Druckartikel: Lichtenfelser Zwischenfall

Lichtenfelser Zwischenfall


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Mittwoch, 30. Sept. 2020

Markus Häggberg Vorgestern war's. Die Turmuhr zeigte 11 Uhr an, und weil es schon dunkel war, ging ich mal vorsorglich irgendwie von 23 Uhr aus. Ich ging so versonnen über den Marktplatz vor mich hin ...


Markus Häggberg Vorgestern war's. Die Turmuhr zeigte 11 Uhr an, und weil es schon dunkel war, ging ich mal vorsorglich irgendwie von 23 Uhr aus. Ich ging so versonnen über den Marktplatz vor mich hin und wünschte mir die Jugend herbei. Da kam sie auch schon.

Ich muss sagen, der Kerl war vielleicht Anfang 20 und hatte einen recht eigenwilligen Gang. Bei dieser Gelegenheit muss ich noch unbedingt anbringen, dass man mit seinen Wünschen sehr präzise sein sollte, denn ich wünschte mir natürlich nur meine eigene Jugend herbei und nicht diese Type.

Aber gut, nun war es also geschehen und nun hatte ich etwas zu beobachten. Der junge Mann sappte breitbeinig und in geduckter Haltung vor sich hin, blickte hektisch mal nach links und mal nach rechts, sah in ein paar Metern Abstand vor sich eine halbvolle Cola-Plastikflasche liegen, nahm Anlauf und kickte sie gegen die Wand eines Geschäfts. Diese Jugend aber auch, immer etwas übermütig. Den dumpfen Knall schien der junge Mann gar nicht zu genießen, stattdessen ging er einfach weiter. Dann, so 30 Meter später, der junge Mann sappte breitbeinig und in geduckter Haltung vor sich hin, blickte hektisch mal nach links und mal nach rechts, tauchte eine leere Cola-Dose vor ihm auf. Er nahm sie ins Visier, nahm Anlauf und kickte sie zehn Meter weit über den Boden gegen die nächste Hauswand. Diese Jugend aber auch, immer etwas übermütig. Mittlerweile hatte der junge Mann schon einen rechten Vorsprung, denn er ging wirklich sehr forsch.

Aber es lag noch mehr in dieser Forschheit, denn sie war so zielstrebig wie ... wie ... fragwürdig.

Am Unteren Tor angelangt, konnte ich sehen, dass er in der Ferne gegen eine Geschäftstür trat. Tja, so ist das mit der Jugend, sie neigt halt schon seit allen Zeiten zum Überschreiten von Grenzen und tut immer wieder dasselbe. Aber vielleicht machen Drogen auch einfach nur fantasielos.