Riesen-Solarpark findet wenig Freunde
Autor: Stephan Stöckel
Altenkunstadt, Mittwoch, 09. Juni 2021
Über dimensionierung Doppelt so groß wie ganz Spiesberg: Die Pläne eines Münchner Unternehmens stoßen auf wenig Gegenliebe im AltenkunstadterGemeinderat. Ein anderes Projekt hingegen bekommt grünes Licht.
Wo soll eine Photovoltaikanlage Strom produzieren – auf dem Dach oder in der freien Natur? Mit dieser Frage, an der sich seit Jahren die Geister scheiden, beschäftigte sich am Dienstagabend der Gemeinderat bei seiner Sitzung in der Grundschulturnhalle. Die BayWa r.e. Solar Projects GmbH, eine Tochter der BayWa AG mit Sitz in München, möchte unweit des Ortsteils Spiesberg einen zehn Hektar großen Solarpark errichten. So recht glücklich mit der von Projektentwickler Raphael Kempf vorgestellten Planung war niemand im Gremium.
Zu überdimensioniert erschien vielen das Vorhaben. „Ein Solarpark ist immer noch besser als ein Windpark, allerdings ist dieser zu groß“, meinte Hans-Werner Schuster ( CSU ), der vorschlug, den Park um ein Drittel zu verkleinern. Auch seine Fraktionskollegin Melita Braun ( CSU ) stimmte in diesen Chor mit ein: „Der Solarpark ist doppelt so groß wie das Dorf – das erschreckt einen.“ Georg Deuerling von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) sprach von einer Verschandlung des Landschaftsbildes. Zudem verwies er darauf, dass sich der Standort im Naturpark „Fränkische Schweiz“ in unmittelbarer Nähe zu einem Landschaftsschutzgebiet befinde.
Strom für 2200 Vier-Personen-Haushalte
Die Leistung der Anlage bezifferte Kempf auf neun MWpeak. Jährlich würden rund 8700 Megawattstunden CO2-neutraler Strom produziert. Dies entspreche dem Verbrauch von mindestens 2200 Vier-Personen-Haushalten, rechnete der Experte vor. Dadurch werde Altenkunstadt bilanziell energieautark. Die jährliche CO2-Ersparnis gab er mit 5600 Tonnen an. Außerdem, so Kempff, komme es zu einer Erhöhung der Biodiversität . „Nachweislich regenerieren sich die natürlichen Bodenfunktionen unter der Anlage durch die temporäre Extensivierung“, behauptete der Experte. Die Bürger können nach Auskunft des Redners Anteile an der Anlage zwischen 500 und 10 000 Euro erwerben.
Sein Werben für den Solarpark, der ab Ende 2022 oder Anfang 2023 Strom produzieren soll, verfing nicht so recht. Deuerling und Michael Limmer von der Jungen Wähler Union (JWU) begrüßten die Initiative „Macht die Dächer voll“ aus dem Nachbarlandkreis Kulmbach, die mehr Solaranlagen auf Gebäude bringen will. Rolf Gnatzy von der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) forderte ein Gesamtkonzept zur Errichtung von Photovoltaikanlagen in der Gemeinde Altenkunstadt .
Was denken die Spiesberger?