Männer, die nicht nur singen
Autor: Petra Malbrich
Lilling, Dienstag, 29. März 2016
Nachwuchssorgen plagen den Männergesangverein "Frohsinn" in Lilling-Sollenberg. Die aktiven Sänger und Mitglieder sind davon überzeugt, dass das Dorfleben durch jeden einzelnen Verein bereichert wird.
Manchmal müsse man sich die negativen Konsequenzen bewusst vor Augen halten, um die Bedeutung eines Vereins zu erkennen. Wenn man den Männergesangverein Lilling-Sollenberg alleine betrachtet, ruft das wohl gerade bei jungen Leuten nur ein Achselzucken hervor.
Aber: "Wenn es den Verein nicht mehr gibt, geht ein Stück Dorfleben kaputt und es stirbt auch ein Stück Heimat", sagt der Vorsitzende Hans Engeln.
Denn die Männer treffen sich nicht ausschließlich, um Lieder bis zur Perfektion einzuüben. Die Freude am Singen, doch vor allem das gesellschaftliche Miteinander nach jeder Singstunde, das Schafkopfen oder das Plaudern und Politisieren, je nachdem, wonach einem der Sinn steht, mache den Verein aus.
Bei den vielen Aktionen des Vereins sei nur eine einzige Herausforderung gescheitert: Das gezielte Werben neuer, jüngerer Mitglieder.
"Wir sind von Tür zu Tür gezogen und haben gezielt Männer im Alter von 15 bis 55 Jahren angesprochen", erklärt Engeln die erfolglose Werbeaktion.
Keine Zeit, kein Interesse oder bestenfalls ein "Ich werde es mir überlegen", waren die Antworten aus der Zielgruppe.
Zur Einweihungsfeier des neu gestalteten Dorfplatzes in Sollenberg waren aber alle gekommen, auch die jungen Männer mit ihren jungen Familien. Doch was wäre ein Fest wie dieses, wo gemeinsames Arbeiten und Handeln zu einem sichtbar schönen Ergebnis führen, ohne einen feierlichen Rahmen? Das fragen sich die Mitglieder und haben auch die Antwort parat.
Es waren oft die Väter der vielen jungen Männer, die diese Feier mit ihrem Gesang umrahmten.
Auch andere Ereignisse wären trister: Was wäre der Volkstrauertag ohne den berührenden Gesang oder die Vorweihnachtsfeier in Gräfenberg, die, wenn die Lillinger und Sollenberger Männer nicht singen würden? Das Ostersingen an der Lillachquelle, die Umrahmung des Gottesdienstes an der Kirchweih in Lilling oder die Ständchen bei privaten Feiern?
Es sei der Männergesangverein, der all das musikalisch mitgestalte. Aktiv sind die Väter oder Großväter von all den jungen Familien, die wenig Interesse an dem Gesangverein haben würden, so die Kritik.
Dabei seien es immer die Menschen und deren gemeinschaftliches Leben, die einen Ort prägen und das Dorfleben formen und schöne Erinnerungen für weitere Generationen schaffen.
Diese tiefere Bedeutung des Vereins haben die Gründungsmitglieder vor 61 Jahren wohl erkannt und das damals zu einer Zeit, wo Geselligkeit im Ort noch durch die Wirtshäuser gegeben war. Alleine im kleinen Sollenberg hätte es drei Gasthäuser gegeben, in Lilling zwei. Geblieben ist ein einziges Gasthaus in Lilling, das Gasthaus Schmitt, dem Vereinsheim für das Treffen alle 14 Tage.
Während sich bis heute niemand mehr bereit erklärte, dem Verein beizutreten, folgten am 2. Februar 1955 spontan 35 Sangesfreunde aus Sollenberg und Lilling der Einladung des Lehrers Georg Senger und trafen sich in der Gaststätte Reichenberg zur Vereinsgründung, erzählt Hans Engeln. Als Name des Vereins wählten die Männer aller Altersgruppen "Frohsinn Lilling-Sollenberg". Noch heute ist der Name Programm für die 24 aktiven Sänger, deren jüngstes Mitglied 51 Jahre alt ist.
Die Unterhaltung mit den Männern, die unterschiedlich alt sind und zu erfahren, wie die andere Generation "tickt", das fand Hans Weber gut. Er trat als Jugendlicher, wie viele seiner Kameraden, dem Verein bei und übte 30 Jahre lang das Amt des Ersten Vorsitzenden aus.
Gerhard Schlenk unterstützt die Männer nicht nur des Gesanges wegen: "Es ist das Miteinander, die fröhliche Runde, die sich nach den Gesangsübungen nicht auflöst, sondern in ein anderes zwangloses Miteinander überfließt." Ein Männergesangverein sei ein Bindeglied zwischen Alt und Jung. Davon überzeugt, werden die Sänger die Werbeaktion sicher wiederholen. Denn: "Steter Tropfen höhlt den Stein", so die Devise.