Druckartikel: Den Franziskanern fehlt der Nachwuchs

Den Franziskanern fehlt der Nachwuchs


Autor: Gerd Klemenz

Bad Staffelstein, Dienstag, 22. März 2022

Kirche Da die Zahl der aktiven Brüder sinkt, können viele Klöster nicht mehr gehalten werden, hieß es bei einem Treffen in Vierzehnheiligen. Die Mitglieder des Ordens überlegen, wie sie ihre Arbeit restrukturieren können.
Provinzialminister Pater Cornelius Bohl (vorne) begrüßte die Franziskanerpatres in der päpstlichen Basilika in Vierzehnheiligen.


Erstmals nach drei Jahren trafen sich die Brüder der Deutschen Franziskanerprovinz wieder zum gemeinsamen Kapitel, das vergangene Woche in Vierzehnheiligen stattfand. Gleich eine Woche nach der Deutschen Bischofskonferenz trafen sich im „fränkischen Betlehem“ etwa 80 Franziskaner aus der ganzen Republik.

Das Kapitel setzt sich zusammen aus der Leitung des Ordens und der Klöster in Deutschland sowie einer gleichen Anzahl an gewählten Brüdern. Neben diesen 60 stimmberechtigten Kapitularen waren auch weitere Brüder beim offenen ersten Teil des Provinzkapitels willkommen. Zu Beginn fasste Provinzialminister Pater Cornelius Bohl die Situation des Ordens und die Entwicklung der Provinz in den letzten Jahren zusammen.

Nach der Aussprache zum Provinzialbericht und den weiteren Berichten aus den Häusern und Werken stellte Pater Thomas Hraschnik aus Salzburg seine Eindrücke aus der Visitation vor. Der Österreicher war als Generalvisitator in den vergangenen Monaten durch Deutschland gereist und hatte sämtliche Franziskanerklöster und Brüder der Deutschen Provinz besucht und mit jedem einzelnen gesprochen. Da Pater Hraschnik Corona-positiv getestet wurde, konnte er seinen Bericht nur digital über eine Video-Schaltung präsentieren. Die Franziskaner in Deutschland seien mitten in einem Konsolidierungsprozess. Durch die abnehmende Zahl der aktiven Brüder könnten viele Klöster und Aufgaben nicht mehr gehalten werden.

Thema des Kapitels war auch die interfranziskanische Zusammenarbeit. Pater Andreas Murk, der Provinzialminister der Deutschen Franziskaner-Minoriten, Bruder Helmut Rakowski, der Provinzialvikar der Kapuziner in Deutschland sowie Pater Fritz Wenigwieser, der Provinzialminister der Österreichischen Franziskanerprovinz, waren zum Austausch gekommen. Zusammen mit Schwester Friederike Müller, Franziskanerin aus Dillingen, stand bei einem Bibliolog das gemeinsame Arbeiten mit der Heiligen Schrift auf dem Programm.

„Bei einem Provinzkapitel werden Anträge aus den Reihen der Brüder bearbeitet, die gleichsam eine Arbeitsbeschreibung und Roadmap für die künftige Provinzleitung darstellen. Dazu gehören innovative Projekte, Restrukturierungsmaßnahmen, spirituelle Angebote und neue Spielregeln des Zusammenlebens“, berichtet Guardian Pater Maximilian. „Die aktuell schwierige Situation der Kirche nach dem Kölner und Münchner Missbrauchs-Gutachten, die Beeinträchtigungen der Corona-Situation und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs beschäftigten die Mitbrüder sehr“, fügt er an.

Seit Beginn der Corona-Pandemie fanden alle brüderlichen Treffen nur digital statt. Es war nach langer Zeit wieder einmal ein Treffen in Präsenz, was mit einer großen Wiedersehensfreude verbunden war. Bei der Messe in der Basilika, der Guardian Pater Maximilian vorstand, wurde für einen baldigen Frieden in der Ukraine gebetet.

Der zweite Teil des Provinzkapitels, bei dem vor allem eine neue Provinzleitung gewählt wird, findet im Juni dieses Jahres in Haus Ohrbeck bei Osnabrück statt.