Was ist ein Kükenleben wert?
Autor: Monika Schütz
Bad Staffelstein, Sonntag, 07. Februar 2021
Das Tierschutzgesetz soll geändert werden und zukünftig das Töten von Küken verbieten. Das ist bei Geflügelhaltern umstritten.
Ein neuer Gesetzentwurf sorgt bei Geflügelhaltern und Verbrauchern aktuell für Kopfschütteln: Mogelpackung sagen die einen - Verbrauchertäuschung die anderen. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ( BMEL ) werden jedes Jahr in Deutschland etwa 45 Millionen Hühnerküken kurz nach dem Schlüpfen getötet. Dabei handelt es sich um die männlichen Geschwister der Legehennen. Die weiblichen Küken werden zu den Legehennen, die unsere Konsum-Eier legen.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ( CDU ) hat am 20. Januar 2021 ein Gesetz zum Ausstieg aus dem Kükentöten vorgelegt: Der Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes zielt auf ein flächendeckendes und schrittweises Verbot des Kükentötens in Deutschland ab Ende 2021. Das gesetzliche Verbot sei erforderlich, um das Töten der Hühnerküken einheitlich zu unterbinden und Verstöße wirksam sanktionieren zu können.
Preise sind nicht mehr haltbar
"Dass das Gesetz kommt, wissen wir schon länger", sagt Nebenerwerbslandwirtin Katharina Teuchgräber und führt über ihren Hof zum Hühnerauslauf. Drei mobile Ställe haben sie und ihr Mann Franz Josef. Die Eier ihrer 860 Legehennen verkaufen sie gleich vor Ort in ihrem Hofladen in Bad Staffelstein . Wenn das neue Gesetz in Kraft tritt, werden sie ihre Preise nicht mehr halten können. Die Familie kauft ihre Legehennen beim Züchter in Mittelfranken. Doch ob der dann - wegen des neuen Gesetzes - seine Brüterei wie viele Mitbewerber ins benachbarte Ausland verlagert? Sie weiß es nicht.
Männliche Küken werden getötet
Die Brutzeit eines Hühnereis beträgt 21 Tage. Bis 2024 soll es in Deutschland erlaubt sein, den Brutvorgang abzubrechen, wenn sich bis zum 9. Bruttag herausstellt , dass das Küken männlich sein wird. Ab 2024 soll das aber nur noch bis zum 6. Bruttag erlaubt sein. Doch ab welchem Bebrütungstag kann das Geschlecht des Kükens bestimmt werden? Das interessiert offensichtlich die Gesellschaft, denn das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ( BMEL ) hat für häufig gestellte Fragen jetzt eigens eine Antwort-Seite ins Netz gestellt. Für diese Frage hat das Ministerium folgende Antwort vorbereitet: "Grundsätzlich gilt, dass ein Küken erst am 21. Tag, also am Tag des Schlupfs, überlebensfähig ist. Dennoch ist zu beachten, dass während der Brutphase laufend embryonale Entwicklungsprozesse stattfinden. Wird im Brutei ein männlicher Embryo festgestellt, wird die Bebrütung abgebrochen." Zwangsläufig ergibt sich daraus die nächste Frage: Was passiert denn dann mit den nicht ausgebrüteten Eiern? "Die Entwicklung der männlichen Bruteier wird unmittelbar nach dem Aussortieren durch eine kurze Schockfrostung beendet. Die Eier werden als proteinreicher Futtermittelrohstoff weiterverarbeitet", so die Auskunft des BMEL .