Frauen bekommen 17 Prozent weniger
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Lichtenfels, Dienstag, 08. März 2022
Im Landkreis Lichtenfels verdienen Frauen 17 Prozent weniger als Männer. Zum internationalen Frauentag am gestrigen Dienstag weist die Gewerkschaft Na...
Im Landkreis Lichtenfels verdienen Frauen 17 Prozent weniger als Männer.
Zum internationalen Frauentag am gestrigen Dienstag weist die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) auf große Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern im Kreis Lichtenfels hin. Frauen, die eine Vollzeitstelle haben, verdienen im Landkreis aktuell 17 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Während der mittlere Vollzeitverdienst von Männern bei 3042 Euro pro Monat liegt, kommen Frauen lediglich auf 2528 Euro, so die NGG-Region Oberfranken un-ter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit . „Es kann nicht sein, dass Frauen in puncto Bezahlung trotz gleicher Arbeitszeit systematisch den Kürzeren ziehen“, kritisiert Gewerkschafter Michael Grundl.
Die Corona-Pandemie habe die Situation teils verschärft und alte Rollenbilder verfestigt. „In Zeiten von Lockdowns und Schulschließungen waren es in vielen Familien gerade die Frauen, die beruflich zurückstecken und sich um Kinder und Haushalt kümmern mussten“, sagt Grundl. In Branchen wie dem Gastgewerbe habe die Krise Frauen zudem besonders stark getroffen – etwa weil sie überdurchschnittlich oft in Minijobs arbeiteten. Diese Stellen seien nach zwei Jahren Pandemie in großem Stil abgebaut worden. Die Betroffenen stünden nach dem Jobverlust ohne Arbeitslosenversicherung da und hätten auch keinen Anspruch auf das Kurzarbeitergeld.
Erhebliche Lücke
Neben prekären Arbeitsverhältnissen gebe es aber in vielen Betrieben nach wie vor einen großen „Gender Pay Gap“, also eine erhebliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. „So verdienen Bäckereifachverkäuferinnen in Bayern bei Vollzeit gut 300 Euro weniger als Bäcker. Dabei haben beide eine dreijährige Ausbildung hinter sich und es im Arbeitsalltag mit genauso hohen Anforderungen zu tun“, betont Grundl. Der NGG-Geschäftsführer ruft die Unternehmen in der Region dazu auf, die Ungleichbehandlung zu beenden und „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ zu zahlen. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel im Lebensmittel- und Gastgewerbe sollten die Firmen alles daransetzen, durch attraktive Arbeitsbedingungen Frauen zu gewinnen. „Hier schlummert ein enormes Potenzial für den heimischen Arbeitsmarkt“, meint Grundl.
Allerdings stehe auch die Politik in der Pflicht, mehr für die Gleichberechtigung zu tun. Die NGG kritisiert besonders das Ehegattensplitting. „Das Steuersystem bietet Frauen, deren Partner ein gutes Einkommen haben, kaum Anreize, selbst beruflich durchzustarten. Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse V bleiben viele von ihnen zu Hause oder machen einen Minijob . Hier muss die Bundesregierung eine Reform anpacken“, fordert Grundl. red