Schultz ist Leiter der hiesigen Musikschule, Begründer des Leipziger Barockorchesters, Künstlerischer Leiter des französischen Barockensembles „Le Concert Lorrain“, auftrittserprobt an namhaften Stätten wie Philharmonien, dem Concertgebouw in Amsterdam, der Alten Oper Frankfurt oder dem Musikverein Wien. Chukurova hingegen ist arrivierte Pianistin, Absolventin der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ , Preisträgerin internationaler Wettbewerbe, Kammermusikerin und Cembalistin .
Beide sind Füllhörner musikalischen Wissens, beide gut aufeinander eingestimmt. Ein Exempel: Bachs Sonate für Cembalo obligato und Violoncello piccolo, BWV 1027. Da waren diese Momente, in welchen Schultz Töne in der Schwebe zu halten hatte, um dem Spiel des Cembalos, das schwerlich mit Lautstärken variieren kann, die sanfte Dominanz zu erhalten.
Musikkunst auf höchstem Niveau
Höchst hörenswert wurde auch das Adagio des Werks ausgestaltet, dessen Thema nur vier Noten hatte, die weitergereicht und umspielt wurden. Auch hier: Während Chukurova spielte, hatte Schultz Töne ab- und anschwellen zu lassen. Und bei solcher Gelegenheit kommt einem etwas Erhellendes in den Sinn: Bachs Zeit war eine Zeit des Lauschens, nicht bloß des Hörens.
40 Adjektive – so viele glaubte eine Besucherin für das Minenspiel Schultz’ während des Abends ausgemacht zu haben. Tatsächlich fällt bei dem Mann auf, dass er Noten zu kommentieren scheint, dass er die Freude an der Musik oberhalb des Kragens zur Schau trägt. Ergriffen, raffiniert, verschlagen, erwartungsvoll, spöttisch, neckisch – nur sechs von all den Adjektiven, die während seines Musizierens zum Ausdruck kamen. Und Chukurova? Stiller, weniger expressiv, aber genauso präzise.
Eigentlich habe man nur eine Stunde spielen wollen, aber das klappte nicht, und so entschuldigte sich Schultz vor allem bei den Kindern im abendlichen Saal: „Wir überziehen um 11,3 Minuten.“ Das Duo hätte ruhig auch länger überziehen können.