Räte kippen Bauantrag
Autor: Markus Drossel
Bad Staffelstein, Donnerstag, 22. Juli 2021
Abstimmung Am Hirtenberg war eine Senioren-Wohnanlage mit Betreuung und Palliativstation geplant. Jetzt gibt es ungeahnte Hürden.
War es ein Paukenschlag? Zumindest ein Aufrufezeichen wurde in der letzten Sitzung des Stadtrats vor der Sommerpause gesetzt, und zwar ein deutliches. Einstimmig lehnten die Räte den Bauantrag über die Errichtung einer Service-Wohnanlage am Hirtenberg in Nedensdorf und damit ein Projekt von mehreren Millionen Euro Invest ab. Sie stellten sich dabei gegen den Vorschlag der Bauverwaltung. Anfangs hatte es nicht danach ausgesehen.
Es ist die Firma RLH Wohnungsbau GmbH aus dem südhessischen Mörfelden-Walldorf, die gerne die „ Senioren-Residenz am Hirtenberg & Service-Wohnanlage“ errichten würde, etwa 300 Meter nach Ende der derzeitigen Wohnbebauung des 251-Einwohner-Dorfs im Banzgau, auf einem erhöht liegenden Hanggrundstück mit zweifelsohne traumhafter Aussicht. Angedacht sind insgesamt 130 Einheiten: Wohnungen für „ Senioren Ü50“, Zimmer (Mikroapartments) und betreute Wohnungen mit unterschiedlichen Pflegebereichen beziehungsweise Pflegestufen und mit Palliativstation.
Die so genannten Mikroapartments sollen über eine Kitchenette verfügen und für maximal sechs Monate angemietet werden können. Eben für Geschäftsreisende oder für Arbeiter, die in der Region kurzzeitig ihrer Tätigkeit nachgehen. Einer der Hauptkritikpunkte in der Argumentation der Stadträte .
Ehe diese in die Diskussion einstiegen, erinnerte der amtierende Bürgermeister Hans-Josef Stich ( CSU ) daran, dass man bereits einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufgestellt habe für den Bereich Hirtenberg. Damals war noch ein anderer Investor im Gespräch, doch der Plan ist rechtskräftig. Er nannte es schade, dass das ursprüngliche Konzept Senioren-Wohnanlage mit Palliativstation und kleinem Hotel (für Angehörige) nun sehr in Richtung Service-Wohnanlage verrutscht wurde. Dies aber sei wohl laut Vorgaben des Bebauungsplans zulässig.
Und 43 mal „Mikrowohnen“
Bauamtsleiter Michael Hess ging ins Detail und erläuterte die Vorstellungen des Investors genauer. Nach oben hin dreigeschossig und in den Hang hineingebaut werden soll die dreiflügelige Anlage, die sich zum Tal und damit zum Panorama hin öffnet. Es gebe weiterhin betreutes Wohnen (22 Einheiten), auch ein Pallitativbereich mit 38 Plätzen sei weiter angedacht, aber eben nicht nur: Es sollten auch 25 „normale“ Wohnungen und 43 mal genanntes „Mikrowohnen“ entstehen, eine Gastroeinheit inklusive. 111 Stellplätze sind geplant. Auch wenn sich die Pläne geändert hätten, so Bauamtsleiter Hess, sei das durchaus weiterhin mit dem ausgewiesenen sonstigen Sondergebiet vereinbar. „Das ist nicht das, was ursprünglich ausgemacht war“, zeigte sich Werner Freitag (Grüne/Staffelsteiner Bürger für Umwelt und Naturschutz) überrascht. „Für mich stellt sich das als Ferienwohnanlage dar.“