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Der Landkreis altert


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Mittwoch, 29. Sept. 2021

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis ist stabil bis leicht steigend. Das ist eines der Fazite der Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklung, Wi...


Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis ist stabil bis leicht steigend. Das ist eines der Fazite der Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklung, Wirtschaft und Infrastruktur. Am Dienstag tagte er im großen Sitzungssaal des Landratsamts.

Kreisentwickler Andreas Grosch hatte die Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik aufgedröselt und ins Konkrete überführt. Es war einer von mehreren Tagesordnungspunkten, aber einer, der zuoberst stand.

Für Oberfranken, so Grosch, steht zu vermuten, dass ein Drittel der Gemeinden bis 2033 eine konstante Bevölkerungsentwicklung aufweisen wird. In 20 Gemeinden wird die Bevölkerung zunehmen, aber in mehr als der Hälfte der 214 bayerischen Gemeinden soll es zu einem Bevölkerungsrückgang kommen. So weit, so verständlich.

Doch wie tückisch und mitunter aufs falsche Gleis führend Statistik sein kann, hob Grosch auch am Beispiel Marktgraitz hervor. Für diesen Ort wurde berechnet, dass er 2033 die älteste Gemeinde im Landkreis mit einem Durchschnittsalter von 56,4 Jahren sein wird. Nur spricht das Landesamt für Statistik aber nicht davon, dass es dort eben auch Altenwohnheime mitsamt vielen Bewohnern gibt.

Nicht mehr kleinster Landkreis

Die reine Zahlenanalyse hat ergeben, dass im Landkreis zum 31.12.2020 nun 66 722 Menschen lebten. Im Jahr 2039 wird die Bevölkerungsveränderung mit sich gebracht haben, dass es 5,4 Prozent weniger unter 18-Jährige gibt und sogar 15,4 Prozent weniger unter Dreijährige. Schon bevor Grosch das Wort erteilt bekam, fasste Landrat Meißner eine Situation bündig zusammen: „Im Landkreis Lichtenfels liegen Gründe nicht bei Abwanderung, sondern bei zu wenig Geburten.“ Es gibt aber auch einen Gegentrend zum Bevölkerungsschrumpfen vielerorts und der besteht darin, dass die Bevölkerungszahl im Landkreis zumindest seit 2015 gehalten wird. Auf Nachfrage unserer Zeitung, inwieweit das womöglich auch der Flüchtlingskrise geschuldet sein könnte, setzte Grosch auseinander, dass man das derzeit schwerlich beantworten könne, da Faktoren wie angenommene deutsche Staatsbürgerschaften etc. eine Rolle spielten. Meißner hielt einen weiteren Umstand fest, der sich aus den Zahlen ergibt. Den nämlich, wonach der Landkreis Lichtenfels nun nicht mehr der kleinste Landkreis Bayerns ist. Die rote Laterne ging an den Nachbarlandkreis Kronach.

Interessant war auch der Blick auf den Pendleratlas, der im Juni 2020 von der Bundesagentur für Arbeit für den Kreis Lichtenfels vorlag. So nahmen beim beruflichen Auspendeln Lichtenfelser weitere Wege auf sich, als es Einpendler tun mussten. Im Raum Lichtenfels wohnen 29 039 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Von ihnen pendeln 10 799 zur Arbeit in einen anderen Kreis, wohingegen 1023 Beschäftigte, die in den umliegenden Landkreisen wohnen, in den Lichtenfelser Raum einpendeln. Zahlen, die Meißner gemäßigt, aber bestimmt sagen ließen, der Landkreis sei ein Wohnstandort und nicht nur ein Arbeitsstandort. häg