einer Gasturbine zu erzeugen.
Denn sie erzielt einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent.
Eine Mikrogasturbine in der gewünschten Leistungsklasse ist seit zwei Jahren auf dem Markt und wird bisher erst in rund 20 Anlagen deutschlandweit betrieben. "Gespräche mit einem Planungsbüro ergaben, dass eine Mikrogasturbine mittel- und langfristig Sinn macht", ergänzte Anne Feulner. "Gerade, weil wir langfristig, nachhaltig und wirtschaftlich denken, weil wir durch den Einsatz der Mikrogasturbine noch mehr Kohlendioxid einsparen können und weil wir unsere Vorreiterrolle weiterhin spielen wollen, haben wir uns dann dafür entschieden."
Komplettiert wird das Projekt durch den Einbau eines neuen, etwas kleineren Dampfkessels. Das Stadtwerk Haßfurt stellte die 340 000 Euro teure Mikrogasturbine mit einer Brennerleistung von 544 Kilowatt, wobei die Stromleistung 98 Kilowatt beträgt, zur Verfügung.
So muss die Firma Maintal, die ihrerseits 500 000 Euro in das Vorhaben gesteckt hat, diese Investition nicht stemmen.
Die Wärme, die in der Mikrogasturbine durch die Verbrennung entsteht, wird über ein isoliertes Rohr in einen Heizraum des neuen Kessels geleitet und erzeugt dort Dampf. Sollte die Wärmemenge aus dem Abgas nicht ausreichend sein, kann der Kessel durch einen eigenen Brenner nachgeheizt werden.
Die abgekühlten Abgase der Gasturbine werden über einen weiteren Wärmetauscher geleitet, um das Reinigungswasser aufzuheizen und die Heizung der Räume zu ermöglichen. Die Restwärme des eigentlichen Kesselbrenners läuft über einen weiteren Wärmetauscher, um alle Möglichkeiten der Wärmerückgewinnung auszuschöpfen.
"Die Umstellung auf die Mikrogasturbine und den neuen Kessel führt zu einer weiteren Kohlendioxid-Einsparung von 137 Tonnen, was insgesamt eine Einsparung von 37 Prozent und angewandten Klimaschutz bedeutet", erklärte Klaus Hammelbacher weiter.
Der Kessel und die Mikrogasturbine besitzen die Möglichkeit, auf Biogas umgestellt zu werden. Nachdem in Haßfurt ein Projekt "Power to Gas" läuft und eine größere Biogasanlage vorhanden ist, könnte zukünftig die komplette Energie aus der Region bezogen werden.
Langfristig gedacht
Wie Norbert Zösch mitteilte, erzeugt die Firma Maintal nun zwei Drittel des Stroms und des Wärmebedarfs über die Mikrogasturbine und bezieht nach wie vor die Restmenge an Strom aus regionalen Windkraftanlagen.
Anne Feulner: "Für uns ist es eine Investition in die Zukunft. Denn unser Nachhaltigkeitsengagement ist auf Langfristigkeit ausgelegt. Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen, und wir unterstützen die Energiewende in Bayern, die bundesweiten Klimaziele sowie die Wertschöpfung in der Region."