Liebe machte Coburger blind
Autor: Gabi Arnold
Coburg, Freitag, 25. Januar 2019
Auf der Suche nach der großen Liebe wurde ein Coburger um 690 000 Euro erleichtert. Vor dem Landesgericht Coburg muss sich ein ehemaliger Profi-Fußballer aus den Niederlanden wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs verantworten.
"Es ist ein Phänomen, das bei der Partnersuche häufig auftritt", sagte ein Kriminalkommissar beim Prozessauftakt am Freitag. Im besagten Fall wurde der Coburger mit einem "Fake-Profil", das eine US-Soldatin mit dem Namen Janis Johnson zeigt, geködert. In Uniform, in Feierlaune oder im Abendkleid und gemeinsam mit Freundinnen trat die vermeintliche Soldatin in einer Singlebörse auf. Dort verliebte sich der Coburger in die attraktive Frau, die angab, zurzeit in Kabul stationiert zu sein.
Nachdem die "Angebetete" eine Vertrauensbasis aufgebaut hatte, bat sie zunächst um kleinere vierstellige Geldbeträge, um eine Paketsendung abzuwickeln. "Schließlich wurde eine Geschichte um eine Diamantenlieferung gesponnen", sagte der Kripo-Beamte. Dazu sollte der Coburger Diamanten aus Aserbaidschan kaufen und gewinnbringend nach China weiterverkaufen. Die Internetbekanntschaft gaukelte dem Coburger vor, das Geld sei für eine gemeinsame Altersvorsorge.
Zu diesem Zeitpunkt traten weitere Akteure ins Spiel, zum Beispiel ein vermeintlicher Anwalt aus einer Kanzlei in England. Da die Rechtsanwaltskanzlei tatsächlich existiert, wurde der Geschädigte zunächst nicht argwöhnisch. Zum Beweis erhielt er außerdem in digitaler Form alle möglichen amtlichen Dokumente und Pässe, doch allesamt waren sie gefälscht.
Lukratives Geschäft versprochen
Auch der Weiterverkauf der Diamantenlieferung wurde geregelt. Der Coburger erhielt die gefälschten Papiere eines Käufers in China ebenfalls per E-Mail. Dem Coburger wurde ein lukratives Geschäft in Aussicht gestellt: Beim Weiterverkauf sollte er von dem Chinesen als Anzahlung zunächst 1,5 Millionen Euro erhalten und später weitere 34 Millionen Euro.
Doch um die Diamantenlieferung zu erhalten, musste der Coburger zunächst Geld zahlen. 300 000 und 100 000 Euro überwies er gutgläubig auf Konten in Großbritannien. "Irgendwann wollte er die Überweisungen nicht mehr über ausländische Konten abwickeln", sagte der Kripo-Beamte.
Bei Geldübergabe gefasst
Nun kam der Niederländer ins Spiel, der gemeinsam mit einem weiteren Mann in Deutschland das Geld entgegennahm und weiterleitete. Mittlerweile hatte der Geschädigte Wind von der krummen Tour bekommen und die Polizei eingeschaltet. Bei einer überwachten Geldübergabe gingen der Niederländer und ein weiterer Mann der Polizei ins Netz.
Durch seinen Anwalt Ralph Querbach räumte der Niederländer ein, dass er das Geld genommen und weitergeleitet habe. In Amsterdam sei er demnach von einem Afrikaner für den Kurierdienst angeheuert worden. Wie den Ausführungen von Vorsitzendem Richter Christoph Gillot und dem Kripo-Beamten zu entnehmen war, sitzen die Hintermänner vermutlich in Nigeria. Dort verliert sich laut dem Beamten auch die Spur des Geldes. "Die Ermittlungen in Nigeria laufen, aber es handelt sich um organisierte Kriminelle, und die sind gut vorbereitet", sagte der Kripo-Beamte.