Druckartikel: Mähen, damit mehr blühen kann

Mähen, damit mehr blühen kann


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Mittwoch, 20. Mai 2020

Manche Lebensraumtypen können ihre Vielfalt nur behalten, wenn sie der Mensch pflegt - der in aller Regel auch erst dafür gesorgt hatte, dass sie überhaupt entstehen konnten.


Eigentlich hätte er noch in voller Blüte stehen sollen, der Wiesensalbei. Doch er war in diesem Jahr schnell. Deswegen ist er schon wieder am Abblühen und sieht nicht mehr so schon blau aus wie er könnte. Um was für einen standort es sich bei der Wiese nah Untelrauter hendelt, zeigt er dennoch an. "Es ist eine Salbei-Glatthaferwiese", erklärt Frank Reießneber, Geschäftsführer beim Landhscfatspflegeverband Coburger Land.

Der Verband pflegt die Wiese. Ein Standort wie dieser profitiert sogar von den trockenen Sommern die hinter uns liegen. Sie begünstigen das Wachstum von Hornklee, Glockenblume, Schafgarbe und eben Wiesensalbei. Sie gehören zu den vielen Arten, die sich hier wohl fühlen. Wiesen wie diese haben meist keinen Kontakt zum Grundwasser. Daher ist es für sie kein Problem, wenn der Spiegel absinkt. Sie kommen eh nicht an das Leben spendende Nass in der Tiefe.

Grünes Labor

Hecken und Obstbäume schaffen im Fall der Wiese bei Lautertal eine Kleinteiligkeit, die nicht mehr häufig ist in der Kulturlandschaft.Unterschiedliche Besitzverhältnisse führten ungewollt zu einem interessanten Feldversuch. Ein Teil des Gebietes gehört der Flurbereinigung und ein Teil einem privaten Eigentümer. Dieser lässt die Hangwiese vom Landschaftspflegeverband ein bis zwei Mal im Jahr mähen. Die direkt angrenzende Fläche der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung blieb ungemäht. "Es hat sich gezeigt, dass auf der ein bis zwei Mal im Jahr gemähten Fläche mehr Blumen gewachsen sind als auf der ungemähten", sagt Frank Reißenweber.

In Zukunft soll der LPV auch die Fläche der Flurbereinigung mit in die Pflege nehmen. Das ist für den Geschäftsführer schon deshalb sinnvoll, weil auch dort Verbuschung droht. Die Schlehenhecken würden sich auf die gesamte Fläche ausbreiten, wenn nicht eingegriffen wird.

"Viele Landschaftstypen sind nur durch den wirtschaftenden Menschen entstanden", erklärt Frank Reißenweber. Würde der menschliche Einfluss unterbleiben, ginge die Vielfalt der Fläche verloren.

Sie zu erhalten, ist auch das Ziel einer Pflanzaktion auf der Privatfläche des Gebietes. Dort wurden durch den LPV zehn Obstbäume gepflanzt. "Es sind alles alte Sorten aus dem Veredelungsprojekt", sagt Frank Reißenweber. 2013 bis 2015 wurden alte Obstsorten in der Region durch die Regierung von Oberfranken erfasst. Von besonders seltenen Sorten wurden so genannte Edelreißer gewonnen, um sie in Baumschulen wieder zu vermehren. Ihre Pflanzung ist Teil eines Biodiversitätsprojektes der Regierung.

Bei Unterlauter sichern die jungen Bäume den Fortbestand einer bereits vorhandenen Streuobstwiese, auf der die vorhandenen Apfelbäume schon ziemlich in die Jahre gekommen sind.