Luther lockt 150 Frauen
Autor: Evi Seeger
Weingartsgreuth, Sonntag, 15. Januar 2017
Beim Frauenfrühstück im Weingartsgreuther Kronensaal gab es eine Zeitreise ins Mittelalter. Fünf Ebrachgründer Sängerinnen stimmten auf ihr Luther-Oratorium in München ein, an dem sie im März mitwirken.
"Das hätte ich sehen wollen, wie mein Martin einen Hammer in die Hand nimmt und die Thesen anschlägt - mit seinen zwei linken Händen", sagt Katharina, Lutherin von Bora augenzwinkernd über ihren Ehemann, den großen Reformator. Die Frauen im Weingartsgreuther Kronensaal vernehmen die Worte von Heike Bauer-Banzhaf mit Schmunzeln.
"Mein lieber Herr Käthe"- so nannte Martin Luther seine Frau scherzhaft - titelt das Rollenspiel, mit dem die Bamberger Schauspielerin im Kronensaal ihr Publikum erfreute. Eine Zeitreise ins Mittelalter von und für Frauen, die deutlich machte, welch wichtige Rolle den Frauen in der Reformation zukam.
"Im Lutherjahr sollte das Frauenfrühstück schon größer ausfallen", sagt Marianne Haas-Jakob, die als Leiterin dem Frauentreff Mühlhausen vorsteht. Mehr als 150 Besucherinnen aus der gesamten Südregion des evangelischen Dekanats Bamberg hatten sich dazu eingefunden.
Für die Frauen aus Höchstadt, Lonnerstadt, Mühlhausen, Weingartsgreuth, Steppach, Pommersfelden, Limbach und Hirschaid gab es neben ein paar kurzweiligen Stunden ein Büfett mit Leckereien vom Feinsten. Vieles davon "hausgemacht" nach eigenen Rezepten der Frauen.
Großer Einfluss
In ein mittelalterliches Gewand gekleidet, ließ Heike Bauer-Banzhaf auf der Bühne Leben und Zeit Luthers in einer sehr bildhaften Sprache wieder erstehen. Ein Spiel, das gleichermaßen unterhaltsam wie tiefgründig war. "Zeit für philosophische Gespräche hatte ich nicht", lässt Heike Bauer-Banzhaf die Lutherin sagen. Eine Frau, die "weder Theologin, noch Historikerin oder sonst eine gelehrte Frau" war, dennoch aber großen Einfluss hatte. "In der stillen Kammer" habe sie die Gedanken ihres Mannes geteilt. Jenes Mannes, "der durch ganz Europa fegte, der die Welt auf den Kopf stellte". In diesem Jahr wird 500 Jahre Reformation gefeiert. "Landauf, landab hört man jetzt von Martin Luther", sagt Katharina auf der Bühne. Sehr lebendig erzählt sie von den vielen Geschichten und Legenden, die über ihren "Martinus" kursieren. Die vom Tintenfass auf der Wartburg, zum Beispiel. "Er hat den Teufel verjagt, aber nicht mit dem Tintenfass, sondern mit Worten!" Ein Mann der starken Worte sei er gewesen, ein Rasender, insbesondere bei der Übersetzung der Bibel.
Dann berichtet sie von den vielen mutigen Frauen, die die Idee der Reformation voran gebracht haben. Obwohl sie als Frauen von der Welt der Männer nur am Rande wahrgenommen wurden. Sie berichtet über die bunte vielfältige Religiosität der Frauen, über spirituelle Gemeinschaften, Klöster und Stifte. Am Ende wirft sie die Frage auf, "ob eine weiblicher geprägte Kirche die Welt vielleicht ein wenig menschlicher gemacht hätte".
Bus ist bereits bestellt
Mit einer musikalischen Kostprobe von ihrem Choreinsatz beim Luther-Oratorium in München machten Ingrid Geyer, Tiffany Geier, Bettina Schwarz, Galina Krug, Cordula Möhringer Werbung für das Musical zum Lutherjahr. Die Sängerinnen aus dem Reichen Ebrachgrund sind unter den mehr als 2000 Mitwirkenden der grandiosen Aufführung in der Münchner Olympiahalle. Geyer hat für die Aufführung am 18. März einen Bus geordert, der bereits zur Hälfte belegt ist. Interessenten können sich bei Ingrid Geyer anmelden.
Lektion für die Jugend
Am Ende gab es noch eine praktische Lektion für die Jugendlichen, die zusammen mit Pfarrerin Dorothea Zwölfer vom Konfirmandenunterricht kommend im Kronensaal eintrafen: Sie führten Interviews mit den Teilnehmerinnen des Frauenfrühstücks, um deren Meinungen zu erkunden. Daraus sollen Beiträge für den nächsten Pfarrbrief werden.In Mühlhausen wird das Reformationsjubiläum in diesem Jahr noch weitere Spuren hinterlassen. Wie Marianne Haas-Jakob bekannt gab, soll an Himmelfahrt am "Scheidingshain" auf der Lutherhöhe ein Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert werden. Der Hain wurde zum 300-jährigen Reformationsjubiläum 1817 angelegt. Rund 2000 Menschen sollen damals dort gefeiert haben.