Druckartikel: Luther und die Freiheit

Luther und die Freiheit


Autor: Bettina Knauth

, Donnerstag, 21. Sept. 2017

Im Zweiländermuseum in Streufdorf befasst man sich bis 1. November mit den Themen Freiheit und Glaube. Ausgestellt werden auch 22 geliehene Lutherbibeln.
Noch bis zum 1. November ist im Zweiländermuseum Rodachtal die Sonderausstellung "Von der Freiheit eines Christenmenschen" zu sehen. Katrin Schlefke führte interessierte Touristiker der Region durch die Ausstellung und erläuterte deren Konzeption.  Foto: Bettina Knauth


Kleiner Aufruf, große Wirkung: Für die Sonderausstellung "Von der Freiheit eines Christenmenschen" suchte der Förderverein des Zweiländermuseums Rodachtal über die Presse alte Lutherbibeln. "Wir waren überwältigt von der Reaktion", sagte Kuratorin Katrin Schlefke. 22 Bürger aus der Region meldeten sich und liehen dem Museum ihre besonderen Gebetbücher. Die gezeigten Heiligen Schriften stammen aus drei Jahrhunderten, aus Coburg, Römhild, Schleusingen oder Themar.


In ehemaligem Versteck

In den ehemaligen Kemenaten, in der sich während des Dreißigjährigen Krieges Streufdorfer vor den vorbeiziehenden Soldaten versteckten, bilden die überwiegend aus privaten Beständen stammenden Bibeln das Mittelstück der derzeitigen Ausstellung. Bei einer Führung durch die Ausstellung erläuterte Schlefke einzelne Exemplare: Die älteste stammt aus dem Jahr 1700, eine Hausbibel von Bettina Rüttinger (Streufdorf). Auch Horst Gärtner vom Förderverein hat ein besonderes Exemplar beigesteuert: die Traubibel "Biblia" aus dem Jahr 1720. Und von Rosalinde Sokolowski (Gleichamberg) wurde die Prachtausgabe einer Hausbibel von 1857 zur Verfügung gestellt, mit einem Konterfei Martin Luthers, 52 Stahlstichen und einer Karte von Palästina. Das gezeigte Neue Testament (1707) von Friedhelm Haßner (Schleusingen) hatte sein Vater Markus selbst im Russland-Feldzug dabei.
Das Thema Freiheit passt ausgezeichnet zum Museum nahe der ehemaligen Grenze, die über vier Jahrzehnte eine Region teilte, die eigentlich zusammengehört, wie Hans-Jürgen Dinter vom Förderverein bei seiner Begrüßung anlässlich einer Führung, organisiert von der Initiative Rodachtal, betonte: "Wir sind Franken und haben uns immer eher nach Süden orientiert, nicht über den (Thüringer) Wald." Sprache, Architektur und Geschichte zeugten von diesen Gemeinsamkeiten.
Drei Abschnitte umfasst die Sonderausstellung. Der erste Teil erläutert in großen Schautafeln Luthers Freiheitsbegriff und ordnet ihn geschichtlich ein. Schlefke erläutert: Der Reformator bezog "Freiheit" auf die Menschen, meinte ihn nicht politisch. Seine Schrift über die Freiheit der Christen stammt aus dem Jahr 1520 und entstand, als Luther nach dem Thesenanschlag unter Zugzwang stand und seine Auffassungen vom Glauben und vom freien Menschen mit weiteren Schriften untermauern musste.
Was verstehen Menschen dies- und jenseits der Grenze heute unter Glauben und Freiheit? Darum geht es im dritten Teil. Die Organisatoren schrieben prominente Vertreter, vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow über aktuelle und ehemalige Bürgermeister der Initiative Rodachtal an. Haben sie die Freiheit zu glauben und glauben sie an die Freiheit? Die zwölf ausgestellten Antworten zeigen ganz unterschiedliche Herangehensweisen.
Die Sonderausstellung ist von Donnerstag bis Samstag jeweils von 13 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr im Zweiländermuseum Rodachtal in Streufdorf (Gemeinde Straufhain, Obere Marktstraße 3) zu besichtigen. Noch bis 1. November 2017. Näheres unter www.zweilaendermuseum.de.