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Lieder vom Rand der Galaxie


Autor: red

Kronach, Dienstag, 30. Sept. 2014

Konzert  Wolf Maahn kommt am 17. Oktober ins Tecnet-Zentrum nach Burkersdorf. Dass die Musikszene heute nicht mehr so politisch ist, bedauert er.
Entspannt liegt Wolf Maahn auf einer Parkbank. Ein entspanntes Konzert will der Musiker am 17. Oktober dem Publikum im "Tecnet Zentrum" des Kleinkunstvereins "Tecnet Obermain" in Burkersdorf bieten.  Foto: privat


von unserer Mitarbeiterin Stephan Stöckel

Burkersdorf — "Heh, Heh, stoppt die AKW's", hallte es beim legendären Anti-WAAhnsinns-Festival 1986 gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf aus tausenden von Kehlen. Wolf Maahn hatte den musikalischen Soundtrack zur Anti-AKW-Bewegung geschrieben und es damit sogar in die ZDF-Hitparade geschafft. Inzwischen ist es etwas ruhiger um den Kölner Künstler geworden, der sich als Produzent (unter anderem Wolfgang Niedecken von der Gruppe "BAP") ebenfalls einen Namen gemacht hat.
Auch wenn seine kommerziellen Hochzeiten schon ein paar Jahre zurückliegen, hat Maahn, der am Freitag, 17. Oktober, um 20 Uhr im "Tecnet Zentrum" des Kleinkunstvereins "Tecnet Obermain" in Burkersdorf gastiert, noch immer viel zu sagen. "Lieder vom Rand der Galaxie" heißt seine aktuelle Live-CD. Was ist daran so außerirdisch? Maahn lächelt und erklärt: "Der Titel ist poetisch zu verstehen und soll zu bewusstseinserweiternden Fragen anregen." Und er greift in das Vokabular eines Astronomen: Die Erde befinde sich am Rande der Milchstraße. Doch manchmal benähmen sich die Erdenbürger so, als würden sie im Zentrum der Galaxie leben. "Wir vergessen oftmals, dass wir Teil der Natur sind, an der wir Raubbau betreiben. Dabei sind wir Gäste auf diesen Planeten, den wir wie eine Ferienwohnung behandeln sollten."
Worte, aus denen der Umweltschützer Wolf Maahn spricht und die aus einer längst vergangenen Zeit zu sein scheinen, in der die Musikszene noch viel politischer gewesen war. Maahn bedauert, dass heute das Gegenteil der Fall sei. Angesichts der vielen globalen Probleme müsste man "wieder viel mehr Lärm machen". "In den 90er Jahren wurde es uncool, Benefizkonzerte zu geben", konstatiert der Rockpoet. Nachdem der Wettbewerb der gesellschaftlichen Systeme nach dem Fall der Mauer nicht mehr vorhanden gewesen sei, habe bei Intellektuellen und Künstlern eine Art Selbstzufriedenheit eingesetzt.

Hoffnungsschimmer

Maahn sieht einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Als Beispiel führt er Ex-Beatle Paul McCartney an, der dieser Tage einen Agitationssong ("Meat Free Monday") für einen vegetarischen Tag in der Woche geschrieben hat. "Das ist eine tolle Aktion", freut sich Maahn.
Und wo ist sein sozialkritischer Stachel abgeblieben? "Er ist noch immer vorhanden", stellt Maahn klar. Seinen Song "Vereinigte Staaten" aus dem Jahre 2010 hält er mit Blick auf die Ukraine-Russland-Krise für aktueller denn je: "Darin schlage ich eine gedankliche Brücke zwischen privaten Herausforderungen und Herausforderungen, die das Zusammenleben verschiedener Staaten betreffen." Nach Ansicht Maahns sollten sich beide Länder zusammenraufen, auch wenn das nicht die Ideallösung sei.
Mit seinem Auftritt in der Fernsehserie "Unter uns" erreichte Maahn vor vier Jahren ein Millionenpublikum. Muss man in Zeiten sinkender CD-Verkaufszahlen so flexibel sein? Diesen Gedanken weist der Sänger weit von sich: "Mir ging es eher darum, dass Rockmusik im Fernsehen wieder eine größere Plattform bekommt. Ich konnte vier Lieder präsentieren, was ich stimmig fand. Außerdem war die Serie für mich auch eine Gelegenheit, als Schauspieler noch mal nachzulegen, nachdem ich davor in Marbach als Schiller das erste Mal auf einer Theaterbühne gestanden hatte."
Am 17. Oktober steht er solo und unplugged auf der Bühne des "Tecnet Zentrums". "Ich genieße es, an Orten zu spielen, wo ich noch nie war. Die Kleinkunstbühne in Burkersdorf ist ein solch weißer Fleck auf meiner persönlichen Konzertlandkarte", freut sich der Künstler. Maahn, der nach eigener Aussage am Ausbrüten neuer Texte und Töne ist, lädt das Publikum ein, Teil eines mitreißenden Jams zu werden, also zu klatschen, zu stampfen und zu singen.
Kürzlich habe er sogar einen Mundharmonikaspieler aus dem Publikum auf die Bühne gebeten, erinnert er sich. "Der wollte gar nicht mehr aufhören, in seine Mundorgel zu blasen." Bei manchen Solokonzerten habe es zudem so tolle Fangesänge gegeben, dass ihm sogar der Gedanke gekommen sei: "Diese Besucher müsste ich jetzt alle mit auf Tournee nehmen."
Karten für das Konzert gibt es im Vorverkauf unter www.okticket.de.