Literarischer Osterspaziergang mit dem Kulturring nach Vierzehnheiligen
Autor: Alfred Thieret
Vierzehnheiligen, Sonntag, 03. April 2016
Am Samstag konnte Prof. Dr. Stefan Voll als Vorsitzender des Kulturrings Lichtenfels bei bestem Frühlingswetter etwa hundert interessierte Teilnehmer am Bay...
Am Samstag konnte Prof. Dr. Stefan Voll als Vorsitzender des Kulturrings Lichtenfels bei bestem Frühlingswetter etwa hundert interessierte Teilnehmer am Baywa-Parkplatz zu der vom Kulturring organisierten literarischen Wanderung von Lichtenfels nach Vierzehnheiligen begrüßen. Auf dem Weg dorthin wurde an vier Stationen Halt gemacht, an denen nacheinander vier Referenten über einheimische und auswärtige Schriftsteller berichteten, die in ihren Werken den Gottesgarten am Obermain besonders herausstellten.
Nach einer kurzen Wegstrecke wurde zum ersten Mal an der Volksschule Seubelsdorf Halt gemacht, der Schule, die untrennbar mit dem gebürtigen Weismainer Andreas Dück (1891-1968) verbunden ist, der hier vom Einweihungsjahr 1926 an dreißig Jahre lang als Lehrer und Schulleiter wirkte.
Der Seubelsdorfer Stadtrat Alfred Thieret schilderte hier den Lebenslauf und das schriftstellerische Werk des einfallsreichen Heimatdichters, dessen in einer bildhaften Sprache gefassten Erzählungen, Anekdoten und humorigen Geschichten vor allem in Zeitungen, Zeitschriften und Kalendern veröffentlicht wurden. Exemplarisch für Dücks Wesensbild trug Thieret einen kurzen Ausschnitt aus seiner autobiographischen Erzählung "Chicago in Lichtenfels" vor.
Beim Adam-Kühnert-Weg beschäftigte sich dann Natalie Gutgesell vor allem mit dem zweimonatigen Aufenthalt des insbesondere im 19. Jahrhundert viel gelesenen Schriftstellers Joseph Victor von Scheffel im Jahr 1859 in Kloster Banz. Hier entstanden unter anderem mehrere Gedichte.
So ließ er sich von den in der Petrefaktensammlung ausgestellten fossilen Überresten der Flugdrachen und Saurier zu dem Gedicht "Bericht von Meeresdrachen" inspirieren, während das Gedicht "Bericht von den Mücken" die quälenden Gedanken des Dichter versinnbildlichen sollten. Hier entstand auch das Gedicht "Wanderfahrt", das als Frankenlied "Wohl auf die Luft geht frisch und rein" berühmt wurde.
Am Rastplatz beim Zusammentreffen des Adam-Kühnert-Weges mit dem Lindenallee-Wallfahrtsweg stellte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, zugleich auch Zweiter Vorsitzender des Kulturrings, einige Schriftsteller mit Ausschnitten aus ihren Werken vor, die schon im 19. und 20. Jahrhundert unsere Heimat am Obermain überschwänglich priesen.
So schilderte der vielgereiste, im Thüringischen Mühlhausen geborene Regierungsrat und Kammerherr Gustav von Heeringen (1800-1851) in seinen "Wanderungen durch Franken" 1840 geradezu euphorisch den Ausblick von der Schlossterrasse in Kloster Banz, den er als Blick ins Paradies bezeichnete, ins Maintal: "Die Terrasse beherrscht eine Gegend, deren Lieblichkeit in der Tat nicht viele ihres Gleichen findet. Da liegt das ganze Maintal im Glanz seiner Gebirge, ausgebreitet wie ein blühender Garten, vor uns. Der Fluss in zahllosen Windungen, als sträube er sich, dieses schöne Tal zu verlassen, leuchtet wie ein silbernes Band aus dem Grün der Wiesen herauf." Etwa zur gleichen Zeit, nämlich 1843, habe sich auch der in Stuttgart geborene und als Autor in Wien lebende Karl Dittmarsch (1819-1893) in seinem Buch "Der Main von seinem Ursprung bis zur Mündung" enthusiastisch über die Gegend um Kloster Banz und Vierzehnheiligen geäußert.
Der Osterspaziergang endete an der Basilika von Vierzehnheiligen, wo die Teilnehmer von Georg Hagel, dem Organisten der Basilika, auf dem Vorplatz erwartet wurden, der ihnen mit Valentin Rathgeber (1682-1750) einen bedeutenden Komponisten, Organisten und Chorleiter des Barock näher brachte, der als Benediktinermönch im Kloster Banz wirkte und dort seine Hauptwerke schuf. Obwohl Rathgeber ein Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach gewesen sei, seien beide doch ganz unterschiedlich gewesen. Rathgeber kam aus dem Volk und schrieb für das Volk und habe auch pädagogische Ansprüche gehabt, unterstrich Hagel. Er schrieb Musik für all diejenigen, die draußen auf den Dörfern Musik machten. thi