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Mainstrom für Coburg


Autor: Winter

Hausen, Freitag, 07. Mai 2021

Seit dem Jahresanfang vertreibt die SÜC nur noch nachhaltig produzierten Strom. Die Energie kommt auch von eigenen Wasserkraftwerken.
In Hausen am Main betreibt die SÜC seit 1934 ein Wasserkraftwerk. Vor zwei Jahren wurden das Wehr und der Fußgängersteg komplett erneuert.


Die Coburger Stadtwerke setzen konsequent auf Nachhaltigkeit. Seit dem 1. Januar 2021 vertreibt das Unternehmen ausschließlich Ökostrom, der mit Wasserkraft produziert wird. "Damit vermeiden wir 67 000 Tonnen CO2, die nicht in die Atmosphäre gelangen und nicht den Klimawandel vorantreiben", erklärt Stefan Hafner, Hauptabteilungsleiter Vertrieb-Energiewirtschaft der SÜC.

Die elektrische Energie für die Mehrzahl der rund 60 000 Privatkunden der SÜC wird in den Wasserkraftwerken Geisling an der Donau und Lechstaustufe 21 bei Prittriching im Landkreis Landsberg am Lech produziert. "Der Strom aus der Kraft des Wassers ist zuverlässig, nachhaltig, regional und klimaneutral", so Hafner weiter. Ein kleiner Teil der gelieferten elektrischen Energie wird schon seit Jahren und Jahrzehnten von der SÜC mithilfe der Wasserkraft erzeugt. Am Obermain betreibt das Unternehmen drei Wasserkraftwerke - in Hausen (Bad Staffelstein) sowie direkt in Lichtenfels die Kirschbaummühle und das Kraftwerk in Oberwallenstadt, die saubere fränkische Elektrizität ins Netz einspeisen.

Die Umstellung auf Wasserkraft-Strom ist von den Stromkunden der SÜC positiv aufgenommen worden. "Das liegt einerseits daran, dass es für unsere Kunden keinerlei Aufwand bedeutete und uns der Umstieg ohne Preiserhöhungen gelungen ist. Zum anderen möchten unsere Kunden nachhaltig und sauber produzierten Strom." Das weiß Stefan Hafner aus vielen Anfragen. Auch Gewerbekunden wollen den im Freistaat produzierten Ökostrom beziehen. Das hat etwa die Sparkasse Coburg-Lichtenfels an allen ihren Standorten Anfang des Jahres vollzogen. "Strom aus bayerischer Wasserkraft ist eine Ausnahmeerscheinung auf dem deutschen Strommarkt. Der Großteil an Wasserkraftstrom, der bei uns verkauft wird, stammt aus dem Ausland. Daher sind wir durchaus stolz darauf, für unsere Kunden einen solchen ‚Fang‘ gemacht zu haben", so Hafner.

Die SÜC-Kunden können beim Strom zwischen zwei Produkten wählen: "veste.strom.direkt" bedeutet, die elektrische Energie kommt aus den Wasserkraftwerken an der Donau und am Lech; mit "veste.strom.regional" sind der Strom aus den drei SÜC-Wasserkraftwerken am Obermain und Solarstrom aus dem Großraum Coburg überschrieben.

Das Wasserkraftwerk in Hausen am Main betreiben die SÜC seit dem Jahr 1934, die Kirschbaummühle an der Coburger Straße in Lichtenfels und das Kraftwerk im Stadtteil Oberwallenstadt wurden in den Jahren 1999 und 2000 erworben. Rund 1,4 Megawatt elektrische Leistung liefern die drei Anlagen, weiß Stefan Schneidawind, Hauptabteilungsleiter Fernwärme-Kraftwerke der SÜC. An diesen Stellen wurde schon immer die Kraft des Mains genutzt, um Mühlen und Sägewerke anzutreiben, oder eben Turbinen. In Hausen ist die Nutzung der Wasserkraft seit rund 500 Jahren belegt.

Leistung gesteigert

Die drei Wasserkraftwerke haben für die SÜC einen großen Stellenwert. Vor zwei Jahren wurde das Wehr in Hausen erneuert. "Nach 85 Jahren war der Beton verschlissen." Für rund fünf Millionen Euro ersetzte die SÜC die alten Holzschützentafeln durch wartungsarme Schlauchwehre und eine leichte Aluminiumkonstruktion überspannt heute den Fluss. Im Wasserkraftwerk von Oberwallenstadt tauschten die Ingenieure 2007 die Maschine eins komplett aus, vor zwei Jahren wurde die zweite Maschine mit einem getriebelosen Generator und einer neuen Turbine versehen. "Damit konnte die Ausbeute um mehr als zwölf Prozent gesteigert werden." Die Kirschbaummühle erhielt einen neuen Wassereinlauf. Die Sanierung in Hausen schlug mit Kosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro zu Buche.

Stefan Schneidawind bezeichnet die drei SÜC-Wasserwerke auch als "kleine Wasserkraft". Diese kleine Wasserkraft produziere Strom exakt dann, wenn elektrische Energie gebraucht werde. Der ökologische Aspekt spricht nach den Worten von Schneidawind eindeutig für die Wasserkraft. Der sogenannten Erntefaktor - das Verhältnis der erzeugten Nutzenergie zur investierten Energie - ist bei Wasserkraftwerken am höchsten. Mit den rund acht Millionen kWh von den drei Wasserkraftwerken versorgt die SÜC rund 2.300 Haushalte mit sauberem Strom.

Neue Faulgasbehälter und ein neues Blockheizkraftwerk werden künftig den Strombedarf des Klärwerks in Coburg decken. Das papierlose Büro, Elektro-Autos und -Busse sowie der Ausbau der Fernwärme sind weitere nachhaltige Projekte.